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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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seinen Oberschenkel.
    «Wie du meinst», brummte Reese. «Obwohl ich sienach wie vor für ein durchtriebenes Weib halte. Aber bitte, befrag du sie.»
    «Sachte, mein Lieber!» Beichgard hob halb scherzhaft, halb drohend den Zeigefinger. «Du sprichst immerhin von der Frau, der ich kommenden Sonntag einen Heiratsantrag zu machen gedenke. Doch das soll jetzt nicht das Thema sein.»
    Adelina dachte, sie höre nicht recht. Beichgards Worte waren eine kolossale Erleichterung für sie, bedeuteten sie doch, dass sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit heil aus diesem Haus herauskommen würde. Gleichzeitig aber bestärkten sie sie in dem Entschluss, diesen Mann unter keinen Umständen zu heiraten, ganz gleich, was er mit ihrem Vater abgesprochen haben mochte. Ludolf Beichgard kam ihr aalglatt vor und hinterlistig wie eine Schlange. Zwar schien er es gut mit ihr zu meinen, doch mit einem Mann wie ihm würde sie es keine drei Tage aushalten. Und was geschehen würde, wenn er hinter ihr Geheimnis käme, mochte sie sich gar nicht vorstellen.
    «Kommen wir noch einmal zurück zu Reinhild», sagte er gerade. «Sie war mit Hilger verwandt, das wisst Ihr nun. Was Ihr noch wissen solltet, ist, dass Hilger ein mehr als starkes Interesse daran hat, das Hospital zu schließen. Hilger, und nicht der Stadtrat! Oder höchstens jene Ratsherren, die zu seinen Anhängern gehören.» Er weidete sich noch immer an ihrer Überraschung.
    «Was hat denn ein Mann wie Hilger Quattermart von der Schließung des Beginenhospitals?»
    Beichgard nickte amüsiert.
    «Eine gute Frage. Wo liegt das Hospital?»
    «Neben der Kirche St. Gereon, beim Kloster …»
    «Ach was. Genau zwischen dem Blidenhaus und dererzbischöflichen Residenz», unterbrach er sie. «Das Hospital selbst interessiert ihn einen Dreck. Er würde es sofort abreißen lassen. Er will das Grundstück. Wenn er dort ein wehrhaftes Haus baut, steht er genau zwischen der Waffenkammer der Stadt und Erzbischof Friedrich, mit dem ihn bekanntermaßen nicht gerade Freundschaft verbindet.»
    «Ihr meint, er will den Erzbischof angreifen?» Die Vorstellung verschlug Adelina den Atem. Beichgard schüttelte den Kopf.
    «Nicht angreifen. Er könnte aber jeden Streit aussitzen, ihn im Falle eines Zwistes belagern und gleichzeitig das Blidenhaus kontrollieren, damit die Kölner Bürger nicht eingreifen.»
    Stumm sah Adelina zu Boden. In ihr arbeitete es. Was um alles in der Welt hatte Reinhild mit Hilgers Plänen zu tun? Ruckartig hob sie den Kopf.
    «Hat Reinhild etwa … hat sie …?» Sie war fassungslos.
    «Wir wissen es nicht», ergriff Reese wieder das Wort. «Aber mein armes Weib war fast ein Jahr im Hospital, wie Ihr sehr wohl wisst. Und sie stand die ganze Zeit in Kontakt mit ihrem Vetter.»
    «Sie war krank vor Kummer um ihr totes Kind», widersprach Adelina, doch im selben Moment wurde ihr bewusst, wie leutselig und frohgemut Reinhild zuweilen gewirkt hatte. Selbst Irmingard hatte die Vermutung geäußert, dass Reinhild in Wahrheit einfach nicht nach Hause gewollt habe. Mit einem Mal fühlte sich Adelina sehr elend. Hatte Reinhild sie die ganze Zeit grausam getäuscht? War sie am Ende gar nicht krank gewesen, sondern hatte nur dort ausgeharrt, um das Hospital durch die Giftmorde in einen schlechten Ruf zu bringen?War sie imstande gewesen, zwei Menschen heimtückisch zu vergiften?
    «Sie ist doch aber selbst an dem Gift gestorben!»
    «Vielleicht hatte sie Gewissensbisse?», gab Reese zu bedenken. «Sie war eine sanftmütige Frau. Möglicherweise hat sie es nicht ertragen und sich selbst gerichtet. Aber etwas anderes beschäftigt mich im Augenblick mehr: Von welchem Gift sprechen wir eigentlich die ganze Zeit?»
    «Schierling», antwortete Adelina leise.
    «Der Daus, das hat sie aber bestimmt nicht freiwillig eingenommen!», rief Beichgard, und sie sah, wie er sich schüttelte.
    «Das können wir nicht wissen», befand Reese und blickte zum Fenster hinaus. Adelina bemerkte, dass seine Gesichtsmuskeln arbeiteten. Offenbar hatte er seine Frau tatsächlich lieb gehabt. Und nun sprachen sie davon, dass sie vielleicht eine gemeine Mörderin gewesen war. Plötzlich tat ihr der Kaufmann Leid.
    «Und wenn es doch jemand anderes war?»
    «Alles deutet auf sie.» Reese wandte sich wieder um. Nun glich sein Gesicht einer steinernen Maske.
    «Was wollt Ihr dann von mir?» Adelinas Magen begann zu rebellieren. Für heute war es genug der schlimmen Botschaften und Ereignisse.
    «Herausfinden, ob sie das Gift

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