Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
spielte. Und er hatte ja recht.
Erik war tatsächlich schuld. Wenn es auch eine Schuld war, die ihm nicht
vorgeworfen werden konnte. Genau genommen standen zwischen ihm und der
Staatsanwältin ein apricotfarbener Unterrock und eine dumme Angewohnheit. Frau
Dr. Speck pflegte nämlich, wenn sie nachdachte, den Rock anzuheben und die
Rückseite ihrer Oberschenkel zu kratzen. Selbstverständlich nur, wenn sie
allein war. Aber dann kam dieser Tag, an dem Erik zu ihr gerufen worden war,
sie aber sein Klopfen nicht gehört hatte, weil die Fassade der
Staatsanwaltschaft restauriert wurde, was viel Lärm verursachte. Seitdem wusste
Erik von dem kleinen Geheimnis, und die Staatsanwältin war davon überzeugt,
dass das gesamte Kommissariat Westerland ebenfalls davon wusste. Ein guter
Grund, es Erik und seinen Kollegen immer wieder heimzuzahlen.
    Â»Es muss an meiner Nase liegen«, sagte Erik und schob Sören die
Trauben-Nuss-Schokolade hin, der er diesmal unbedingt widerstehen wollte. Dann
wählte er die Nummer der Staatsanwältin und erzählte ihr, was sich zugetragen
hatte. Während er berichtete, gab er sich große Mühe, Frau Dr. Speck nicht
merken zu lassen, dass er die These von dem Kleinkriminellen, der den Mafioso
spielte, für widerlegt hielt. Er wollte tapfer sein, der Gefahr ins Auge
blicken, die auf seine Insel zukam, wollte sich nicht vor ihr verstecken. Es
hatte keinen Sinn mehr, die Gefahr zu leugnen, also musste man sich ihr
stellen.
    Das schien die Staatsanwältin zu spüren. Ihr Widerspruch blieb zwar
nicht gänzlich aus, kam aber leise und unsicher daher. »Es gibt kein anderes
Motiv? Raubmord scheidet aus?«
    Â»Die Kasse ist nicht angerührt worden. Es fehlt nichts.«
    Â»Motive im persönlichen Bereich?«
    Â»Nein, die Ingwersens sind eine angesehene Familie. Ich werde
natürlich auch in diese Richtung ermitteln, aber auf den ersten Blick ist kein
persönliches Motiv zu erkennen.«
    Â»Ein Mann stellt sich gegen die Mafia, und zur Strafe bringt sie
seine Frau um?« Die Stimme der Staatsanwältin klang nun sehr nachdenklich, sie
nahm die Sache offensichtlich ernst. »Warum seine Frau? Warum nicht ihn?«
    Â»Weil er erpressbar bleiben soll. Ab jetzt wird er zahlen.
Schließlich hat er noch einen Sohn und eine Schwiegertochter.«
    Â»Es hätte Ihnen klar sein müssen, dass nicht nur Herr Ingwersen,
sondern auch seine Familie gefährdet sein würde.«
    Aha! Erik hätte es sich ja denken können, dass sie etwas fand, was
ihm anzulasten war. »Wir wollten heute mit den Schutzmaßnahmen beginnen. Der
Kerl ist uns zuvorgekommen!«
    Â»Tja, manchmal sind die Ganoven eben schneller als die Polizei«, kam
es spitz zurück.
    Erik winkte nach der Schokolade. Sören verstand sofort und brach ihm
ein Stück ab. Erik schob es sich in die Backe, wo es lautlos schmelzen würde,
ohne dass die Staatsanwältin etwas davon merkte.
    Â»Man könnte glatt meinen«, fuhr Frau Dr. Speck fort, »es habe sich
rumgesprochen, was wir planen. Kann es sein, dass es in Westerland eine
undichte Stelle gibt?«
    Erik verschlug es die Sprache. Er hatte schon viel mit der
Staatsanwältin erlebt, aber das war der Gipfel! »An wen dachten Sie?«, fragte
er mit schneidender Stimme zurück. »An mich selbst? Oder an meinen
Assistenten?«
    Frau Dr. Speck schien nun zu merken, dass sie zu weit gegangen war.
»Nun seien Sie doch nicht so empfindlich, Wolf. Man wird ja noch einen Scherz
machen dürfen.«
    Erik, der genau wusste, dass ihre Bemerkung kein Scherz gewesen war,
antwortete nicht.
    Â»Lassen Sie uns lieber überlegen, wie wir jetzt vorgehen«, fügte die
Staatsanwältin an, und ihre Stimme klang versöhnlich.
    Â»Wir müssen den Erpresser finden. Von ihm gibt es eine
Personenbeschreibung. Den Mord haben sicherlich andere verübt, aber die zu
finden dürfte schwierig sein. Wir haben nichts von ihnen außer ihrer
Schuhgröße.«
    Â»Aber der Erpresser wird nicht auf Sylt herumlaufen, um sich
verhaften zu lassen. Er muss damit rechnen, dass Ingwersen eine
Personenbeschreibung abgegeben hat.«
    Â»Und er wird für ein Alibi gesorgt haben, damit wir ihm nichts
anhaben können«, fügte Erik an. »Möglich aber auch, dass er längst wieder in
Italien ist und ein anderer hier an seine Stelle gerückt ist. Dann suchen wir
vergeblich.«
    Â»Es sei

Weitere Kostenlose Bücher