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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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umgebracht?«
    »Dazu kann ich Ihnen keine Auskunft geben.«
    »Aber er hat doch einen Abschiedsbrief hinterlassen! Hier liegt er. In seinem Drucker«, rief die Frau und zog ein Blatt Papier heraus.
    Beaufort sah, dass darauf einige wenige Sätze standen. Signiert war der Brief nicht, soweit er das erkennen konnte.
    »Nichts anfassen!«, donnerte der Polizist, der langsam die Fassung verlor. »Legen Sie das sofort wieder hin!«
    In diesem Moment stürzte eine aufgeregte Frau ins Büro. Beim Anblick des Polizisten in Uniform fuhr sie sich nervös durch ihr schulterlanges, braunes Haar. »Oh, mein Gott!«, rief sie, »es ist also wirklich wahr. Das kann einfach nicht sein. Ich habe doch gestern Abend noch mit Tom telefoniert.«
    »Sind Sie seine Frau oder seine Freundin?«, wollte der Polizist wissen.
    »Ich bin Charlotte Neudecker, seine Kollegin. Wir organisieren diese Ausstellung da zusammen.« Sie deutete auf das Plakat mit dem Gorilla. »Ich weiß gar nicht, wie ich das jetzt alles allein schaffen soll. Das kann doch nur ein Unfall gewesen sein. Alles andere ergibt keinen Sinn.«
    »Er ist gesprungen, Charlotte. Hier ist sein Brief.« Die grauhaarige Frau, die das Blatt aus dem Drucker noch immer in der Hand hielt, reichte es der Kuratorin.
    »Jetzt langt es aber endgültig«, schimpfte der Polizist. »Niemand fasst hier irgendetwas an. Sofort weglegen! Sie gehenjetzt alle nach draußen und warten dort, bis wir Ihre Aussagen aufgenommen haben. Ist das klar?«
    Es gab einen kleinen Aufruhr, weil die Ausstellungsmacherin dringend wichtige Unterlagen aus Schifferlis Büro brauchte und nicht eher gehen wollte, bis sie die bekommen hatte. Aber schließlich wurde der Beamte wieder Herr der Lage, indem er die Frauen einfach zur Tür hinausschob. Beaufort, der der Szene wortlos zugeschaut hatte, bummelte hinterher.
    Im Institutsflur mussten die drei auf den Besucherstühlen an der Wand Platz nehmen, bis sie aufgerufen würden. Dem kurzen Gespräch der beiden Frauen entnahm Beaufort, dass die Grauhaarige tatsächlich eine Sekretärin hier am Institut war, den Toten bei Dienstantritt entdeckt und nicht nur Notdienst und Polizei, sondern auch Frau Neudecker angerufen hatte, woraufhin diese sogleich hergeeilt war. Als zwei weitere Streifenpolizisten und ein Beamter in Zivil eintrafen, wurde zuerst die Sekretärin zur Aussage in einen freien Seminarraum gebeten.
    »Und wer sind Sie?«, wandte sich die Kuratorin an ihn.
    »Mein Name ist Beaufort, Frank Beaufort.«
    »Der ist mir bekannt.«
    »Vermutlich aus der Zeitung«, reagierte er geschmeichelt.
    »Ich war nicht unwesentlich an der Aufklärung eines Serienmordes auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände beteiligt.«
    »Ach, Sie waren das? Nein, daher kenne ich den Namen nicht. Aber ein Johann Christoph Beaufort war hier vor Urzeiten mal der Leiter der Markgräflichen Wunderkammer. Also gewissermaßen ein Vorgänger von Tom und mir.«
    »Jean Christophe Beaufort war tatsächlich einer meiner Vorfahren im 18. Jahrhundert«, bestätigte er leicht desillusioniert. »Ich fürchte, er war es sogar, der für das Sammelgen in unserem Stammbaum verantwortlich ist. Praktisch jeder meiner Vorfahren hat seitdem irgendeine Sammlung angelegt,von chinesischem Porzellan über impressionistische Kunst bis hin zu alten Rotweinen. Ich sammle übrigens Bücher.«
    »Und was hatten Sie in Toms Büro zu suchen?«
    »Ich hatte einen Termin mit Herrn Schifferli.«
    »Was? Jetzt? Wo er überhaupt keine freie Zeit hat. Selbst für mich ist er manchmal nicht zu erreichen. Am Montag zum Beispiel war er den ganzen Tag über wie verschollen.« Die Kuratorin blickte ihn skeptisch an. »Darf ich fragen, was Sie von ihm wollten?«
    »Oder er von mir«, antwortete er, um Zeit zu gewinnen. Die besten Lügen waren die, die sich nahe der Wahrheit bewegten, das wusste er nicht zuletzt aus der Odyssee . »Ich war gestern Mittag zufällig dabei, wie Dr. Schifferli die Ausstellungsstücke in der Handschriftenabteilung ausgewählt hat – Professor Harsdörffer war mein Doktorvater und ist mittlerweile ein guter Freund, müssen Sie wissen. Dabei kam ich mit Ihrem Kollegen etwas intensiver ins Gespräch. Er sagte mir, dass in den Sammlungen der Universität etwas Merkwürdiges vor sich gehe. Und genau darüber wollte er mit mir heute Morgen sprechen. Doch jetzt ist er tot. Glauben Sie, dass er Selbstmord begangen hat?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe fast zwei Jahre sehr eng mit ihm

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