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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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entschlossen,
den Dienst zu quittieren, um fortan seinen Lebensunterhalt in einer Bar in
Napoli zu verdienen. »Gegen die Mafia zu kämpfen«, hatte er gesagt, »ist
sinnlos. Und jahrein, jahraus etwas Sinnloses zu tun, das hält niemand aus.«
Allmählich verstand Erik, was er damit gemeint hatte.
    Mamma Carlotta trug das dampfende Olivenrisotto auf, ohne das
silberne Kettchen aus den Augen zu lassen. »Das wäre genau das Richtige für
Sandra gewesen«, sagte sie. »Was meinst du, Enrico, ob diese Kettchen schon
ausverkauft sind?«
    Â»Woher soll ich das wissen?«, knurrte Erik. »Ich habe mir nicht die
Auslagen angesehen, bevor ich den Tatort betrat.«
    Mamma Carlotta überhörte seine Anzüglichkeit. »Was wird nun mit der
Perlenmuschel geschehen?«, überlegte sie. »Wird sie geschlossen bleiben? Oder
gibt es jemanden, der das Geschäft weiterführt?«
    Sören schien nicht zu wollen, dass die Frau, die ihm das köstliche
Olivenrisotto vorgesetzt hatte, unfreundlich behandelt wurde, und kam seinem
Chef zuvor: »Soviel ich weiß, führte Utta Ingwersen den Laden allein. Aber es
gibt eine Aushilfskraft, die gelegentlich einspringt. Ob die wohl in der Lage
sein wird, das Geschäft allein zu betreuen?«
    Â»Möglich, dass ihre Schwiegertochter den Laden übernimmt«, meinte
Mamma Carlotta. »Dann ist er vielleicht morgen schon wieder geöffnet.«
    Erik betrachtete seine Schwiegermutter kopfschüttelnd. »Du glaubst
doch wohl nicht im Ernst, dass Vera Ingwersen sich morgen hinter die Ladentheke
der Perlenmuschel stellt. Genau dorthin, wo ihre Schwiegermutter am Tag vorher
zu Tode kam!«
    Mamma Carlotta schien es durchaus glauben zu können. »Wetten, dass
die Geschäfte so gut gehen wie nie zuvor? Alle werden in die Perlenmuschel
kommen, um etwas über den Mord zu erfahren. Und damit sie nicht für neugierig
gehalten werden, kaufen sie das eine oder andere Teil.«
    Sören lächelte amüsiert, und Felix schlug vor: »Man könnte zehn
Prozent Mordaufschlag verlangen!«
    Erik lag ein Rüffel auf der Zunge. Aber da er es sich bereits mit
seiner Tochter verdorben hatte, zog er es vor, sich die Sympathien des Sohnes
nicht auch noch zu verscherzen, und schwieg.
    Â»Ich werde sie morgen bei der Chorprobe fragen«, beschloss Mamma
Carlotta, »wann die Perlenmuschel wieder geöffnet wird. Die Kette wäre genau
das richtige Geschenk für Sandra.«
    Â»Vera Ingwersen wird die Chorproben nicht fortsetzen.« Erik warf ihr
einen Blick zu, der sie strafen sollte für die Unterstellung, eine Frau könne
nach der Ermordung ihrer Schwiegermutter ihr Leben fortführen, als wäre nichts
geschehen.
    Â»Ich weiß, dass weiter geprobt werden soll«, erklärte Mamma Carlotta
und gab sich Mühe, nicht allzu triumphierend zu klingen. »Michael hat es
erzählt.«
    Â»Wer ist Michael?«
    Â»Carolins Freund.«
    Â»Ich denke, der heißt Florian.«
    Â»Eben nicht!«, rief Felix und warf die Arme zur Decke, wie es seine
Mutter immer getan hatte, wenn sie auf Unverständnis traf. »Deswegen war Caro
doch so sauer auf dich!«
    Â»Du hast mir aber am Strand von einem Florian Silbereisen erzählt,
ich erinnere mich genau.«
    Â»Aber ich habe nicht behauptet, dass er Caros Freund ist. Das fehlte
noch! Michael Ohlsen ist weiß Gott schlimm genug.«
    Erik sah Sören an, als könnte von ihm Hilfe kommen, aber sein
Assistent widmete sich mit solcher Inbrunst seinem Risotto, dass man meinen
konnte, er wolle zu diesem Thema auf keinen Fall etwas beitragen. »Und wenn
schon«, sagte Erik dann. »Man kann sich mal irren. Kein Grund, beleidigt
davonzurauschen!«
    Nach dem Essen forderte Erik seinen Sohn auf, sich den
Schularbeiten zu widmen. »Wenn Carolin zurückkommt, wird sie wieder für den
Chorwettbewerb üben, dann hast du keine Ruhe mehr.«
    Felix, der gerade Luft geholt hatte, um sämtliche Gründe
vorzubringen, die gegen die Erledigung von Schularbeiten sprachen, besann sich
anders und stand auf. »Okay! Und sobald hier gesungen wird, gehe ich auf den
Fußballplatz.«
    Er hatte kaum die Küche verlassen, als Erik eine Miene aufsetzte,
die Mamma Carlotta aufmerken ließ. So hatte er ausgesehen, als er nach Umbrien
gekommen war, weil er um Lucias Hand anhalten wollte, und so ähnlich hatte er
sie angeblickt, als er bei einem Besuch im Hause

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