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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Raum um, denn beugte sie sich vertraulich zu Adelina vor. «Es gibt da noch etwas, das ich brauche. Ihr wisst schon, worüber ich nicht gern laut spreche …»
    «Mistel?» Adelina senkte die Stimme, und die Hebamme nickte eifrig.
    «Habt Ihr welche da? Ich kann sie zwar auch selbst sammeln, aber bei diesem Wetter ist das mühsam.»
    «Natürlich habe ich Mistel da. Die Ärzte benutzen sie häufig gegen Krämpfe.»
    «Nun ja, sie hat auch noch andere Vorzüge», erklärte Mutter Anne. «Bei schweren Geburten ist sie zuweilen sehr nützlich. Vermischt mit ein, zwei weiteren Zutaten, treibt sie das Kind aus dem Leib.»
    «Ich weiß.» Adelina nickte. «Bei meiner Mutter hat es damals nicht gewirkt.»
    «Eure liebe Mutter!» Die Hebamme streckte ihre fette Hand aus und tätschelte mitfühlend Adelinas. «Ich erinnere mich. Drei Hebammen waren wir. Euer Vater hat die halbe Stadt aufgescheucht. Sogar dieses verkommene Weib, diese Ludmilla hat er geholt, obwohl zu der wirklich niemand gehen sollte. Sie verwendet gefährlichen Zauber. Nichts für fromme Christenmenschen.» Sie bekreuzigte sich. Adelina runzelte die Stirn beim Gedanken an die Vergangenheit.
    «Sie hat Vitus das Leben gerettet.»
    «Mag sein, mag sein. Aber er hat etwas zurückbehalten. Habe ich gleich geahnt, als ich ihn sah. Ein winziges Bündel und ganz blau angelaufen. Wie geht es ihm denn heute?»
    «Glücklicherweise ist er wohlauf.»
    «Er wird es immer schwer haben.» Mutter Anne machte ein betrübtes Gesicht. «Es ist gut, dass Ihr für ihn da seid. Was bliebe ihm wohl sonst? Dieses Hospital am Blidenhaus vielleicht? Wie ich hörte, ist dort das Antoniusfeuer ausgebrochen. Furchtbar. Dabei haben die Beginen sich wirklich gut um die Menschen gekümmert. Ich war einmal dort zu Besuch. Alles schön sauber, nicht wie in diesen städtischen Schweineställen.»
    «Das Beginenhaus soll geschlossen werden», erklärte Adelina mit Bedauern. Die Hebamme nickte.
    «Ja, so geht es. Nach der letzten Pest sind die Stadträte vorsichtig geworden. Was wird wohl aus den Kranken?»
    «Vermutlich werden sie wieder in einen der Gefängnistürme gesperrt.» Adelina schauderte bei diesem Gedanken. Mutter Anne tätschelte erneut ihre Hand.
    «Vitus hat es wirklich gut bei Euch.» Sie holte ihre Geldbörse hervor. «Wie viel bin ich Euch schuldig?»
    «Zwei Pfennige.» Nachdenklich nahm Adelina das Geld entgegen. «Lebt Ludmilla noch immer in dieser Waldhütte vor der Stadtmauer?»
    «Wo sonst?», rief Mutter Anne und schüttelte missbilligend den Kopf. «Die Alte wird uns noch alle überleben. An die wagt sich noch nicht einmal der Gottseibeiuns.» Wieder bekreuzigte sie sich. «Weshalb wollt Ihr das wissen? Ihr habt doch mit ihr nichts zu schaffen, ein braves Mädchen wie Ihr?»
    «Nein, natürlich nicht», beeilte Adelina sich zu sagen. «Ich dachte nur. Mir tun die Kranken im Beginenhospital Leid, und Ludmilla kennt eine Menge heilkräftiger Kräuter. Vielleicht auch eines gegen Antoniusfeuer?»
    «Gegen Antoniusfeuer bestimmt nicht. Das ist eineStrafe Gottes», befand die Hebamme rigoros. «Außerdem sind die meisten ihrer Heilmittel Hexenzeug. Davon sollten gute Christenmenschen die Finger lassen. Und nun entschuldigt mich. Ich muss noch in der Perlengasse nach einer Schwangeren sehen.»
    Adelina nickte ihr zum Abschied freundlich zu, dann betrachtete sie sinnend die Waage auf dem Tresen.
    Natürlich war Ludmilla kein Umgang für sie. Heute so wenig wie vor fünf Jahren.
    Und dennoch war sie damals zu ihr gegangen.
    Vielleicht sollte sie Ludmilla noch einmal aufsuchen. Denn falls irgendjemand ein Heilmittel für das Antoniusfeuer kannte, dann die Weise Frau.
    ***
    Als Burka am Abend die Küche betrat, sah er müde und blass aus. Da die Familie bereits mit dem Abendessen begonnen hatte, stellte Adelina rasch einen Teller mit Eintopf vor ihn hin und füllte seinen Becher.
    Schweigend schob er sich Löffel um Löffel der dampfenden Suppe in den Mund, während Albert von seinem Besuch im Zunfthaus berichtete.
    «Der Junge ist elf Jahre alt und Sohn eines Krämers und einer Leineweberin. Er kann sogar lesen; sie haben ihn drei Jahre lang auf die Leseschule im Franziskanerkloster geschickt. Ende des Monats fängt er bei uns an. Lina, du wirst dich gut um ihn kümmern, nicht wahr?»
    Erstaunt hob sie den Kopf.
    «Ich dachte, ich soll so bald wie möglich Ludolf Beichgard heiraten. Wie soll ich mich dann um deinen Lehrjungen kümmern?»
    «Ach, so was.» Verwirrt kratzte sich

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