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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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frei wie ein Vogel in Sachsenhäuser Gefilden lustwandeln konnte. Frohgemut trat er unter den trüben Lichtkegel der Glühbirne. Netzsuche, verkündete das Scheißtelefon.
    So ähnlich mußte sich ein Schiffbrüchiger fühlen, der nach wochenlanger, von mannigfaltigen Gefahren begleiteter Tortur auf einem stets vom Untergang bedrohten Behelfsfloß endlich und am Ende seiner Kräfte durch eine gefährliche Brandung Land erreichte, nur um festzustellen, daß die Insel bewohnt war. Und zwar von einer Großfamilie putziger Feinschmecker-Krokodile, die sich in freudiger Festschmauserwartung schon mal Schlabberlätzchen umgebunden hatte.
    Decouragiert sank Herr Schweitzer auf die Matratze. Es war Zeit nachzudenken. Und zum Nachdenken gehörte das Kratzen am Kopf wie die Lüge zum Bundestag. Er hatte allerdings seine Beule nicht berücksichtigt. Autsch. Immerhin zeigte das Handy noch die Uhrzeit an. 22 Uhr 22. Schnapszahl – Glückszahl, haha.
    Gerne wäre er jetzt, wer will es ihm verdenken, bei seiner Maria. Doch: Dis aliter visum – die Götter haben anders entschieden.
    Weinfaß. Völlig aufgelöst hatte Ferdinand S. die Wirtin gefragt, an wen er sich denn wenden könne, falls Simon Schweitzer in Schwierigkeiten stecke, worauf Bertha ihm erklärte, daß er hier an der richtigen Adresse sei, und hatte dann, nachdem der Taxifahrer ihr die Sachlage geschildert hatte, eifrig herumtelefoniert.
    René war sofort erschienen, hatte seinem Kumpel Earthquake-Werner, der so hieß, weil, wenn er zuschlug, dort, wo er zuschlug, Seismographen entzückt tektonische Aktivitäten meldeten, die Leitung des Frühzechers anvertraut. Semmler hatte sich nicht loseisen können, dafür war Maria zur Verstärkung mit ihrer Busenfreundin Karin angerückt. Leider war auch Uschi anwesend, die in ihrer Einfalt glaubte, mit ihren Geistesgaben ein Gewinn für jede fröhliche Runde zu sein. Ja, sie war sogar erst-malig ohne Weizenwetter erschienen, der zu Hause von Weizenbier flankiert Fußball guckte. Auf ihre kackbraune, enganliegende Stretchhose, die in hochschaftigen weißen Cowboystiefeln mit kecken Lederriemen steckte, gehen wir an dieser Stelle nicht näher ein. Nur soviel: Es wabbelte und schwabbelte an allen Ecken und Enden. „Geh schon mal vor“, hatte Weizenwetter seiner Errungenschaft Uschi in der Erkenntnis vorgeschlagen, mit dieser Tussi ganz sicher einen Griff ins Klo getan zu haben.
    „Scheiße. Und was jetzt?“ fragte Bertha.
    Alle schauten zu René, der sich bislang als Garant blendender Ideenvielfalt hervorgetan hatte. Außerdem war er mit seiner Vergangenheit als verwegener Rocker geradezu prädestiniert, nach Lösungen auch außerhalb der mittlerweile doch sehr gängigen Sozialarbeitermentalität zu suchen. „Du, echt, du, laß uns doch mal alle gemeinsam darüber diskutieren“, war nicht ganz der ausgewogene Ansatz, um mit gemeingefährlichen Organisationen wie Mafia oder Finanzamt ein Gespräch zu beginnen. Doch René schwieg.
    Und um das Schweigen noch zu verlängern, schwieg er weiter. Doch er schwieg nicht einfach so. In seiner Stille lag etwas, das allen anderen bedeutete, das Geräuschvakuum auf keinen Fall zu zerstören, es könnte eine blitzgescheite Eingebung verhindern. Die Gäste am Nebenfaß unterhielten sich leise und von draußen drangen nur schwach Verkehrsgeräusche herein.
    Die Stimmung war fast als erhaben zu bezeichnen, als René endlich den Mund öffnete: „Die Lage ist verzwickt.“
    „Verdammt verzwickt sogar“, ergänzte er kurze Zeit später.
    „Ganz schön kompliziert, wenn ich das mal so verbal ausdrükken darf“, sagte Uschi.
    Bertha: „Ich fass mal zusammen: Simon ist weg. Anrufen können wir ihn net, weil das brächte ihn in die Bredouille. Bullen rufen ist Quatsch, eialldieweil die eh nix gegen die Mafia tun können.“
    Maria, die mittlerweile, da das Ganze offensichtlich kein Spiel mehr war und ihr geliebter Simon in Gefahr schwebte, ein wenig von ihrer anfänglichen Chuzpe eingebüßt hatte, legte ihr Handy in der Hoffnung auf den Tresen, es möge doch bitteschön ihr Prinz Simon anrufen. „Ich weiß nicht, vielleicht sollten wir doch die Polizei rufen. Ferdi könnte ihnen doch sagen, wo er Simon das letzte Mal gesehen hat. Wenn er gerade jetzt verletzt in irgendeinem Gebüsch liegt …“ Ihre Stimme versagte.
    Karin legte einen Arm um Marias Schultern und tröstete sie.
    „Ach, Maria, es wird schon nichts Schlimmes passiert sein. Du kennst doch Simon, der begibt sich doch nie

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