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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Cassellabrücke eine rote Ampel überfahren mußte, um Anschluß zu halten. An der Mainkur ging’s abermals rechts Richtung Fechenheim, dem alten Fischerdorf, das seinen Namen den früheren Tätigkeiten der Bewohner verdankte. Im Laufe der Jahrhunderte ward aus Fischerheim Fechenheim. Womöglich nuschelte man hier stark.
    Erst jetzt erinnerte sich Herr Schweitzer wieder an seines Kumpels Frederik Funkal Worte, das Nummernschild gehöre zu einem weißen Mercedes und der Halter wohne in Fechenheim. Wie hatte er das nur vergessen können? Und da er schon mal dabei war, drängte sich die Frage auf, wieso diese Russen das Kennzeichen auf einen Ford Fiesta geschraubt hatten. Das macht doch hinten und vorne keinen Sinn. Entweder ich fahre einen geklauten Wagen, dann besorge ich mir gefälligst Nummernschilder eines identischen, real existierenden Autos, oder ich benutze den ordnungsgemäß zugelassenen weißen Mercedes. Alles andere ist doch Humbug, oder?
    Während sich Herr Schweitzer darüber Gedanken machte, verlangsamte das sich in ihrem Visier befindliche Observationsobjekt plötzlich die Geschwindigkeit und parkte vor einem Kiosk. Ferdinand S., ausgekochter Profi, der er war, passierte professionell, umrundete den Flachbau des Fechenheimer Anzeigers und hielt auf dem leeren Taxiplatz. Das schien durchdacht, da ein Taxi an einem Taxistand nichts Außergewöhnliches darstellte. Dem Taxi allerdings fehlte bekanntlich das Taxischild und es gehörte dementsprechend zur Gruppe der Privatwagen, denen das Parken auf Taxihalteplätzen per Gesetz strikt verboten war. Das jedoch waren Feinheiten, mit denen die Russen nicht vertraut waren.
    Als die ruchlosen Gesellen sich anschickten, in einem kleinen Fußweg zu verschwinden, stieg Herr Schweitzer aus und nahm die Verfolgung auf. Das tat er gewohnt umsichtig, schließlich verspürte er nicht die geringste Lust, sich im Jenseits wiederzufinden.
    Er sah sie gerade noch nach links abbiegen. Einige Fahrgäste der parallel zum Main verlaufenden Straßenbahnlinie kamen ihm entgegen. Vorsichtig näherte er sich der Stelle, an der die Russen aus seinem Blickfeld entschwunden waren. Etwa zwanzig Meter entfernt entdeckte er sie im schwachen Lichtschein einer Laterne. Geistesgegenwärtig schlug Herr Schweitzer den Weg zur Haltestelle ein, um den Fahrplan zu studieren. Ein flußaufwärts dahingleitendes Frachtschiff mit dem geschichtsträchtigen Namen Edward II warf sanfte Wellen gegen die Uferböschung und ein Radfahrer klingelte sich den Weg frei. Ein älterer Mann ging mit seinem Köter Gassi.
    Als Herr Schweitzer wieder einen Blick riskierte, waren die Gestalten verschwunden, doch das Treppenhaus des unmittelbar bei der Laterne liegenden Gebäudes war hell erleuchtet, was die Vermutung nahelegte, die Russen haben selbiges betreten. Der Freiheitskämpfer ging das Klingelbrett durch, auf daß ihm der Name wieder einfalle, den er von Frederik Funkal als Fahrzeughalter des weißen Mercedes erhalten hatte.
    Und wie er sich des besseren Lesens wegen nach vorne beugte, bekam er eins über die Rübe gezogen, ohne daß er das Geräusch einer sich ihm nähernden Person wahrgenommen hätte. Stante pede wurde ihm schwindelig als hätte ihm jemand eine Flasche Hochprozentigen intravenös verabreicht. Schmerzen verspürte Herr Schweitzer kaum, als er zusammensackte.
    Der Taxifahrer Ferdinand S., der von dem Detektiv keinerlei Instruktionen bekommen hatte, wie lange er warten sollte, wurde zusehends nervöser. Vor einer halben Stunde hatte ihn ein Kollege darauf aufmerksam gemacht, daß sein Wagen ohne Taxischild sei. „Ach, danke. War gerade in der Waschanlage“, hatte er geantwortet und es wieder montiert.
    Nunmehr waren anderthalb Stunden vergangen und Ferdinand S. überlegte sich, ob er aussteigen und mal nach dem Rechten sehen sollte. Vielleicht würde er aber durch solch unbesonnenes Handeln die Aktion nachgerade vermasseln, überlegte er sich, und ließ es bleiben. Den Gedanken, Herrn Schweitzer übers Handy anzurufen, verwarf er ebenso, denn er konnte sich leicht ausmalen, wie plötzliche Klingelgeräusche eine Observation gefährdeten. Er gab sich noch eine Stunde, dann würde er schon sehen, was zu tun sei. Bestimmt wäre der Detektiv bis dahin auch wieder aufgetaucht und würde ihm zu verstehen geben, daß derlei Dinge manchmal Zeit brauchten.
    Als allerdings auch dieses Zeitlimit abgelaufen war, traf er eine Entscheidung. Ferdinand S. fuhr zurück zum Weinfaß, dorthin, wo alles

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