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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Stellvertretung übernommen.»
    Damit wandte er sich endgültig ab, und sie hörte, wie er langsam die Stiege zu seiner Kammer hinaufging.
    Die Grande Dame war also schwer erkrankt? Lag womöglich auf den Tod? Nun kam wirklich alles zusammen.
    Franziska trat in die Küche, nahm sich ein Tuch und wischte den Tisch damit sauber.
    «Ich habe Vitus zu Bett gebracht. Er ist sofort eingeschlafen.» Sie trug das Tuch zum Spülstein und schüttelte es aus. «Heute früh war ich mit dem Korn beim Müller, wie Ihr es mir gesagt habt.» Sie deutete mit dem Kinn auf den Mehlsack, den sie neben dem Regal abgestellt hatte.
    «Hast du das Mehl auch geprüft?» Adelina ging zu dem Sack hin und öffnete die Verschnürung. «Ich will es nicht zu fein haben. Schrotbrot ist nahrhafter.»
    «Ich habe genau aufgepasst, Herrin. Auch, dass er uns wirklich unser Mehl gibt und nicht irgendeinen Rest», bekundete das Mädchen eifrig.
    «Das hast du gut gemacht, Franziska.» Adelina griff in den Sack und ließ den Körnerschrot durch die Finger rieseln. Kopfschüttelnd blickte sie in den Sack, nahm noch einmal eine Hand voll und schwenkte sie auf ihrem Handteller hin und her. «Diesmal hat er es aber wirklich genau genommen», murmelte sie. «Da sind ja noch ganze Körner drin.» Leicht verärgert warf sie das Schrot zurück in den Sack. «Fast könnte man meinen, es macht ihm Spaß, mich zu ärgern.» Sie griff nach dem Schnürband und wollte den Sack wieder damit verschließen, als ihr Blick an einem einzelnen Korn hängen blieb. Es war schwarz, ganz schwarz und größer als die anderen. Sekundenlang starrte sie benommen in den Sack. In ihren Ohren summte es, und eine Erinnerung drängte sich verschwommen in ihr Bewusstsein. Vorsichtig nahm sie es zwischen Daumen und Zeigefinger.Dann wühlte sie aufgeregt im Sack, und tatsächlich, sie fand noch mehr schwarze Körner, einige stark vermahlen, andere noch fast ganz.
    «O mein Gott!» Entsetzt wühlte sie weiter. Franziska kam erschrocken näher und fasste sie an der Schulter.
    «Herrin, was ist denn los? Was tut Ihr da? Ist etwas nicht in Ordnung mit dem Mehl?»
    Adelina starrte einen Moment auf das Häufchen schwarzer Körner, das sie in ihrer Hand versammelt hatte. Ihr wurde schrecklich kalt. Angewidert warf sie die Körner in den Sack zurück und erhob sich.
    «Wirf das Mehl fort, Franziska, sofort! Niemand darf davon essen!»
    «Aber warum denn?» Franziska sah sie verständnislos an. Adelina wischte sich die Hände an ihrem Rock ab. «Tu, was ich dir sage. Und tu es gleich! Wirf das Mehl in die Abortgrube! Du hast doch meinem Vater oder Vitus heute nichts davon zu essen gegeben?»
    «Nein, Herrin. Aber das gute Mehl, was ist denn damit?»
    Adelina rieb sich schaudernd die Arme.
    «Hast du die schwarzen Körner gesehen? Die sind giftig. Verdorbener Roggen. Davon darfst du niemals essen!»
    Franziska wurde blass.
    «Giftig? Wie kommen denn giftige Körner in unser Mehl?»
    Die Frage hatte sich Adelina auch gerade gestellt. Sie schlug die Hände vors Gesicht und atmete zur Beruhigung ein paar Mal ein und aus.
    «Ich habe das Korn vor Weihnachten selbst gekauft und in diesen Sack gefüllt. Ich weiß, dass kein fauler Roggen dabei war.» Sie sah Franziska mit strenger Mienean. «Bist du ganz sicher, dass der Müller das Mehl von unserem Korn abgewogen hat?» Als das Mädchen nicht gleich antwortete, packte sie sie bei den Schultern und schüttelte sie heftig. «Sag schon, bist du sicher?» Ihre Stimme kippte über vor Erregung. Franziska begann zu weinen.
    «Ja, Herrin, das habe ich doch gesagt. Ich war die ganze Zeit dabei, als der Müller das Korn gemahlen hat. Er hat fürchterlich mit mir geschimpft, weil ich ihm im Weg stand, und gemeint, ich wolle ihn vor den anderen Kunden schlecht machen.»
    «Also gut.» Mühsam beherrschte sich Adelina und lockerte ihren Griff. Franziska schluchzte leise. Adelina atmete tief durch. «Du brauchst nicht zu weinen. Ich bin dir nicht böse. Es ist nur sehr wichtig, dass wir herausfinden, wie der Roggen in unser Mehl gekommen ist, verstehst du?»
    Franziska nickte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    «Ich bringe den Sack nach draußen.»
    «Warte!» Adelina griff noch einmal in den Mehlsack und nahm einige der schwarzen Körner an sich. «Vielleicht brauchen wir die noch als Beweis.»
    Vorsichtig, so als sei der gesamte Sack vergiftet, trug ihn Franziska hinaus zur Abortgrube.
    ***
    Am Morgen machte sich Adelina gleich nach dem

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