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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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beiden kennen. Aber Neudecker und Schifferli waren nicht nur Kollegen, sondern auch Konkurrenten. Denn zum ersten Mal seit zweihundert Jahren hat die Universität wieder die Stelle eines hauptamtlichen Kustos ausgeschrieben. Das ist der oberste Wächter über alle unsere Sammlungen. Und die besten Chancen auf diesen Posten, der nächsten Monat besetzt wird, hatten natürlich die zwei. Aber nur einer kann ihn auch bekommen.« Er schaute sich um, aber da waren nur die Toten im Nebenraum. »Was man so hört, soll ihre Zusammenarbeit in den letzten Wochen nicht gerade sehr harmonisch gewesen sein.«
    »Und wie hat sich das geäußert?«
    »Ich kann Ihnen nichts Konkretes sagen. Aber wenn Sie die überaus ehrgeizige Mademoiselle Neudecker, die sich auf ihre beiden Doktortitel Wunder was einbildet, so gut kennen würden wie ich, dann können Sie sich gut vorstellen, wie das abläuft. Man verschweigt wichtige Termine, gibt unvollständige Informationen weiter, sichert sich Herrschaftswissen, sorgt dafür, dass der Konkurrent Fehler macht, und tut dann alles, damit diese Fehler auch publik werden. Und bei alldemgibt man sich nett und vertrauensvoll. Killing with kindness. Glauben Sie mir: Frau Neudecker hat das Handbuch der Intrigen intensiv studiert. Darin könnte sie glatt ihren dritten Doktor machen – und zwar summa cum laude.«
    *
    Anne reckte ihr Gesicht in die Sonne, während Beaufort ihr gegenüber auf der Bierbank im Halbschatten saß und die Speisekarte des Entlas Kellers studierte. Sie genossen den Blick vom Burgberg hinunter in die Stadt. Schade eigentlich, dass sie so selten hierherkamen. Aber meistens berichtete ein ortsansässiger BR-Kollege aus Erlangen.
    »Als André Ciseaux vorhin die Intrigenkompetenz der Kuratorin beschrieben hat, musste ich gleich an meine liebe Kollegin Ines denken. Die hat haargenau die gleichen Machenschaften drauf. Scheint ja ein richtiges kleines Biest zu sein, diese Neudecker.«
    »Das kann ich nicht unbedingt bestätigen«, erklärte Frank, ohne von der Karte aufzublicken. »Sie ist eine ganz aparte Frau, die eben weiß, was sie will. Schickes Büro, geschmackvolle Garderobe, hübsches Gesicht, beeindruckendes Dekolleté. Und obendrein noch klug. Also mir hat sie ausnehmend gut gefallen.«
    Anne schwieg einige Sekunden, dann lachte sie laut auf. Beaufort schaute verblüfft hoch. Das war nicht die Reaktion, mit der er gerechnet hatte.
    »Ein schwacher Versuch, mich eifersüchtig zu machen, Frank, ganz schwach. Aber goldig, ja geradezu liebenswert.« Sie legte zärtlich ihre Hand auf seine und streichelte sie. »Dabei bist du es doch, der hier eifersüchtig ist.«
    »Du hast mit diesem französischen Bodybuilder aber auch mächtig rumgeschäkert«, brummte Beaufort ertappt. »Ich wette, der stemmt statt Hanteln Oberschenkelknochen.«
    »Erstens war es schön, mal wieder ein bisschen zu fachsimpeln. Zweitens hätte uns Ciseaux nichts über die Neudecker erzählt, wenn er nicht Vertrauen zu mir gewonnen hätte. Und drittens stehe ich nicht auf Männer, die sich die Brust und sonst noch was rasieren – die erinnern mich nämlich an gerupftes Geflügel.« Sie beugte sich über den Tisch, um ihm einen Kuss zu geben, schob dabei ihre Hand unter sein Hemd und kraulte sein Brusthaar.
    »Aber das ist schon ein Ding mit der Neudecker«, sagte Anne, nachdem sie sich wieder hingesetzt hatte. »Traust Du ihr den Mord zu?«
    »Aus Konkurrenzgründen? Wohl kaum. Da muss schon noch ein stärkeres Motiv dazukommen.«
    »Du weißt ja nicht, wie Schifferli sich gegen ihre Hinterlisten gewehrt hat. Vielleicht betrifft das Geheimnis gerade seine Kollegin, und er hat einen dunklen Punkt in Neudeckers Vergangenheit entdeckt, den sie unbedingt verheimlichen muss. Eine gefälschte Doktorarbeit zum Beispiel. Das ist ja gerade ziemlich en vogue bei unseren Politikern.«
    »Ich will das nicht ausschließen. Aber rein körperlich scheint sie mir nicht dazu in der Lage, Schifferli aus dem Fenster zu stoßen.« Beaufort war skeptisch. »Und wenn sie es wirklich gewesen wäre, hätte sie doch froh sein müssen, dass die Polizei an einen Unfall oder Selbstmord glaubt. Da hätte sie doch nicht bei mir und beim Kommissar auf Mord insistiert.«
    »Das überzeugt mich nicht. Wenn die Neudecker wirklich so raffiniert ist, wie Ciseaux sagt, dann ist sie auch clever genug, die Mordtheorie aufzubringen, um erst recht als unschuldig dazustehen. Dann baut sie doch geradezu auf deine Argumentation. Darauf, dass du sie wegen

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