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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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das Gift verschafft.»
    «Ihr sollt Reinhild den Schierling gegeben haben?»
    «Ich … oder Ihr, Magister Burka.» Sie drehte sich um und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
    ***
    Am folgenden Morgen brachte Adelina dem Medicus das Frühstück hinauf in seine Kammer. Zu ihrer Erleichterung saß er bereits im Bett auf, es schien ihm also besser zu gehen.
    «Danke.» Er nahm ihr das Tablett ab, auf dem eine Schüssel Hafergrütze und ein Becher Apfelmost standen. «Ihr seid blass. Habt Ihr nicht gut geschlafen?»
    «Hättet Ihr nach einem Tag wie gestern gut geschlafen?», gab sie mürrisch zurück.
    «Ich habe überhaupt nicht geschlafen.» Er trank einen Schluck und sah über den Rand des Bechers zu ihr auf. «Ihr bereitet mir Kopfzerbrechen, Adelina.»
    «Das war sicher nicht meine Absicht.» Vorsichtshalber zog sie sich in Richtung Tür zurück. Eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Mann würde sie nicht durchstehen.
    «Ihr rüstet Euch zur Flucht.» Er lächelte schwach. «Mache ich Euch Angst?»
    Unwillig trat sie wieder einen Schritt näher und funkelte ihn an.
    «Ihr seid sehr eingenommen von Euch, Magister Burka. Aber lasst Euch gesagt sein, Angst macht Ihr mir wirklich nicht. Dazu braucht es weitaus mehr.»
    «Ist das so?» Sein Lächeln machte einer ernsten, fast bedauernden Miene Platz.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Seid Ihr nicht wütend, weil Reese Euch verdächtigt, etwas mit dem Gift zu tun zu haben?»
    «Nein.» Vorsichtig stellte er den Becher beiseite und rührte mit dem Löffel in der Grütze herum. «Aber es ärgert mich, dass Ihr es für möglich haltet.»
    «Wie kommt Ihr auf so eine unsinnige Idee?»
    «Adelina.» Er lächelte wieder, doch diesmal war es ein bitteres Lächeln. «Eure Gedanken spiegeln sich in Euren Augen wider.» Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er in sachlichem Ton fort: «Heute Nachmittag werde ich dem Hospital noch einmal einen Besuch abstatten. Danach besichtige ich ein Haus an der Brückenstraße.»
    «Ein Haus?» Aus unerklärlichen Gründen wurde ihr plötzlich kalt.
    «Ich halte es für geraten, in absehbarer Zeit einen eigenen Hausstand zu gründen.»
    Er hatte Recht. Nun machte er ihr Angst.
    «Das … ist sicher vernünftig», brachte sie mühsam heraus. In ihren Ohren brauste es. Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte fast aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Sollte er doch ausziehen! Das konnte ihr nur recht sein. Dann würde er sie nicht mehr derart durcheinander bringen. Ja, für ihr Seelenheil war es bestimmt besser so. Sie würde ohnedies bald Ludolf Beichgard heiraten müssen. Oder zu den Beginen gehen.
    Lieber zu den Beginen gehen. Er wollte einen Hausstand gründen, und sie würde ihr Leben den Armen und Kranken widmen. Ausgezeichnet. Und jetzt hatte sie zu tun.
    Sie stürmte in die Apotheke und begann die Arzneien zu ordnen, wie es ihr Vater am Vortag von ihr verlangt hatte.
    Irgendwann nahm sie wahr, dass Burka, in seinen langenGelehrtenmantel gehüllt, an ihr vorbeiging, ihren Vater grüßte und das Haus verließ.
    ***
    «Lina, Mädchen.»
    Sie sah von ihrer Arbeit auf und blickte in Alberts besorgtes Gesicht.
    «Ich muss kurz fort … zum Zunfthaus. Der Vertrag wegen des neuen Lehrlings soll heute unterzeichnet werden. Kann ich dich so lange allein lassen?»
    «Vater.» Sie bemühte sich um einen gleichmütigen Tonfall. «Ich bin doch gar nicht allein. Franziska und Vitus sind im Haus. Es wird mir schon nichts passieren.»
    «Aber wenn …»
    «Geh ruhig. Siehst du, dort kommt Kundschaft. Ich kümmere mich um das Geschäft.»
    Albert drehte sich um und nickte der stämmigen kleinen Frau zu, die gerade die Apotheke betreten hatte.
    «Guten Tag, Mutter Anne», grüßte er sie, warf seiner Tochter noch einen kurzen Blick zu und machte sich auf den Weg ins Zunfthaus.
    «Mutter Anne.» Adelina lächelte der Frau in dem schlichten grauen Wollumhang zu.
    «Guten Tag, Adelina. Schön, dass ich Euch hier antreffe. Geht es Euch gut?»
    «Sehr gut sogar. Und Euch? Habt Ihr gedeihliche Zeiten?»
    «Als Hebamme wird man niemals arbeitslos, nicht wahr?», gab die Frau lachend zurück. «Deswegen bin ich auch hier. Ich hatte letztens so viel zu tun, dass mir das Wundkraut ausgegangen ist. Auch getrocknete Schafgarbe und Frauenmantel brauche ich dringend.»
    Adelina wog ihr die Kräuter ab und verpackte sie in kleinen Leinenbeutelchen.
    «Ist das alles?»
    «Ja, das heißt …» Mutter Anne blickte sich im

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