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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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hier«, stellte er fest, sich ganz in das Gemüt eines Polizisten hineindenkend, der sich bestimmt nicht häufig in Bibliotheken aufhielt.
    »Das ist meine kleine Handbibliothek, lauter botanische Fachliteratur.«
    Klein war gut. Das hier waren bestimmt hundertfünfzig Regalmeter voller Bücher und Periodika. Aber Beaufort ersparte sich die Müllersche Laienfrage, ob sie die denn auch alle gelesen habe – man musste es mit dem Einfühlungsvermögen ja auch nicht übertreiben – und klärte die Biologin kurz über den tragischen Fenstersturz des Kurators auf, der vermutlich kein Unfall, sondern ein Suizid gewesen sei. Aber so ganz genau könne man das natürlich erst nach der Obduktion und nach einigen Routinenachforschungen sagen, weshalb er von ihr etwas über Dr. Schifferlis momentane Ausstellungsarbeit zu erfahren hoffe.
    Van der Veldt gab kurz ihrer Erschütterung Ausdruck und sah auf ihre Armbanduhr. »Dann schießen Sie mal los. Ich habe noch vierzehn Minuten, danach muss ich in meine Vorlesung.«
    »Wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit dem Toten?«
    »Mit dem Toten überhaupt keinen. Nur mit dem Lebenden.« Sie blies eine Rauchwolke in die Luft und drückte ihre Zigarette in einem übervollen Aschenbecher aus. »Sie müssen Ihre Fragen schon präziser stellen.«
    Beaufort war richtig froh, dass er kein Student bei ihr war. »Also gut, wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit dem lebenden Dr. Schifferli?«
    »Wollen Sie wissen, wann ich ihn zuletzt gesehen habe? Oder wann ich zuletzt mit ihm telefoniert habe? Oder wann ich das letzte Mal eine E-Mail von ihm erhalten habe?«, fragte sie gönnerhaft.
    Diese exakten Naturwissenschaftler mussten aus einer simplen Frage gleich eine Seminararbeit machen. »Am besten alles drei.«
    »So aus dem Stegreif kann ich Ihnen das natürlich nicht beantworten. Da muss ich nachschauen.« Sie zündete sich die nächste Zigarette an, zog ein Notizbuch aus der Handtasche, in dem sie länger blätterte, prüfte den Anrufmanager in ihrem Mobiltelefon und durchsuchte ihr E-Mail-Postfach im Computer. Während dieser mehrminütigen Recherche war sie nicht bereit, weitere Fragen zu beantworten.
    So viel also zur vielgerühmten Multitaskingfähigkeit von Frauen, dachte Beaufort bei sich. Das wäre doch mal eine wissenschaftliche Untersuchung wert, ob die wirklich existierte. Wenn Dr. van der Veldt für jede seiner Fragen fünf Minuten Recherchezeit brauchte, konnte er ja bloß noch zwei stellen.
    »Also«, sagte sie schließlich, über ihre Lesebrille schauend, »zuletzt getroffen habe ich Herrn Schifferli vor genau einer Woche hier im Botanischen Garten. Er hat versucht, mich davon zu überzeugen, doch einige seltene Orchideen aus dem Tropenhaus in die Ausstellung zu geben, schließlich ist das hier ja die einzige Universitätssammlung, die aus lebenden Dingen besteht. Doch da die dort eingehen könnten, habe ich das abgelehnt.«
    »Um stattdessen was auszustellen?«, hakte Beaufort nach.
    »Immer schön der Reihe nach, Herr Müller«, maßregelte sie ihn und inhalierte tief den Rauch ihrer Zigarette. »Gemailt hat er mir zuletzt am Dienstagvormittag, um seinen Besuch heute anzukündigen. Und das letzte Mal angerufen hat er mich gestern Abend um 22.30 Uhr.«
    »Und was wollte er?«, fragte Beaufort aufgeregt.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. So spät pflege ich keine Gespräche mehr anzunehmen.«
    »Hat er denn keine Nachricht auf Ihrer Mailbox hinterlassen?«
    »Die habe ich nicht aktiviert. Das bedeutet nämlich nur, dass ich auf meine Kosten Leute zurückrufen muss, die mir nicht nur Zeit, sondern auch noch Geld stehlen.«
    »War es normal, dass Dr. Schifferli Sie so spät noch anruft?«
    »Nein, es war völlig unüblich. Und auch ein wenig ungehörig. Finden Sie nicht?«
    Beaufort war nicht bereit, diese Spur gleich wieder aufzugeben. »Dann muss es Dr. Schifferli sehr wichtig gewesen sein. Haben Sie eine Vorstellung, um was es ihm gegangen sein könnte?«
    »Nicht die Bohne«, sagte sie, für eine Botanikerin doch eine recht unpräzise Metapher benutzend. »Sie haben noch sieben Minuten.«
    »Zeigen Sie mir bitte die Exponate, die Herr Schifferli für die Ausstellung haben wollte.«
    Sie drückte die Zigarette aus. »Dann kommen Sie mal mit.«
    Beaufort folgte ihr beim Slalom durch die mindestens achttausend Bücher und wäre dabei fast über ein Paar ausgelatschte Filzpantoffeln gestolpert. Offenbar hatte sich die Biologin in dem Büro, das definitiv nichts für Klaustrophobiker

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