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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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als zuvor im Hospital. Wenn die Verabreichung des Giftes eingestellt worden wäre, dann hätten die Symptome inzwischen nachlassen müssen. Wahrscheinlich war das Mutterkorn wie bei ihr in die Mehlsäcke gemischt worden. Und da den Kranken mindestens zweimal am Tag Getreidebrei zu essen gegeben wurde, war es nicht verwunderlich, wenn sie immer kränker wurden. Doch weshalb hatte niemand Rückstände der schwarzen Körner im Mehl gefunden?
    Adelina machte die Tür zur Kapelle wieder zu undging zurück zum Eingang. Natürlich wusste niemand um die Wirkung des Giftes. Was man nicht weiß, das sieht man auch nicht. Langsam betrat sie den zweiten Gang, der nach wenigen Metern nach rechts abbog und zu einer Reihe schmaler Türen führte. Eine davon war nur angelehnt; ein schmaler Lichtstreifen verriet, dass sich die Männer wohl darin aufhielten. Vorsichtig sah Adelina sich um, doch auch hier war weit und breit kein Wächter zu sehen. Unglaublich, dass Reese es geschafft hatte, sie alle von hier fern zu halten.
    Leise trat sie auf die Tür zu und blieb dann unsicher stehen. Leises Gemurmel. Weshalb eigentlich durfte sie bei der Sektion nicht anwesend sein? Sie war es doch, die das Mutterkorn am ehesten erkennen würde. Bevor sie der Mut verließ, stieß sie die Tür auf und betrat den Raum. Vier Köpfe flogen zu ihr herum.
    «Was tut Ihr denn hier?», zischte Reese empört. «Macht, dass Ihr hinauskommt!»
    Doch sie schloss die Tür hinter sich und trat vorsichtig näher. Die Männer standen um die hölzerne Leichenbahre herum. Mehrere Pechfackeln warfen flackerndes Licht darauf. Der restliche Raum lag im Halbdunkeln. Adelina konnte jedoch erkennen, dass es sich um einen Lagerraum handelte. An den Wänden standen Regale mit Holzkisten und Stapeln von Kleidern und Decken.
    Der wachsweiße Körper, über den Burka sich soeben beugte, war bis auf die Leibesmitte vollkommen verhüllt, sodass sie nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte. Nur, dass er klein und schmal war, fiel ihr auf. Wahrscheinlich also eine Frau.
    Obwohl es eiskalt war, hing ein durchdringend süßlicher Leichengeruch in der Luft. Adelina presste sich den Ärmel ihres Mantels vor die Nase und starrte gebanntauf Burkas scharfes kleines Messer, das in diesem Moment die Bauchdecke der Toten durchteilte. Blut floss auf die Matte, die die Männer in weiser Voraussicht unter den Leichnam gelegt hatten. Es war jedoch weniger, als sie erwartet hatte. Burka klappte den Bauchlappen zur Seite und begann, die inneren Organe zu untersuchen. Er tat das so geschickt, dass sie argwöhnte, er habe dies schon bei mehr als einer Leiche praktiziert. Wie stumme Figuren standen die drei Ratsherren um die Bahre und starrten auf die klaffende Wunde. Sie waren ziemlich blass geworden, hielten sich jedoch standhaft aufrecht.
    «Seht Euch das an!», raunte Burka und winkte die Männer und Adelina näher. Er deutete auf die blutigen Därme. «Die inneren Organe sind stark geschädigt.»
    «Woran wollt Ihr das denn erkennen?» fragte Reese verständnislos und schluckte vernehmlich. Dem Leibesinneren entströmte ein ekelhafter Fäulnisgeruch.
    «Sehr Ihr nicht, dass der Darm an dieser Stelle viel dunkler, fast schwarz ist? Und hier», Burka nahm einen schmalen Holzstab und bohrte damit in der Leiche herum. «Da ist die Leber. Sie ist viel zu groß. Das Gift scheint also auch auf die Organe zu wirken.»
    «Und wo sind nun Eure Körner?», knurrte Reese. Er hatte sich einige Schritte zurückgezogen. So hatte nun Adelina Gelegenheit, die offene Bauchhöhle näher zu betrachten. Wieder fiel ihr am Rande auf, dass der Leichnam ziemlich klein war, doch dieser Gedanke drang nicht recht in ihr Bewusstsein vor. Sie kam sich inzwischen ohnehin vor wie in einem grässlichen Albtraum. Entschlossen presste sie ihren Mantelärmel noch fester auf die Nase und bemühte sich, nur durch den Mund zu atmen.
    Mit grimmiger Miene nahm Burka wieder sein Messerchen zur Hand und machte sich daran, den Magen zu öffnen. Adelina bewunderte seine Ruhe. Gleichzeitig wurde ihr jedoch immer deutlicher bewusst, wie dieser Mann auf die kirchlichen Behörden in Italien gewirkt haben musste. Sie konnte ihnen nicht verdenken, dass sie ihn als Ketzer angeklagt hatten. Wenn dies hier jemals an die Öffentlichkeit gelangte, wäre es sein Todesurteil. Seines und das aller anderen hier im Raum. Zwar hatte der Erzbischof ihr Handeln gebilligt, doch einen seiner eigenen Männer hatte er tunlichst nicht hergeschickt.
    «Nun,

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