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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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noch ein Kind.»
    «Es war die einzige Möglichkeit für uns.» Burka wandte sich ab und ging die Gasse entlang zur nächsten größeren Straße. In der Nähe begann die Glocke einer Kirche zu läuten und verkündete das Ende der Messe. Nach und nach fielen nah und fern immer mehr Glocken ein, bis eine Woge von Geläut über Köln hinwegrollte. Rasch füllten sich die Gassen wieder mit Menschen, die in Trauben aus den Kirchen strömten.
    Kaum zu glauben, dass nur so wenig Zeit vergangen war.
    Am Ende der Straße wartete Ludowig mit der Kutsche auf Burka. Adelina blieb stehen.
    «Auf Euren Händen sind noch Blutflecken.»
    «Ich weiß.» Mit dem Kinn wies Burka auf einen Stadtbrunnen in der Nähe. «Ich werde mich hier säubern. Falls jemand fragt, habe ich einem Verletzten geholfen.»
    «Und es hat uns nichts gebracht», murmelte Adelina. «Es war alles umsonst. Reese war sehr zornig.»
    «Das war er», bestätigte Burka voller Ingrimm.
    «Gleichwohl. Wir mögen zwar kein Mutterkorn gefunden haben, aber die Organschäden weisen trotzdem ganz deutlich auf eine Vergiftung hin. Ich habe so was schon bei Schweinen gesehen, denen man Gift gegeben hatte.»
    «Bei Schweinen?» Entsetzt schüttelte Adelina den Kopf. Burka zuckte mit den Schultern.
    «Adelina, Ihr wusstet doch, dass es ein großes Risiko war. Die Aussichten, noch Reste der Körner zu finden, waren denkbar gering, wenn man bedenkt, wie oft sich die Kranken erbrochen haben.»
    «Weshalb habt Ihr dann mitgemacht?»
    Er verzog das Gesicht. «Hättet Ihr Ruhe gegeben? Ich hatte doch im Grunde keine Wahl, weil Ihr Reese bereits von mir erzählt hattet. Außerdem sehe ich es wie Ihr; man kann nicht dulden, dass ein Mörder frei herumläuft. Und es bestand ja immerhin eine kleine Möglichkeit.»
    «Und jetzt?», fragte sie verzagt. Er zuckte mit den Schultern.
    «Jetzt sollten wir nach Hause gehen. Erwartet Ihr nicht für heute noch Besuch?»
    Sie blickte ihn schweigend an. Der letzte Satz hatte bitter geklungen … und er hatte sie verletzt.
    «Ihr habt Recht. Ich sollte mich beeilen», antwortete sie spröde und wandte sich zum Gehen. Sie hörte, wie er ihr ein paar Schritte weit folgte und dann wieder stehen blieb.
    «Adelina?», rief er. «Euer neues Kleid ist sehr hübsch.»
    Doch sie drehte sich nicht mehr um.

17
    Wie befürchtet hatte sie, als sie daheim angekommen war, starke Schmerzen im Knöchel. So musste sie sich zuerst einen neuen Umschlag machen. Franziska hatte bereits das Mittagessen vorbereitet. Vitus spielte mit Fine, und Albert döste auf der Ofenbank vor sich hin.
    Nachdem sie gegessen hatten, legte er sich für ein Schläfchen hin, und auch Vitus verkroch sich in seine Kammer. Franziska bat, ihren Vater besuchen zu dürfen, und Adelina erlaubte es ihr gern, denn so hatte sie ein bisschen Zeit für sich, um über alles nachdenken zu können.
    Die Erinnerung an die Ereignisse des Vormittags kamen ihr seltsam unwirklich vor. Und dass es ausgerechnet Vincentia gewesen war, die Burka seziert hatte, machte alles noch viel schlimmer. Sie hatte die Kleine gern gehabt. Natürlich hatte Burka Recht. Es machte keinen Unterschied für Vincentia, aber ihr, Adelina, tat es unendlich Leid, dass sie ihren unschuldigen Leib verletzt hatten.
    Das Schlimmste an der Situation war jedoch die Tatsache, dass die Sektion keinen Erfolg gebracht hatte. Nun standen sie wieder am selben Punkt wie zuvor. Nein, eigentlich war es noch schlimmer: Reese musste dem Erzbischof und seinen Parteifreunden mitteilen, dass die Sektion ein Fehlschlag gewesen war.
    Ein lautes Pochen an der Haustür riss sie aus ihrenGedanken. Sie erschrak. So früh hatte sie nicht mit Beichgard gerechnet. Sie strich ihr Kleid glatt, richtete rasch ihre Haube und eilte in die Apotheke. Vor der Tür atmete sie tief ein, dann öffnete sie.
    «Guten Tag, Adelina», grüßte der Weinhändler mit ausgesuchter Freundlichkeit. Sein rundes Gesicht strahlte ehrliche Freude aus, sie zu sehen.
    Sie bat ihn einzutreten und führte ihn in die warme Küche. Zwar hätte die Wohnstube einem Besucher wie ihm eher angestanden, doch ihr war eben noch eingefallen, dass sie vergessen hatte, dort den kleinen Ofen anzuheizen. In letzter Zeit schienen ihr die normalsten Hausarbeiten Probleme zu bereiten. Sie war einfach nicht bei der Sache, und wenn sie ehrlich zu sich war, wusste sie auch, woran das lag. Doch jetzt hieß es erst einmal, mit Beichgard fertig zu werden. Noch immer war sie sich nicht im Klaren darüber, was sie

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