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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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kam.

13
    Kaum war Adelina auf die Straße getreten, als Franziska aus einem Hauseingang in der Nähe sprang und auf sie zurannte.
    «Da seid Ihr ja, Herrin! Ich musste einfach auf Euch warten. Wie gut, dass sie Euch nicht wieder eingesperrt haben. Was haben diese Männer nur von Euch gewollt?»
    Adelina hüllte sich noch fester in den Umhang. Ihr war ganz schwindelig. Auch die Übelkeit hatte sich noch nicht wieder gelegt. Aber sie wusste, dass sie ihrer Magd wohl eine Erklärung schuldig war. Während sie den langen Weg quer durch die Stadt gingen, erzählte sie Franziska von den Todesfällen, ihrem Verdacht und dass Georg Reese deshalb mit ihr habe sprechen wollen. Sie sah Franziska an, dass die ihr die Geschichte nicht abnahm. Immerhin hatte man sie in einem Kellerraum eingesperrt.
    Ratsherren waren mächtige Männer. Wie mächtig, das war ihr erst heute richtig bewusst geworden. Reese hätte ihr auch etwas antun und es als Unfall hinstellen können. Die Männer, die er um sich geschart hatte, waren zu allem bereit.
    Als sie die Apotheke betraten, sprangen die beiden Wachmänner, die Greverode zurückgelassen hatte, von den Stühlen auf, die sie aus der Stube geholt hatten.
    Albert, Vitus und Neklas Burka hockten auf dem Boden hinter der Verkaufstheke. Burka hielt sich einnach scharfem Wundkrautsud riechendes Tuch an die Schläfe.
    «Ihr seid also zurück», sagte einer der beiden Männer. «Dann dürfen wir Euch nun verlassen, gute Frau.» Der Spott in seiner Stimme ärgerte sie, doch sie wollte mit keinem Wort den Aufbruch der Männer hinauszögern. Nachdem sie die Apotheke verlassen hatten, kam Albert mühsam vom Boden hoch, während Franziska zu dem verstörten Vitus lief und ihn aus der Apotheke brachte.
    «Lina, Kind, was habe ich mir für Sorgen gemacht!» Schwankend kam ihr Vater auf sie zu und drückte sie an sich. «Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? Wo haben sie dich hingebracht? Was …»
    «Vater, ich darf es dir nicht sagen.» Adelina schob ihn ein Stück von sich und sah ihm ins Gesicht. Um seinen Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben. Waren sie am Morgen schon da gewesen?
    «Was soll das heißen, du darfst es mir nicht sagen? Ich bin dein Vater! Was hast du mit dem Stadtrat zu schaffen, dass sie dich auf diese Weise abführen und erst nach Stunden wieder zurückbringen?» Vor Angst und Sorge überschlug sich seine Stimme.
    «Es hat etwas mit den Todesfällen im Hospital zu tun, von denen ich dir erzählt habe. Ich …» Sie suchte nach Worten. «Ich bin dem Rat versehentlich bei seinen Untersuchungen in die Quere gekommen. Aber nun ist alles geklärt. Es besteht kein Grund mehr zur Sorge.»
    «Kein Grund? Du meine Güte, Lina, sie haben dich praktisch entführt. So kann das einfach nicht mehr weitergehen. Wenn am Sonntag Ludolf Beichgard zu uns kommt, werden wir alles für eine baldige Hochzeit regeln, hast du mich verstanden? Du musst endlich unterdie Haube kommen. Ich bin langsam zu alt, um auf dich aufzupassen. Dieses Gerenne ins Hospital und das alles muss aufhören. Die Ehe wird dir gut bekommen, glaube mir. Da wirst du keine Zeit mehr haben, deinen Kopf in Dinge zu stecken, die dich derart in Schwierigkeiten bringen.» Albert fuhr sich durch den zerzausten Bart. «Ich will hoffen, dass Ludolf nichts von dieser Sache erfährt. Falls doch, könnte das seine Meinung über dich ändern, und womöglich zieht er seinen Antrag zurück.»
    «Ich glaube nicht, dass da eine große Gefahr besteht», murmelte Adelina. Ihr Vater hatte sich jedoch bereits abgewandt und folgte Franziska und Vitus in die Küche. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Burka noch immer auf dem Boden saß und sich das Tuch an den Kopf presste.
    Einige Augenblicke starrte sie unschlüssig auf ihn hinab. Der Verdacht, den Reese gegen den Medicus geäußert hatte, stak wie ein winziger Giftpfeil in ihrer Seele.
    Er blieb einfach sitzen. Adelina räusperte sich verhalten, doch er regte keinen Muskel.
    «Magister Burka?» Sie ging vor ihm in die Hocke und schob das Tuch in seiner Hand beiseite, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er war leichenblass und atmete flach.
    «Du liebe Zeit, was ist mit Euch?» Erschrocken berührte sie seine Wange, um zu prüfen, ob er Temperatur hatte. Sie spürte kalten Schweiß auf seiner Haut. Warum war das niemandem aufgefallen? Burka war noch immer vollkommen apathisch.
    «Vater! Franziska!», rief sie und rüttelte Burka leicht am Arm. «Kommt schon, Magister Burka, Ihr müsst

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