Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
holte er seine Liebste vom Bahnhof ab, die in einem Kaff bei Düsseldorf ein Verkaufsgespräch betreffs einer ihrer Skulpturen geführt hatte, die künftig die Eingangshalle eines in Kürze eröffnenden, hypermodernen Einkaufszentrums schmücken sollte. Herr Schweitzer bewunderte Maria dafür, daß sie ohne Agenten auskam. Für ihre Kunstwerke forderte sie Höchstpreise, die sie selbst in diesen wirtschaftlich katastrophalen Zeiten auch bekam. Der ICE war pünktlich, man bemerke.
    Der Deal in der Nähe von Düsseldorf hatte geklappt und zur Feier des Tages führte sie Herrn Schweitzer zu einem Nobel-Italiener in der Nähe des Römerberges. Seine Einwände, nicht adäquat gekleidet zu sein, wurden von Maria nicht akzeptiert. Aber auch in schmuddeliger Jeans mundeten die Zuppa di pomodoro, die Sogliola vom Grill sowie das Tiramisu als Nachspeise.
    Maria von der Heide hatte mal wieder die Spendierhosen an und so ließ man sich mit dem Taxi noch zum Schoppepetzer chauffieren, um den Abend mal woanders als im Weinfaß ausklingen zu lassen.
    In der Apfelweingaststätte hatten sich die Reihen schon gelichtet und es war niemand unter den Gästen, den er kannte, was auch selten vorkam, denn Herr Schweitzer gehörte quasi zum Sachsenhäuser Inventar. Allerdings gesellte sich Semmler noch vor Feierabend zu ihnen, um ein wenig zu tratschen, was in Sachsenhausen seit jeher auch beim männlichen Bevölkerungsanteil ein beliebter Zeitvertreib ist.
    „Habt ihr das schon vom Frühzecher gehört?“ fragte Semmler im Flüsterton.
    „Nein, was denn?“ hauchte Maria konspirativ zurück.
    „René hat gestern die Wassertrinker aus seiner Kneipe geworfen.“
    René war Inhaber des Frühzechers, einst Mitglied der Hells Angels und auch ansonsten ein famoser Bursche. Schwarze Kleidung war sein Markenzeichen.
    Maria: „Nein.“
    Semmler: „Doch.“
    Herr Schweitzer: „Darf der das denn?“
    „Seit wann hält sich René ans Gesetz?“
    Semmler ignorierte Herrn Schweitzers Einwurf: „Und das Tollste kommt noch.“ Um der Dramaturgie willen legte er eine Pause ein.

Pflichtschuldigst ließ sich Maria vernehmen: „Nun erzähl schon. Was ist noch passiert?“
    Semmler lugte nach links, Semmler lugte nach rechts, dann begann er hinter vorgehaltener Hand so leise zu sprechen, daß Maria und Herr Schweitzer gezwungen waren, die Köpfe ganz nah zusammenzustecken.
    „Und heute morgen dann, waren die Rolläden vom Frühzecher mit Farbe besprüht.“
    „Ist das alles?“ erkundigte sich Maria.
    „Na, hör mal, die haben ihm ungelogen vier Mal das Wort Bombe draufgesprayt.“
    „Bombe?“ vergewisserte sich Herr Schweitzer, was Semmler bestätigte: „Bombe.“
    Da der Schoppepetzer-Apfelweinausschenker nicht für einen nachlässigen Umgang mit der Wahrheit bekannt war, glaubte Herr Schweitzer ihm.
    „Und meinst du, da besteht ein Zusammenhang? Ich meine, es ist doch durchaus denkbar, daß das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.“
    „Tja, wer weiß das schon so genau. Man kann in Zeiten wie diesen nicht vorsichtig genug sein.“
    „Vielleicht hast du recht“, sagte Herr Schweitzer.
    „So.“ Semmler stand auf. „Ich habe noch ein wenig zu tun.“
    Als er weit genug entfernt war, fragte Maria: „Glaubst du, hinter der Geschichte steckt was?“
    Herr Schweitzer zuckte mit den Schultern. „Wer weiß das schon. Ich denke, wir sollten nicht soviel Aufhebens darum machen. Beschmierte Wände gibt’s doch zuhauf.“
    „Das denke ich auch.“
    Trotzdem machten sie auf dem Weg zum Taxistand noch einen Schlenker, nur um zu sehen, daß beim Frühzecher die Rolläden heruntergezogen waren. Ein Frisch-gestrichen-Schild riet vom Anfassen ab. Durch die geöffnete Tür drangen die üblichen Kneipengeräusche auf die Straße. Es hätte auch nicht zu René gepaßt, den Laden wegen so einer Lapalie geschlossen zu halten.
    Maria und Herr Schweitzer gingen nicht hinein, es reichte für heute.
    An der Ecke zur Darmstädter Landstraße hielt an einer roten Ampel ein roter Ford Fiesta, aus dem monotone Bumm-BummMusik durch die heruntergekurbelten Fenster dröhnte.
    „So Arschlöchern sollte man den Führerschein entziehen. Unsere Gesellschaft wird auch immer egoistischer“, meinte Maria.
    Herr Schweitzer drückte ihre Hand als Zeichen, daß er mit ihr einer Meinung war. Offenbar fanden auch andere Mitmenschen, daß es sich bei den Insassen des Ford um Arschlöcher handelte, denn von oben kam ein Blumentopf geflogen, landete auf dem Autodach und

Weitere Kostenlose Bücher