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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Chef macht seit Samstag einen ziemlich niedergeschlagenen Eindruck. Und wenn du mich fragst, stecken die Wassertrinker dahinter. Man soll zwar nicht die Pferde scheu machen, aber das riecht verdammt nach Mafia.“
    Herr Schweitzer tat entrüstet: „Mafia?“
    „Na ja, das sind zumindest deren Methoden. Erst schicken sie so ein paar Handlanger vor, die sich stundenlang an einem Glas Wasser festhalten, und dann plötzlich werden Schutzgelder erpreßt.“
    „Hier, bei uns? Mitten in Sachsenhausen?“
    „Was unterscheidet Sachsenhausen von den anderen Gegenden, wo solche Schweinereien an der Tagesordnung sind?“
    Gute Frage. Herr Schweitzer wußte keine Antwort.
    „Aber vielleicht irre ich mich ja“, fuhr Semmler fort, „und wenn ich ehrlich bin, kann ich’s mir selber auch kaum vorstellen.“ Rituell strich er sich über die kahle Kopfhaut.
    Herr Schweitzer nahm den Korb auf. „Jetzt muß ich aber los, sonst bekomme ich keine Grüne Soße mehr.“
    „Grüne Soße, hmm lecker. Das bringt mich auf eine Idee. Tschö.“
    „Tschüß.“
    Nun mußte sich Herr Schweitzer aber sputen, schließlich wollten Maria und er sich einen schönen Abend in trauter Zweisamkeit machen.
    Später gingen die beiden noch auf einen Verdauungsspaziergang um die vier Ecken. Die Grüne Soße war erstklassig gewesen. Obwohl Herr Schweitzer seiner Freundin sonst alles erzählte, was ihn bewegte, verschwieg er ihr Semmlers Mafia-These. Er hielt sie für zu unausgegoren.
    Die Nacht war lang gewesen, der Zweisamkeit hatte man ausgiebig gefrönt. Erst in den frühen Morgenstunden war man in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.
    Herr Schweitzer hatte das Gefühl, erst ein paar Sekunden geschlafen zu haben, als vertraute Klingeltöne Einlaß in sein Unterbewußtsein fanden, um dann langsam aber stetig in jenen Bereich überzuwechseln, der das Handeln im Wachzustand steuert.
    Maria hatte einen festen Schlaf, also war es an ihm, die heimelige Bettstatt zu verlassen, sich einen Bademantel überzuwerfen und in flauschigen Pantoffeln den Gang zur Haustür anzutreten. Es hätte ja auch was Wichtiges sein können. Trotzdem vermaledeite es den Tag schon, bevor er so richtig begonnen hatte.
    Zwei sieche, zwergwüchsige Frauchen so um die hundertzehn blickten ihn dämlich von unten an. In der Hand hielten beide je eine Zeitschrift. In ihrer einander ähnlichen Körperhaltung wirkten sie wie Zwillinge und Herr Schweitzer hatte das Gefühl, daß sie mannigfaltige Schicksalsschläge auf ihrem Leidensweg, der bei anderen Leben hieß, hatten einstecken müssen. Dann fing die eine unvermittelt zu grinsen an, während die andere in einem monotonen Singsang irgendwen lobpreiste.
    Der noch schläfrige Herr Schweitzer konnte sich keinen rechten Reim darauf machen und schaute auf die Zeitschriften, die beide wie einen Heilsbringer oder einen Schild, der alles Böse abwehrte, vor der Brust trugen.
    Der Wachtturm.
    Die Zeugen Jehovas – das sind die, die in der Regel nur stumm herumstehen und immer so verkniffen aus der Wäsche schauen, als müßten sie dringend auf Toilette.
    Herr Schweitzer hatte verstanden.
    Die Redselige faselte etwas von Erlösung und Glauben, daß man ohne Glauben den rechten Weg nicht fände.
    Herr Schweitzer hatte es nicht so mit dem Glauben, ergo erwiderte er: „Kommen Sie bitte wieder, wenn sich Ihr Glauben in Wissen verwandelt hat.“
    Leise schloß er die Tür und kroch wieder zu Maria ins Bett.
    „Schatz, was war los?“
    „Nichts, schlaf weiter. Nichts.“
    Daß nichts los sei, konnte man einige Tage später nicht mehr behaupten. Zumindest nicht Samstag früh. Denn um exakt 3.32 Uhr klingelte bei Maria das Telefon. Weizenwetter wollte dringend Herrn Schweitzer sprechen.
    Dies an sich stellte kein größeres Problem dar, hatte man doch erst vor wenigen Minuten die Haustür aufgeschlossen und es sich auf dem Sofa, umgeben von Marias auf Podesten unterschiedlicher Höhe und Materialien thronenden Skulpturen, gemütlich gemacht, um noch in aller Ruhe ein kleines Wasserpfeifchen, welches sich Herr Schweitzer eigens aus Ägypten hatte mitbringen lassen, zu genießen.
    Am Anfang ihrer nun fast zweijährigen Beziehung hatte Maria eher selten dem Tetrahydrocannabinol zugesprochen, doch nur Rotwein war auf die Dauer auch langweilig, zumal man als Künstlerin der Bewußtseinserweiterung doch eher wohlwollend gegenüberstand.
    Herr Schweitzer nahm den Hörer entgegen und hatte größte Mühe, Weizenwetters Genuschel zu dechiffrieren. Man

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