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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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über das Gespräch strengstes
Stillschweigen zu bewahren. Kannst du das?«
    Mamma Carlotta betrachtete ihn empört. »Hältst du mich etwa für eine … eine …«
    Â»Klatschbase?«, half Erik freundlich aus. Dann fiel ihm ein, dass er
es sich mit Mamma Carlotta nicht verderben wollte, und er ergänzte schnell:
»Natürlich nicht! Aber du musst wissen, dass die Dolmetscher, die für die
Polizei arbeiten, allesamt vereidigt sind. Daran siehst du, wie wichtig
Verschwiegenheit ist.«
    Mamma Carlotta hob feierlich zwei Finger. »Du kannst dich auf mich
verlassen.«
    Â»Kein Wort von der Mafia zu irgendwem! Vor allem nicht zu den
Kindern! Niemand darf wissen, dass Utta Ingwersen allem Anschein nach ein Opfer
der Mafia geworden ist. Es bleibt dabei – sie ist einem Raubmord zum Opfer
gefallen, verstanden?«
    Mamma Carlotta nickte atemlos.
    Â»Und Henner Jesse ebenfalls!«
    Â»Capito!«
    Erik schrieb eine Telefonnummer auf. »Du kannst dich an die drei
ineinander verschlungenen Doppelkreise erinnern, die der Mörder neben Utta
Ingwersen auf den Boden gemalt hat?«
    Â»Certo! In meinem ganzen Leben werde ich sie nicht vergessen.«
    Â»Dann fragst du also den Kollegen, ob er dieses Zeichen kennt und
was es zu bedeuten hat.«
    Â»Capito!«
    Â»Und anschließend fragst du, ob es Anzeichen dafür gibt, dass die
Mafia sich auf Sylt breitmachen will.«
    Â»Capito!«
    Â»Und dass du meine Schwiegermutter bist, verrätst du nicht. Tu so,
als wärst du eine staatlich vereidigte Dolmetscherin.«
    Â»Capito!«
    Der italienische Commissario hieß Adriano Girotti und wohnte, wie
Carlotta schnell herausfand, in dem Viertel Napolis, in dem Marias Mann seine
Bar betrieb. Mamma Carlotta war klar, dass ihr Schwiegersohn es anders
angefangen hätte, aber sie selbst war nun mal der Ansicht, dass ein wichtiges
Gespräch fruchtbarer verlief, wenn man freundliches Interesse säte, bevor man
wichtige Informationen erntete.
    Erik machte ungeduldige Handzeichen, während Carlotta dem
Commissario erzählte, dass ihre arme Cousine als Küchenhilfe arbeitete, während
ihr Mann sich Tag für Tag in der eigenen Bar betrank und es somit nie schaffen
würde, den Kredit abzubezahlen, den er für den Erwerb der Bar aufgenommen
hatte. Als Carlotta verriet, dass der bedauernswerte Mann einmal ein Kollege
Girottis gewesen war, kamen sie zum eigentlichen Thema. Denn Adriano Girotti
gestand, dass auch er sich lieber in einer eigenen Bar betrinken würde, als
tagein, tagaus gegen die Mafia zu kämpfen.
    Erik, dem die Vorrede viel zu lange dauerte, signalisierte, dass
seine Schwiegermutter endlich zum Punkt kommen solle, aber Mamma Carlotta ließ
sich nicht stören. Sie sprach italienisch! Wie also sollte Erik wissen, dass
sie diese Gelegenheit nutzte, um etwas über Marias Schicksal und das ihres
Mannes herauszufinden? Erik verstand kein Wort, konnte also später nichts
beweisen.
    Den Commissario jedenfalls interessierte das schwere Schicksal des
früheren Kollegen, und er versprach, demnächst in dessen Bar einzukehren. Und
in dem Restaurant, in dem Maria arbeitete, würde er seinen Hochzeitstag feiern
und sie von ihrer Cousine Carlotta 
grüßen. Anschließend war er umso redseliger, als es um Eriks Fragen
ging. Von drei ineinander verschlungenen Doppelkreisen hatte er allerdings noch
nie etwas gehört und glaubte nicht, dass sie ein mafiöses Symbol darstellten.
Auch von der Verlagerung der Aktivitäten irgendeiner Mafia-Familie nach Sylt war
ihm nichts zu Ohren gekommen. Da er jedoch einer Dolmetscherin, deren Cousine
mit einem ehemaligen Kollegen verheiratet war, unbedingt eine Gefälligkeit
erweisen wollte, versprach er, sich umzuhören und sich zu melden, wenn er etwas
herausfinden sollte, was für die deutsche Polizei von Bedeutung sein könnte.
    Als Mamma Carlotta den Hörer auflegte, verdrehte Erik die Augen.
»Wie kann man so lange über etwas so Simples wie drei Doppelkreise reden?«
    Â»Du hast mir eine wichtige Aufgabe übertragen«, entgegnete Mamma
Carlotta würdevoll. »Und die werde ich nicht schlampig erledigen, sondern
gründlich.« In aller Ausführlichkeit berichtete sie dann von Girottis Zweifeln,
dass die Morde auf Sylt wirklich etwas mit der Mafia zu tun hätten. »Er kennt
keine Mafia-Familie, die sozusagen ihren Stempel neben der Leiche

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