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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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als elf durften nämlich nicht ran, das war ihm bekannt. Er, Herr Schweitzer, jedenfalls wäre nach diesem Aufwärmpensum schon ganz schön kaputt und zu nichts mehr zu gebrauchen gewesen. Auch fiel sein Blick auf die beiden Fanblocks hinter den Toren, die mit Spruchbändern darauf aufmerksam machten, anwesend zu sein. Rhönadler, Höchster Bomber, Adlerhorst, Klippenadler und Bembelraver nannten sich die verschiedenen Fangruppen auf Eintracht-Seite. Rostock wurde von den Ultras supported, wie das auf Fachchinesisch heutzutage heißt. Herr Schweitzer überlegte, ob er auch ein Transparent hätte mitbringen sollen. Simon-Power wäre doch ein hübscher Name gewesen.
    Dann fing die Partie an. Die Eintracht spielte traditionell in Schwarz-Rot und Rostock abweichend von den Vereinsfarben in gelben Trikots. Das fand er komisch, verkniff es sich aber, Weizenwetter danach zu fragen, der gebannt das Geschehen auf dem Rasengeviert verfolgte. Herr Schweitzer hatte sich ganz, ganz feste vorgenommen, keine dummen Fragen zu stellen.
    Hansa Rostock legte los wie die Feuerwehr, vornehmlich ein Neger, Herr Schweitzer korrigierte sich, ein Schwarzer uneuropäischer Provenienz namens Razundara Tjikutzu, fiel durch Spielwitz, Torgefährlichkeit und technisch saubere Ballbehandlung auf.
    Das genügte schon, Herrn Schweitzers Gedanken in Richtung Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland zu lenken. Ja, hat der denn keine Angst, drüben zu kicken? Man hört ja so allerhand. In Italien hatte sogar neulich ein Vereinspräsident öffentlich der Presse erklärt, aus Rücksicht auf die Fangemeinde keine dunkelhäutigen Spieler mehr zu verpflichten. Aber auf der anderen Seite leistete dieser dunkelhäutige Akteur, der da die Frankfurter Abwehrreihe gehörig durcheinanderwirbelte, wohl einen effektiveren Beitrag zur Völkerverständigung als so mancher Botschafter, dachte Herr Schweitzer.
    Nach und nach fand die Eintracht besser ins Spiel und ging durch den Brasilianer Chris in der achtunddreißigsten Minute in Führung, wenn auch etwas unverdient, wie Herr Schweitzer treffsicher analysierte. Das sagte er natürlich nicht laut, schließlich hatte er keine Lust auf böse Blicke. Schon einmal in der Geschichte war mit Thales von Milet ein großer Philosoph in einem Stadion zu Tode gekommen. Darauf hatte er keinen Bock, drum schwieg er. Aber auch das zeichnet bekanntlich Philosophen aus.
    Ein weiteres Augenmerk seitens Herrn Schweitzer galt einem zwei Reihen vor ihm sitzenden Männlein mit Eintracht-Schirmmütze, so um die achtzig Jahre alt, welches in einem fort zeterte und kein gutes Haar an den Spielern ließ. Allesamt seien sie Flaschen, lahm wie Ackergäule, Weicheier und sollten überhaupt mal ihren Arsch in Bewegung setzen, lautete die nicht immer ganz fundierte Kritik jenes Herren, dessen Gesicht ob seiner hektischen Unmutsäußerungen schon ganz rotfleckig war.
    Dann kam die Pause und Weizenwetter erbot sich, Getränke zu holen. Der Stadionsprecher bedankte sich bei 21.000 Zuschauern. Herr Schweitzer stand auf, um sich ein wenig die Beine zu vertreten, auf Dauer war es doch empfindlich kalt. Zum Glück regnete es nicht. Er schaute sich um und glaubte, auf den Gesichtern so etwas wie Hoffnung zu lesen, was er sehr begrüßte, war doch der Eintracht-Fan in der Vergangenheit nachgerade zum Erfolgsabstinenzler mutiert. Sein ganz persönliches Resümee der ersten Halbzeit lautete, daß es sich entgegen seinen Befürchtungen um ein doch recht munteres Spielchen gehandelt hatte und daß er fast kaum noch an mögliche, gesundheitsgefährdende Ausschreitungen dachte. Pünktlich zum Anstoß war auch Weizenwetter mit dem Bier wieder da, das natürlich nicht bis zum Eichstrich gefüllt war. Betrüger. Nach der Melodie des alten deutschen Kinderliedes Meister Jakob skandierten die Hansafans: „Eintracht Frankfurt, wißt ihr noch, wißt ihr noch, damals ‘92, damals ‘92, zwei zu eins, zwei zu eins.“
    Der sensible Herr Schweitzer merkte, daß gerade dieser Text bei Weizenwetter nicht so gut ankam. Also fragte er: „Was meinen die damit?“
    „Ach nichts, ist schon lange her“, kauderte Weizenwetter.
    Natürlich hätte Herr Schweitzer jetzt einen besseren Zeitpunkt abpassen können, aber eine innere Stimme sagte ihm völlig zu Recht, daß dieses Ereignis, auf das die Hansa-Fangemeinde so hinterhältig anspielte, bei Eintrachtlern für immerdar tiefe Narben hinterlassen hatte. So bohrte er weiter: „Jetzt hab dich mal nicht so, sag schon, was war

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