Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)
wenn diese Frau Ines heißt, gehe ich mit dir morgen auf die Eintracht, das versprech ich dir.“
Alle Welt wußte, daß Herr Schweitzer noch nie im Waldstadion gewesen war, daß er von Fußball nicht die leiseste Ahnung hatte und daß an ihm selbst in seiner Jugend, in der er fast mit einer Idealfigur gesegnet gewesen war, alles andere als eine Sportskanone verlorengegangen war.
„Die Eintracht spielt erst nächste Woche wieder zu Hause.“
„Aha, na dann halt nächste Woche. Und wenn ich gewinne, gehst du morgen für mich einkaufen.“
Das war insofern ziemlich clever, als Herr Schweitzer die Wette zu gewinnen gedachte und morgen fürs Wochenende eingekauft werden mußte. Seit er mit Maria von der Heide zusammen war, kochte er sehr aufwendig. Mit vielen Zutaten. Und die sollte nun der Weizenwetter anschleppen. Wenn der schon so blöd ist, nicht mal zwei völlig unterschiedliche Hintern, äh … Frauen voneinander unterscheiden zu können. Hihihi, lachte sich Herr Schweitzer schon mal vorab ins Fäustchen.
„Abgemacht“, sagte Weizenwetter frohen Mutes.
Als sich zwei Minuten später die Gelegenheit bot und die blonde Bedienung am Tisch war, ergriff Herr Schweitzer die Gelegenheit beim Schopfe: „Sagen Sie mal, gute Frau, könnten Sie uns bitte sagen, wie Sie heißen? Beim Bestellen wäre das sehr hilfreich.“
Es kam, wie’s kommen mußte: „Ines. Kann ich Euch noch was bringen?“
Herr Schweitzer war perplex, die Kinnlade fiel herunter und auch sonst fehlten ihm die Worte. Hatte er den Verstand verloren?
Bertha sprang für Herrn Schweitzer ein: „Einen 10er Bembel und noch zwei Flaschen Wasser, bitte.“
„Kommt sofort.“
Herr Schweitzer schlackerte mit den Ohren, das konnte doch nicht wahr sein. Doch war er Weltmann genug, sich in sein Schicksal zu fügen. Nichtsdestotrotz forderte er Aufklärung.
Und die bekam er später auch. Wie zu vermuten war, hatte Weizenwetter tatsächlich die beiden Damen schmählich verwechselt, beziehungsweise er mußte vorgestern dermaßen betrunken gewesen sein, so daß er die Bedienung nur noch als des weiblichen Geschlechtes zugehörig in Erinnerung hatte. Bedauerlicherweise hatten sie beide denselben Vornamen. Ines. Herr Schweitzer schätzte mal grob, daß nicht eine unter tausend diesen doch eher seltenen Namen trug.
Und so hatte er also eine Wette verloren, auf die sich jeder andere auch eingelassen hätte. Bei dem Gedanken, demnächst ein Fußballspiel zu besuchen, kam er nicht umhin zu schmunzeln.
Herr Schweitzer hatte sich vorgenommen, den Tag trotz des wieder einmal blöden Wetters und des bevorstehenden albernen Spiels zu genießen. Ergo war er vorher mit Maria auf einen Handkäs mit Musik, der ebenso wie der Ebbelwei und bei manchen Leuten die Eintracht zum Frankfurter Glaubensbekenntnis gehörte, im Schoppepetzer gewesen. Ortsfremden sei erklärt, daß mit der Musik des Handkäses die Zwiebeln gemeint sind, die wiederum bei der Verdauung jene Geräusche erzeugten, die der Volksmund euphemistisch mit Musik umschreibt. Der gemeine Sachsenhäuser neigt nämlich schon seit Anbeginn seiner Siedlungsgeschichte zum eher derben Humor.
Mit seiner Liebsten war er dann mit der 14 bis zur Louisa gefahren, was nostalgische Gefühle in ihm wachrief, schließlich hatte er diese Linie bis zu seinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben gesteuert. Dort angekommen hatte man sich mit einem zärtlichen Küßchen voneinander verabschiedet, wobei Maria ihm noch dringend geraten hatte, auf sich aufzupassen, denn es ging ja nicht zum Kaffeekränzchen, sondern zum Fußball. Und in diesem Zusammenhang war ihr der Begriff Hooligan durchaus geläufig. Zwar war nicht damit zu rechnen, erschossen zu werden, so wie es nach der Weltmeisterschaft 1994 einem gewissen Andres Escobar bei der Rückkehr in sein Heimatland Kolumbien erging, bloß weil er in einem Spiel ein Eigentor geschossen hatte. Alleine hätte sich Herr Schweitzer aber nie auf ein solches Wagnis eingelassen, doch Weizenwetter war ein erfahrener Stadionbesucher und würde sich schon durchboxen.
Als gewissenhafter Mensch hatte sich Herr Schweitzer natürlich auf dieses Spiel vorbereitet und sich bei Maria oben im Lerchesbergring fast jeden Nachmittag im Sportfernsehen eins bis zwei Partien angesehen, um nicht vollends durch unqualifizierte Äußerungen Verdacht zu erregen. Von der Idee, sich zur Tarnung eine Eintracht-Mütze zuzulegen, war er allerdings wieder abgerückt. Und zur Abseitsregelung würde er
Weitere Kostenlose Bücher