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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schluck.
    „Nichts schmeckt besser als der Feierabendschoppe.“
    „Wem sagst du das“, pflichtete ihm der ewig Feierabend habende Herr Schweitzer bei und bestellte ein weiteres Glas Rotwein.
    Uschi und Weizenwetter gingen früher, er hatte den Kanal nämlich gestrichen voll.
    Später, als Maria und Herr Schweitzer das Weinfaß verließen, kamen sie nur ein paar Schritte weit, denn vom Bordstein mußten sie noch Weizenwetter aufklauben.
    „Wo ist denn Uschi?“ fragte Maria einfühlsam.
    „Allein nach Hause.“
    „Und du?“
    „Ich?“
    „Ja, du. Willst du hier etwa übernachten?“
    „Nö.“ Weizenwetter unternahm einen vergeblichen Versuch aufzustehen. Etwa fünf Zentimeter hatte der Abstand zwischen Hosenboden und Gehweg schon betragen, als die Erdanziehungskraft den ungleichen Wettkampf für sich entschied.
    „Du solltest vielleicht nicht immer so viel trinken“, belehrte Herr Schweitzer Weizenwetter, was letzterer überhaupt nicht abkonnte.
    „Ich bin doch überhaupt nisch besoffen.“
    Nun waren es nur zwei Zentimeter, ehe die Schwerkraft erneut und erbarmungslos zuschlug.
    Herr Schweitzer griff Weizenwetter unter die Arme und mit Marias Hilfe gelang es ihm, den Trunkenbold zum Taxiplatz an der Feuerwache zu schleifen.
    Bevor der Taxifahrer seinen Unmut über den üblen Zustand seines Fahrgastes in spe äußern konnte, steckt ihm Herr Schweitzer einen Zwanziger zu. „Und bringen Sie den Herrn gut nach Hause.“
    Noch war sie heil, die kleine Welt Sachsenhausens.
    Am Samstag ging Herr Schweitzer zum zweiten Mal binnen eines Monats auf die Eintracht. Gegen Schalke 04. Nicht Schalke 05, wie 1973 im Aktuellen Sportstudio Carmen Thomas legendär verkündet und ihrer Karriere damit selbst ein abruptes Ende gesetzt hatte. Das Spiel selbst war eine glasklare Angelegenheit für die Eintracht, 3:0, Schalke 04 nicht mehr als ein Aufbaugegner. Und Eintrachtstürmer Ioannis Amanatidis war der mit dem Ball tanzt, wie Weizenwetter ungewohnt lyrisch einfließen ließ.
    Eine Woche später gab’s endlich Sonne satt und die lang ersehnten frühlingshaften Temperaturen in Hessen. Herr Schweitzer hatte zu Hause im Mittleren Hasenpfad geschlafen und war, da er am Vorabend nichts getrunken hatte, recht früh auf den Beinen. Trotz der für ihn ungewohnten Stunde hätte er seine Mitbewohnerin oder, wenn man so wollte Untermieterin Laura Roth, nicht mehr antreffen sollen. So reagierte er verdutzt, als er die Küche betrat und sie am Frühstückstisch vor einem dampfenden Pott Kaffee sitzen sah. „Was machst du denn noch hier?“
    „Arbeit ist nicht alles.“
    Das stimmte schon, auch wenn in der heutigen Gesellschaft viele arme Schweine danach lebten. Die meisten davon aus Angst um ihren Arbeitsplatz. Und obwohl sich Herr Schweitzer mittlerweile an Lauras fast schon stündlich wechselnde Gemütsverfassungen gewöhnt hatte, so schien sie heute endgültig den Gipfel irdischen Glücks erreicht zu haben.
    „Hast du frei?“
    „Nein, ich komme einfach nur später.“
    Herr Schweitzer hatte eine Idee: „Wie heißt er denn?“
    „Sven“, seufzte Laura melodramatisch und ihr Blick glitt oder besser: entglitt in die Unendlichkeit der Küche.
    Herr Schweitzer konnte es sich nicht verkneifen: „Und er ist auch sicher nicht schwul?“ Es war die Erfahrung, die aus ihm sprach, denn schließlich hatte er mit Lauras Männergeschichten schon so einiges durchgemacht.
    „Wie kommst du denn auf sowas?“
    „Ach, nur so. War bloß ein Spruch. Bin wohl noch nicht ausgeschlafen.“
    „Und Augen hat er …“, fuhr Laura unaufgefordert fort.
    Wäre auch komisch, wenn er keine hätte, dachte Herr Schweitzer insgeheim, sagte es aber nicht, er war ja nicht doof.
    „Und was macht er so?“
    „Arbeitet drüben im Living.“
    Drüben war auf der anderen Seite des Mains und das Living eine momentan mächtig angesagte Szenekneipe, in der sich viel Jungvolk und Lifestyle tummelten.
    „Dann wünsch ich dir viel Glück mit deinem Sven.“
    Laura, voller Pathos: „Danke, Simon. Du bist echt süß.“
    Den Tag nutzte Herr Schweitzer zu einem ausgedehnten Spaziergang, der ihn auf die neu eröffnete Uferpromenade am Universitäts-Klinikum und ins neue Wohngebiet im Westhafen führte. Massen von Gleichgesinnten bevölkerten das Mainufer, man sah wieder strahlende Gesichter. Auch Herr Schweitzer mochte die Wintermonate immer weniger. Vielleicht hing das ja mit dem Alter zusammen, achtundvierzig Jahre waren schließlich kein Pappenstiel.
    Abends

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