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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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hinterließ eine kleine Delle, Blumenerde und Schnittlauch. Blitzschnell und im Stile eines jungen Burschen zog Herr Schweitzer seine Herzensdame in den nächsten Hausflur und begann zu knutschen. Das war fast wie aus dem Lehrbuch für unauffälliges Verhalten. Erwartungsgemäß stieg nämlich der Fahrer aus, suchte die beiden Häuserfronten nach einem erleuchteten Fenster ab und wurde dann, als er sich vergegenwärtigen mußte, daß der Übeltäter unauffindbar bleiben würde, richtig ordinär: „Zeig dich, du Feigling, du Pisser, du Trottel.“
    Maria: „Das hast du schon lange nicht mehr gemacht. Vielleicht sollten öfter Blumentöpfe vom Himmel fallen, du küßt nämlich nach wie vor ganz ausgezeichnet.“
    Am Lokalbahnhof ging ihn seine ehemalige, mittlerweile auf den Hund gekommene Klassenkameradin, die in Fachkreisen nur die dicke Gertrud genannt wurde, lautstark um einen Euro an. Die meiste Zeit verbrachte sie mit ihren Kumpels bei Wind und Wetter saufend an der Bushaltestelle. Und das, obwohl sie eine vom Sozialamt finanzierte Wohnung hatte. Der Lebenswandel hatte ihr Gesicht mittlerweile mehr als hauchzart lila gefärbt.
    Herr Schweitzer zahlte. Wie immer.
    Es war Montag, als Herr Schweitzer auf dem Weg zum Einkaufen Semmler traf, der seinen freien Tag nutzte, indem er sich als Gast beim Apfelwein bewirten ließ. Semmler war ebenso wie Herr Schweitzer ein Gemütsmensch und wurde schon als der kommende Buddha Sachsenhausens gehandelt, weil er sich erstens durch rein gar nichts weder aus der Ruhe noch aus der Fassung bringen ließ und zweitens eine beachtliche Wampe wie ebenjener asiatische Heilige vor sich herschob. Außerdem war er genauso gerne Gast wie Kellner, Hauptsache, es sprang ein Schwätzchen dabei heraus. Das wußte natürlich auch Herr Schweitzer, daß man an Semmler nicht mit einem kurzen Gruße oder einem flüchtigen Kopfnicken des Erkennens vorbeikam. Also setzte er seinen Bastkorb mit den leeren Pfandflaschen ab und erkundigte sich nach dem werten Befinden.
    Das sei soweit ganz in Ordnung, erklärte Semmler, der Winter wäre nun ja bald endgültig vorüber und von daher ginge es ja ganz allgemein schon wieder aufwärts. Das merke man als Gaststättenbediensteter doch sehr verstärkt, die Gemütslage der Gäste hänge doch mehr als man denkt davon ab, wie lange die Sonne täglich scheine.
    Na klar, sagte nun seinerseits Herr Schweitzer, das sei ihm auch schon aufgefallen, obwohl er noch vor zwei, drei Jahren der felsenfesten Überzeugung gewesen war, sein Gefühlsleben sei vollkommen wetterunabhängig. Und ob er, Semmler, auch den Ausraster des Eintracht-Trainers Willi Reimann beim verlorenen Auswärtsspiel in Dortmund mitbekommen habe und was er darüber denke.
    Das sei ganz und gar nicht gut – Semmler schüttelte zur Bekräftigung den Kopf –, aber er hoffe, daß der DFB strafmildernd berücksichtige, daß unser Trainer – ist man Trainer der Eintracht, ist man Trainer von ganz Frankfurt, deswegen „unser“ – ja eigentlich ein ganz besonnener und überhaupt ein Kreuzbraver sei. Natürlich, Strafe muß sein, Schiedsrichter dürfe man nicht stumpen, aber man müsse da doch sehr abwägen. Viel Fingerspitzengefühl sei hier vonnöten.
    „Und was macht die Arbeit?“ fragte Herr Schweitzer abschließend, denn allzu viel Zeit blieb nicht mehr, dann würde der Edel-Metzger Pomp schließen, bei dem er noch die Grüne Soße besorgen mußte.
    Grüne Soße gehört ebenso wie der Handkäs mit oder ohne Musik zur Frankfurter Nationalküche, doch im Gegensatz zum Handkäs erfreut sich die Grüne Soße auch bei Touristen von weither und mit vollkommen anderen Geschmacksnerven als den hiesigen allergrößter Beliebtheit. Ja, man kann bei der Grünen Soße schon fast von einer würdigen Frankfurt-Repräsentantin sprechen. Serviert wird sie übrigens mit Kartoffeln und hartgekochten Eiern, manchmal auch zuzüglich gekochten Rindfleischs. Über das Rezept wird seit Generationen debattiert, mitunter gar heftigst gestritten. Fest steht nur, daß es sieben verschiedene Kräuter sein müssen, die zerkleinert der Joghurtsauce beigegeben werden und für die charakteristische Grünfärbung verantwortlich sind.
    Im Prinzip hatte Herr Schweitzer auf die Frage nach Semmlers Arbeit eine knappe Antwort erwartet. Er war sogar schon im Begriff, sich nach dem Bastkorb zu bücken.
    Doch Semmlers Antwort verhinderte dies fürs erste. „Ich weiß nicht genau, aber irgendwas ist hier im Busch. Ich spüre das. Mein

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