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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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von Carlottas Tante Melania
deren gefürchteten Kräuterlikör heimlich in die Petunien gekippt und gehofft
hatte, dass seine Schwiegermutter ihn nicht verriet. Mamma Carlotta beschloss,
sich einen doppelten Espresso zu gönnen. Erik wollte etwas von ihr, so viel
stand fest, und sie war auf alles gefasst.
    Er warf Sören einen Blick zu. Dann begann er umständlich: »Was ich
noch sagen wollte … Wir müssen etwas
mit dir besprechen.«
    Er strich sich ausgiebig den Schnauzer glatt, dann holte er seine
Pfeife und suchte lange nach dem richtigen Tabak. So lange, bis Mamma Carlotta
das Warten nicht mehr ertrug.
    Â»Geht es um die Mafia?«, fragte sie.
    Erik fuhr überrascht herum. »Wie kommst du darauf?«
    Â»Die Mafia hat die beiden Morde begangen. Stimmt’s?«
    Als sie in Sörens vielsagende Miene blickte, bereute sie prompt, so
voreilig gewesen zu sein. Wie sollte sie erklären, was sie von der Mafia
wusste? Dass Tove ihr die Schutzgelderpressung gestanden hatte, konnte sie
unmöglich preisgeben. Erstens, weil sie ihm Stillschweigen versprochen hatte,
zweitens, weil Erik nichts von ihren häufigen Besuchen in Käptens Kajüte erfahren
sollte, und drittens, weil er sowieso nicht für möglich halten würde, dass Tove
Griess ausgerechnet sie in ein gefährliches Geheimnis eingeweiht hatte.
    Prompt kam Sörens Frage: »Woher wissen Sie das, Signora?«
    Erik sah Mamma Carlotta an, als hätte er sie bereits bei einer Lüge
ertappt. »Ich habe dir gesagt, es stimmt nicht, dass Sylt von der Mafia
heimgesucht wird. Das war ein Irrtum, habe ich dir gesagt.«
    Â»Nur weil du mich beruhigen wolltest!«, gab Mamma Carlotta zurück.
Sie hatte soeben eine Erklärung gefunden, ohne Toves Namen ins Spiel zu
bringen. »Ich bin Italienerin. Jeder Italiener hat einen sechsten Sinn, wenn es
um die Mafia geht.« Diese Behauptung konnte ein friesischer Polizeibeamter
nicht widerlegen. Trotzdem fragte sie vorsichtshalber, ehe Erik weiter
insistieren konnte: »Und warum ist es dir jetzt nicht mehr wichtig, dass ich
beruhigt bin?«
    Â»Weil wir deine Hilfe brauchen.«
    Mamma Carlotta verschlug es die Sprache. Die deutsche Polizei bat
sie um Hilfe? Es war immer schön, um Hilfe gebeten zu werden, sich großzügig zu
zeigen und für zehnmal »per favore« hundertmal »grazie« zurückzubekommen. Aber
das Glück war kaum zu beschreiben, wenn von höchster Stelle die Mitarbeit einer
italienischen Mamma eingefordert wurde. Carlotta Capella, ohne die der Kampf
gegen die Mafia nicht zu gewinnen war!
    Sie konnte sich nur mit Mühe auf das konzentrieren, was Erik ihr
umständlich auseinandersetzte. »Ich habe im Büro versucht, ein Telefongespräch
mit einem italienischen Kollegen in Neapel zu führen. Es gibt dort einen
Mafia-Fahnder, der sich gut auskennt. Nur … in seiner Abteilung spricht niemand
Deutsch.«
    Mamma Carlotta ging ein Licht auf. »Ich soll als … wie
sagt man …?«
    Â»â€¦Â als Dolmetscherin
fungieren«, ergänzte Sören.
    Mamma Carlottas Augen begannen zu leuchten. »Dolmetscherin«,
wiederholte sie ehrfürchtig. Hoffentlich vergaß sie dieses wichtige Wort nicht
wieder!
    Â»Natürlich verfügt die Polizei über Dolmetscher«, erklärte Erik,
»aber bis ich in Flensburg einen angefordert habe …« Er führte den Satz nicht zu Ende.
    Mamma Carlotta hielt es nicht auf ihrem Stuhl. »Gib mir die
Telefonnummer, und ich rufe in Napoli an. Weißt du eigentlich, dass eine meiner
Cousinen nach Napoli geheiratet hat? Damals war ihr Mann noch ein Carabiniere,
aber dann hat er seinen Beruf aufgegeben und sich eine Bar in der Nähe des
Hafens gekauft. Maria musste als Küchenhilfe in einem Restaurant arbeiten, um
den Kredit abzubezahlen. Sie hoffte natürlich, dass die Bar schon bald gut
laufen würde, damit sie ihren Job wieder an den Nagel hängen konnte, aber
soviel ich weiß, arbeitet sie heute noch als Küchenhilfe. Und ihr Mann mixt die
meisten Cocktails in seiner Bar für sich selbst. Wenn er nach Hause kommt, ist
er immer sinnlos betrunken.«
    Erik wurde ungeduldig. »Ja, ja, ich habe bei Tante Melania mit ihm
gesprochen. Kurz bevor er den Dienst quittierte.« Er nahm ihr die Spülbürste
aus der Hand, damit sie aufhörte, zu ihren schnellen Worten den Takt zu
schlagen. »Du musst mir aber versprechen,

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