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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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mehr. Non c’è problema!«
    Sie drückte Michael auf einen Stuhl. Dem Jungen war anzusehen, wie
gern er stehen geblieben wäre und sich bei nächster Gelegenheit mit Carolin
zusammen verdrückt hätte. Aber er hatte keine Chance. Zwar wurden ihm seine
Beteuerungen, dass er in der Muschel II
zum Mittagessen erwartet wurde, abgenommen, aber um weitere Antworten kam er
nicht herum. Mamma Carlotta gab erst Ruhe, als sie wusste, dass Michael Ohlsen
über einen Realschulabschluss verfügte, den Beruf des Restaurantleiters
anstrebte und dass seine Eltern in Rantum ein kleines Lokal betrieben, in denen
es auch Pizza und Spaghetti Bolognese gab.
    Â»Nonna!«, rief Carolin verzweifelt. »Hörst du mir denn gar nicht zu?
Es ist etwas Schreckliches geschehen! Willst du gar nicht wissen, was? Du bist
doch sonst immer so neugierig.«
    Carlotta ging zum Herd, rührte die Tomatenwürfel um und goss sie mit
Brühe auf. Dafür, dass Carolin sie neugierig nannte, hatte sie eine kleine
Strafe verdient. »Ich weiß es längst, Carolina!«, sagte sie würdevoll und
genoss die Verblüffung im Gesicht ihrer Enkelin.
    Carolin und Michael hingen an ihren Lippen, während sie berichtete,
dass ausgerechnet sie es gewesen war, die die Tote gefunden hatte. »Dieses
viele Blut!«, schloss sie. »Es war … terribile!« Sie stand auf und rührte
angewidert in der Tomatensuppe. »Ich glaube, ich werde nichts davon essen.
Madonna, die Suppe hat die gleiche Farbe wie Utta Ingwersens Blut!«
    Â»Die esse ich auch nicht«, beschloss Carolin kurzerhand, und Michael
sah so aus, als wäre er sehr froh, dass es ihm erspart blieb, Carlottas
Einladung zum Essen anzunehmen.
    Â»Wie schade um den Chorwettbewerb!«, seufzte Mamma Carlotta. »Ich
hatte mich so darauf gefreut. Und auf die Chorproben!«
    Michael schien längst verstanden zu haben, dass die Konversation mit
der Großmutter seiner Freundin als besonders gelungen galt, wenn Neuigkeiten zu
verkünden waren. Carolin lächelte ihn stolz an, als er berichtete: »Der
Wettbewerb wird stattfinden. Die Chefin hat gesagt, man könne es den
Chormitgliedern nicht antun, die Teilnahme abzusagen. Noch dazu, wo Sylt der
Gastgeber ist!«
    Mamma Carlotta sah ihn verblüfft an. »Ihre Chefin? Das ist doch … Vera
Ingwersen. Ihre Schwiegermutter ist ermordet worden, und sie will mit den
Chorproben fortfahren?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Heute fällt die Probe aus, aber
ab morgen wird wieder täglich geübt. Die Frage ist nur, wer den Solopart
übernimmt. Die Chefin denkt darüber nach, es selbst zu tun.«
    Â»Sie will dann diese beiden Lieder ihrer Schwiegermutter widmen«,
warf Carolin ein.
    Â»Davon erhofft sie sich bei der Jury Sonderpunkte«, ergänzte Michael
und sah ein wenig geringschätzig drein. »Die Chefin ist ehrgeizig. Wenn die
sich was davon verspricht, auf die Tränendrüse zu drücken, dann tut sie es.«
    Mamma Carlotta war erschüttert. »Fröhliche Lieder singen, wenn tags
zuvor die Schwiegermutter umgekommen ist?« Missbilligend schüttelte sie den
Kopf. »In Ordnung ist das nicht.«
    Â»Die Chefin mochte ihre Schwiegermutter nicht besonders gern«,
verriet Michael. Und Mamma Carlotta hing an seinen Lippen, als er fortfuhr:
»Frau Ingwersen hatte sich eine andere Schwiegertochter gewünscht. Eine
Metzgertochter war ihr nicht gut genug. Aber ihr Mann hatte gleich kapiert,
dass Vera für seinen Sohn genau die Richtige ist. Der braucht jemanden, der die
Ärmel hochkrempelt und die Probleme anpackt.«
    Â»Mit ihrem Schwiegervater verstand sich Vera also besser?«, fragte
Mamma Carlotta.
    Michael nickte. »Mit dem verstehen sich alle gut. Auch sein Sohn kam
mit der Mutter nicht besonders gut aus. Mit dem Vater allerdings …« Er
schnalzte mit der Zunge. »Manchmal kommt es mir so vor, als wäre es Vera
Ingwersen gar nicht recht, dass ihr Mann so an seinem Vater hängt.«
    Â»Warum nicht?«, fragte Mamma Carlotta. »Es ist doch schön, wenn ein
Mann seinen Vater liebt.«
    Â»Vera wäre es lieber, wenn ihr Mann sie um Rat fragt und nicht immer
seinen Vater.« Michael verzog das Gesicht. »Wenn die Leute hören, was passiert
ist, wird Harm Ingwersen sich vor lauter Anteilnahme nicht retten können.«
    Mamma Carlotta nickte schweigend. Wie würden die Leute erst
reagieren, wenn sie

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