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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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freiwillig in Gefahr. Dazu ist er viel zu clever. Bestimmt ist er weiterhin am Beobachten und kann aus welchen Gründen auch immer nicht telefonieren. Oder sein Handy ist kaputt.“
    Maria: „Das ist nagelneu.“
    Bertha: „Gerade in neuen Sachen ist oft der Wurm drin.“
    Uschi: „Genau. Der Wurm ist drin.“
    René: „Ich glaube, wir sollten mit Ferdi mal nach Fechenheim fahren, vielleicht finden wir ja was raus.“
    Ferdinand S., der keineswegs sauer war, in eine derartige Sache hineingezogen worden zu sein: „Ich stehe zu eurer Verfügung. Fahren wir.“
    Endlich passierte mal was. Aus Abenteuerlust hatte er einst mit dem Taxifahren angefangen. Die Abenteuerabstinenz der letzten Jahre machte ihm aber ganz schön zu schaffen. Die anfängliche Euphorie war der Erkenntnis gewichen, daß das Gros der Bevölkerung seinen Job völlig falsch einschätzte. Sie erleben doch sicher so einiges, fingen Fahrgäste oft ein Gespräch in der Hoffnung an, wenigstens aus zweiter Hand mal am wirklichen Leben teilzunehmen, und dachten dabei an wilde Verfolgungsjagden und an Topmodels, die aus Langeweile nach einem arbeitsreichen Tag mal so eben einen Taxifahrer in ihre Suite zu einem erotischen Tête-àtête einluden. Doch nichts dergleichen. An Heilig Abend war er mal von einer einsamen alten Dame dafür bezahlt worden, mit ihr die ganze Nacht die Stätten ihrer Kindheit abzufahren. Ansonsten gab’s da noch die Betrunkenen beiderlei Geschlechts, die in ihm einen verständigen Zuhörer ihrer absolut uninteressanten Beziehungsprobleme sahen. Immerhin hatte er daraus die Erkenntnis gewonnen, daß sich Männlein und Weiblein gar nicht so großartig voneinander unterschieden, wie die meisten glaubten. Aber Ferdinand S. dachte gar nicht daran, sich eine neue Arbeit zu suchen. Allein die Hoffnung, die einsamen Sahnemädels könnten morgen aus ihren Löchern gekrochen kommen, war doch schon mal was. Und dann würde er wie zufällig auf der Matte stehen, momentan war er nämlich solo.
    Maria: „Sieht so aus, als könnten wir im Moment sowieso nicht mehr tun, aber das ist immer noch besser als nichts.“
    René: „Gut. Vielleicht wäre es sogar clever, wenn Bertha hier solange die Stellung hält, zur Not die ganze Nacht, bis wir uns wieder melden. Am besten, ich rufe hier jede volle Stunde an, gebe unseren Standort durch, und wenn was schief geht, wir uns zum Beispiel nicht melden, rufst du die Bullen und sagst ihnen alles, was du weißt.“
    Er sah Bertha dabei an, die angesichts der bedrückenden Gefahr, die über ihnen schwebte, ohne eine Spur ihres berüchtigten Sachsenhäuser Schlappmauls kleinlaut antwortete: „Ja klar, mach ich.“
    „Und wer fährt jetzt mit Ferdi?“ wollte Uschi wissen. Natürlich hoffte sie, mit von der Partie zu sein.
    Doch René sah keine Veranlassung darin, sich ein Blödchen aufzuhalsen, dessen Intelligenzquotient dergestalt diminuiert war, daß Evolutionstheoretiker bei einem Fortpflanzungsversuch Uschis eindringlich Alarm schlagen würden. Mit fester Stimme, die keinen Widerspruch duldete, sagte er: „Maria und ich fahren mit Ferdi. Der Rest bleibt hier.“
    Maria schnappte ihre Handtasche, gab Karin, die ihr viel Glück wünschte, einen Wangenkuß und folgte Ferdinand S. und René.
    Herr Schweitzer hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt, die er den Russen aufzutischen gedachte, wenn sie ihn nach seiner Rolle fragen würden. Es wäre barer Unsinn gewesen zu glauben, sie stünde nicht auf tönernen Füßen, doch bei Licht betrachtet, redete er sich ein, war sie gar nicht mal so schlecht, vorausgesetzt, sie hätten ihn erst in Fechenheim bemerkt, die Verfolgungsfahrt mit dem Taxi also gar nicht registriert.
    Gesetzt den Fall, es wäre so, wie Herr Schweitzer hoffte, würde er sie zu überzeugen versuchen, daß er erstens nur rein zufällig hier war, zweitens die Menschen osteuropäischer Prägung für Einbrecher gehalten habe, das Einbrechen an sich nähme hier in der Gegend nämlich ganz schön überhand, und er drittens, bevor er die Polizei rufe, sich doch erst mal vergewissern wollte, daß die Einbrecher auch tatsächlich dem Berufsstand angehörten, den er vermutete. Schließlich solle es ja auch Polen geben, die nicht klauten. Selbstverständlich könne er aber auch die Beutezüge fast vordem Hungertod stehender Menschen nachvollziehen, aber sie müßten doch bitteschön auch ihn verstehen, daß er sich da mal ein bißchen drum kümmerte, gerade im vorliegenden Fall, wo man doch wirklich

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