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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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braucht wohl nicht extra zu erwähnen, daß Weizenwetter wieder einmal ganz schön knülle war, als Maria und Herr Schweitzer das Weinfaß vor etwa einer Stunde verlassen hatten.
    Unter Aufbietung seiner kompletten Phantasie und nach mehrmaligem Nachfragen hatte er den Sachverhalt soweit geklärt, daß zumindest das grobe Geschehen als gesichert gelten konnte. Bertha sei auf dem Heimweg überfallen worden und werde gerade im Sachsenhäuser Krankenhaus wegen eines ernsten Schädelbasisbruches behandelt. Außerdem sei die Polizei im Anmarsch und er, Weizenwetter, habe keine Ahnung, was die von ihm wollen könnten, er habe doch gar nichts gesehen. Weizenwetter gehörte zu der Spezies Mensch, die trunken große Reden schwangen, doch in Situationen, die sie forderten, zuweilen versagten.
    Herr Schweitzer versprach vorbeizukommen, glaubte aber nicht, Licht in die doch gar arg verwickelte Angelegenheit bringen zu können. Da weder er noch Maria einen Führerschein besaßen, ein Auto also für beide keinen zentralen Wert menschlichen Seins darstellte, wurde ein Taxi gerufen. Auf der Zentrale waren sie als Stammkunden bekannt. Maria erbot sich, ihn zu begleiten, doch Herr Schweitzer erklärte, Weizenwetter habe mit Sicherheit übertrieben, das kenne man ja.
    Eine Viertelstunde später begrüßte ihn Weizenwetter am Empfang. Zwei Polizisten standen herum und zu seiner Überraschung erblickte er Bertha, deren Kopf ein riesiger weißer Turban zierte. Der Schädelbasisbruch hatte sich als kleine, wenn auch schmerzhafte Platzwunde entpuppt, die mit ein paar Stichen hatte genäht werden können.
    Offenbar hatten die beiden Polizisten ihre Arbeit schon verrichtet, denn sie verabschiedeten sich höflich mit dem Hinweis, Bertha möge nachher ja nicht vergessen, auf dem Revier vorbeizuschauen.
    Eine teiggesichtige Dame, wohl die Oberschwester, forderte Bertha auf, sich unverzüglich ins Bett zu begeben. Doch da kannte sie Bertha schlecht. Obwohl schon älteren Semesters, war sie doch noch eine sehr resolute Frau, die sich von niemanden befehligen, geschweige denn ins Bett schicken ließ. Ganz im Gegenteil, sie würde jetzt sogar gehen. Kaum hatte Bertha dies ausgesprochen, war sie auch schon durch die Tür. Herr Schweitzer hatte Mühe, Weizenwetter sowieso, ihr nach draußen zu folgen.
    Doch kaum war sie auf der untersten Stufe der Freitreppe angekommen, mußte sie sich setzen. „Oh, mir ist schwindelig.“
    „Vielleicht ist es besser …“ Herr Schweitzer brach ab, denn Bertha damit zu kommen, daß es vielleicht gar nicht so dumm sei, die Nacht über noch zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben, war, als versuche man, deutschen Spitzenmanagern klar zu machen, was für Pfeifen sie tatsächlich seien. Ein also schon im Vorfeld zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Also ließ er es bleiben, wozu sich den Mund fusselig reden?
    „Und jetzt erzähl doch mal, was eigentlich passiert ist.“ Herr Schweitzer setzte sich neben sie. Vom gegenüberliegenen Haus drangen Geräusche eines handfesten Streits auf die Straße. Ein dunkler Schatten huschte unter ein geparktes Auto. Wahrscheinlich eine Maus oder eine kleine Ratte. Herr Schweitzer hatte mal irgendwo gelesen, Frankfurt habe mehr Ratten als Einwohner. Solange diese im Verborgenenen operierten, hatte er nichts dagegen.
    „Ich hab eins auf’n Deckel bekommen.“
    „Das habe ich mir schon fast gedacht.“
    „Weizenwetter war auch dabei.“
    Weizenwetter: „Ja, aber ich war in dem Moment strullen.“
    „Pinkeln?“
    „Genau. Rappelche mache.“
    „Komm Bertha, jetzt laß dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Hast du sie gesehen? Wieviel Geld war in der Kasse?“
    „Geld? Ach, du meinst, die hatten es auf meine Tageseinnahmen abgesehen?“
    Genau das sagte ihm sein strategisches Denkvermögen. Herr Schweitzer nickte.
    „Hihi, dann war das wohl ein Schuß in den Ofen. In meinem Portemonnaie waren gerade mal zehn Euro. Damit kommen die aber nicht sehr weit.“
    Das warf die Frage auf, wo die Tageseinnahmen vom Weinfaß waren. „Ja, aber wo sind sind denn dann …“
    „Das Geld ist sicher im Weinfaß versteckt. Das findest du nie.“
    Herr Schweitzer hatte das Gefühl, Berthas Blick fürs Wesentliche hatte unter dem Schlag doch sehr gelitten. Ansonsten war sie nämlich sehr scharfsinnig. Herr Schweitzer hegte eine gewisse Abneigung gegen Leute, die permanent um den heißen Brei herumredeten. Da wurde seine Geduld mitunter auf eine harte Probe gestellt. „Ich will das Geld

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