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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Quere gekommen?», fragte Franziska neugierig. Adelina seufzte. Wie sollte sie das alles ihrer Magd erklären? Doch die Frage erübrigte sich, denn hinter ihr wurden Schritte laut. Erschrocken blickte Adelina über ihre Schulter und dann wieder auf das Mädchen im Hof.
    «Da kommt jemand. Sieh zu, dass du verschwindest! Sie dürfen dich hier nicht erwischen, Franziska!» Rasch ließ sie sich von dem Wollballen gleiten und landete just in dem Moment auf dem eisigen Boden, als die Tür aufgestoßen wurde.
    «Meiner Treu, ist das kalt hier unten!» Die alte Walburga betrat zusammen mit einem jungen Knecht den Vorratsraum. Sie musterte Adelina neugierig, dann erkannte sie sie. «Na so was, Ihr seid das!» Ihr verhärmtes Gesicht verzog sich zu einem unsicheren Lächeln. «Kommt mit, mein Herr erwartet Euch oben in der Stube. Kann gar nicht verstehen, weshalb Ihr hier unten warten musstet.» Sie winkte Adelina noch einmal, ihr zu folgen. An der Tür nahm der Knecht Adelina am Arm, wohl, damit sie nicht auf den Gedanken kam fortzulaufen. Aus der Nähe betrachtet, sah er sogar sehr jung aus, höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre. Und ihm war die Situation anscheinend noch peinlicher als der alten Walburga, denn er hielt den Blick krampfhaft zu Boden gerichtet.
    Als Adelina in die warme, mit prächtigen, reich verziertenMöbeln eingerichtete Stube des Hauses geführt wurde, saßen dort neben Reese noch zwei weitere Männer, die der Kleidung nach zu den Soldaten gehörten, daneben ihr bärtiger Aufpasser aus der Sänfte und …
    «Herr Beichgard!» Erschrocken blickte Adelina zwischen Reese und dem Weinhändler hin und her. Sie kannte Ludolf Beichgard aus dem Zunfthaus Himmelreich. Auch heute trug er die farbenfrohen Zunftgewänder, und neben ihm auf einem Schemel lag sein pelzverbrämter Biberhut. Beichgard war ein hoch gewachsener Mann, mit leichtem Bauchansatz, der einem Älteren eher angestanden hätte. Er war noch keine dreißig Jahre alt, aber dass er, durch seinen Reichtum begünstigt, übermäßig dem Wein und gutem Essen zusprach, war unverkennbar. Bei Adelinas Anblick breitete sich ein gutmütiges Lächeln auf seinem von hellbraunem Haar umrahmten Gesicht aus. Bevor er jedoch zu Wort kam, war Reese von seinem Sitzplatz aufgestanden und vor Adelina hingetreten.
    «Adelina, ich danke Euch, dass Ihr meiner Einladung so prompt gefolgt seid.»
    «Wozu der Spott?», erwiderte sie spröde. «War es nötig, meinen Vater und Magister Burka in unserem Hause festzuhalten?»
    «Aber natürlich war es das. Ich kann kein Aufsehen brauchen. Es ist ärgerlich genug, dass Euch Eure kleine Magd gefolgt ist.»
    Adelina starrte ihn entsetzt an, doch er winkte gelassen ab. «Keine Angst, wir haben sie in Ruhe gelassen.» Er verschränkte die Arme vor der Brust. «Für die Umstände möchte ich mich allerdings entschuldigen. Meine Männer sind zuweilen etwas übereifrig, besonders Peter hier.» Er wies mit dem Kinn in Richtung desBärtigen, der sie daraufhin so spöttisch anblitzte, dass Adelina ein Schauer über den Rücken lief. «Ich hatte ihm befohlen, Euch bis zu meiner Ankunft einzuschließen. Vom Keller war jedoch nicht die Rede.»
    Peter zuckte nur mit den Schultern.
    «Wie dem auch sei, ich will hoffen, Euer Aufenthalt war nicht allzu unbequem.» Reese hielt einen Moment inne, dann sah er ihr fest in die Augen. «Ihr wisst, weshalb Ihr hier seid?»
    Adelina hob die Schultern.
    «Wenn es wegen Reinhild ist …»
    «Reinhild?» Nun war es an Reese, erschrocken dreinzuschauen. Doch dann schüttelte er den Kopf. «Sagt bloß, Ihr habt keine Ahnung, in was für ein Wespennest Ihr gestochen habt?» Er wandte sich zu Beichgard. «Kann es wirklich sein, dass sie nichts weiß?»
    «Schwer zu glauben», pflichtete der Weinhändler ihm bei. «Immerhin hatte sie ihre hübsche Nase oft genug in unseren Angelegenheiten.» Er zwinkerte Adelina zu, als halte er das Ganze für ein lustiges Spiel. Sie schauderte. Und diesem Mann wollte ihr Vater sie zur Frau geben!
    Reese begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
    «Adelina, was habt Ihr mit dem Beginenhospital zu schaffen?»
    «Na, was schon? Ich liefere Arzneien. Manchmal helfe ich auch den Pflegerinnen bei der Arbeit.»
    «Ihr helft also. Sehr löblich. Dann habt Ihr Zugang zu allen Räumen im Hospital?»
    «Nicht zu allen.» Verunsichert folgte sie seinen Wanderungen mit den Augen. Was sollte das alles?
    «Der Krankensaal, der Speiseraum, die Küche …» Reese blieb stehen. Adelina

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