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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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wie
viele Kilometer. Aber verdammt viele.«
    Â»Na und? Ich bin doch auch auf Sylt. Trotz der vielen Kilometer. In
einem Flugzeug geht das molto rapido.«
    Tove stieß sich von der Theke ab. »Als wenn ich das nicht wüsste!«
    Eine vollschlanke junge Frau mit einer Weight-Watchers-Tabelle in
der Hand betrat den Imbiss. Bevor sie bestellte, wollte sie darüber
diskutieren, mit welcher Punktzahl das kulinarische Angebot zu Buche schlagen
würde.
    Â»Ich habe schon zehn Kilo abgenommen«, sagte sie mit einem
Seitenblick auf Mamma Carlotta und erklärte in groben Zügen das Prinzip der
Weight Watchers.
    Â»Mir ist das Abnehmen ohne Punktezählen gelungen«, entgegnete Mamma
Carlotta. »Mein Mann ist gestorben. Schon kurz nach der Beerdigung passten mir
meine Kleider nicht mehr.«
    Die junge Frau überlegte, welchen Vorteil diese Variante
haben könnte, beschloss dann aber, sie auf später zu verschieben. »Ich bin ja
erst seit zwei Jahren verheiratet.«
    Wie immer, wenn Tove Einblick in eine fremde Welt erhielt, in der er
sich nicht auskannte und die er nicht verstand, wurde er wütend. Er knallte
eine Portion Pommes frites auf die Theke und fragte: »Wie viele Punkte dürfen
Sie essen?«
    Â»Höchstens vier«, antwortete die junge Frau, während sie auf ihre
Tabelle starrte. »Dann habe ich noch drei Punkte fürs Abendessen.«
    Â»Die Pommes bringen nicht mehr als dreieinhalb«, behauptete Tove und
schob ihr die Pommes frites entgegen. »Höchstens! Für vier Punkte könnte ich
Ihnen noch eine Currywurst dazulegen. So was kann nicht mehr als einen halben
Punkt bringen.«
    Nach erneutem Studium ihrer Tabelle wies die junge Frau jedoch
beides zurück und entschied sich für eine halbe Portion Krautsalat,
vorausgesetzt, er werde täglich frisch zubereitet und komme ohne
Konservierungsstoffe aus.
    Tove bestätigte beides, ohne rot zu werden, und schien es gar nicht
erwarten zu können, endlich wieder mit Mamma Carlotta allein zu sein. Als es so
weit war, begann er die Gläser zu spülen, die längst sauber waren, und fragte
währenddessen: »Sie meinen also wirklich, Sie hätten diese beiden Kerle schon
mal in Ihrem Dorf gesehen?«
    Mamma Carlotta nickte. »Ich glaube, einer von ihnen ist verwandt mit
Carlo Vallese, unserem Briefträger. Aber beim letzten Besuch hat er ihn aus dem
Haus geworfen. Mit der Mafia will er nichts zu tun haben, hat er gesagt.«
    Tove rutschte ein Glas aus der Hand, das ins Spülwasser zurückfiel.
»Mafia? So was gibt’s doch nur im Kino.«
    Mamma Carlotta schob ihm ihre Tasse entgegen. »Noch einen Cappuccino
bitte.«
    Sie beobachtete Tove scharf. Obwohl er ihr den Rücken zuwandte,
während er an der Espressomaschine hantierte, war sie immer sicherer, dass ihr
Gefühl sie nicht trog. Sobald Tove sich wieder zu ihr umdrehte, würde sie ihren
Bluff zu Ende bringen. Er stellte ihr die Tasse hin, ohne sie anzusehen.
    Â»Ich glaube, Carlos Verwandter hat mich erkannt«, sagte Mamma
Carlotta versonnen. »Ich sollte meinen Schwiegersohn auf die beiden aufmerksam
machen. Vielleicht waren die es, die sich an Henner Jesse vergriffen haben.«
    Tove war derart erschrocken, dass Mamma Carlotta zum ersten Mal
Zweifel hatte, ob er sich wirklich vor Gibraltar schwimmend an Land gerettet
hatte. »Sind Sie wahnsinnig?«
    Â»Wollen Sie etwa nicht, dass die beiden bestraft werden? Wenn ich
Enrico erzähle, dass ich zwei Mafiosi gesehen habe, ist Fietjes Aussage nicht
mehr nötig. Das ist Ihnen doch so wichtig.« Zögernd setzte sie hinzu:
»Angeblich.«
    Tove schob ihr geistesabwesend den Salzstreuer hin und versuchte es,
als sie ihn zurückwies, mit der Ketchupflasche. Dass sie selbst nach dem
Zuckertopf angelte, bekam er nicht mit. »Sie werden denken, dass ich sie
verpfiffen habe.«
    Mamma Carlotta rührte den Zucker in ihre Tasse, ohne Tove aus den
Augen zu lassen. Dann sagte sie so ruhig, wie es ihr möglich war: »Es stimmt
also? Die beiden sind Schutzgelderpresser?«
    Tove schüttelte den Kopf. »Die kommen jede Woche zum Kassieren. Der
Erpresser ist ein anderer.«
    Â»Warum kann Frau Dr. Speck Sie eigentlich nicht leiden?«
Sören sah seinen Chef vorwurfsvoll an, als wäre der schuld daran, dass das
Polizeirevier Westerland so häufig in die Schusslinie der Staatsanwältin
geriet, die ständig mit dem Finger am Abzug

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