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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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jetzt?“
    Alenichevs Gesichtsfarbe wechselte augenblicklich von einer fast ganz normalen Gesichtsfarbe ins Tiefrötliche, denn auf dem Papier waren seine Eltern samt seiner jüngsten Schwester Olga – übrigens eine Augenweide – abgebildet. Dieses Foto hatte René heute nacht per Mail-Anhang von den befreundeten Motorradenthusiasten aus St. Petersburg erhalten. Es war ein schönes Foto, im Hintergrund strahlten die Eremitage an der Newa und ein azurner Himmel. Die Fotographierten lächelten glücklich in die Kamera. Eine vorab getätigte 1.000-Euro-Überweisung hatte die Sache erheblich beschleunigt. In der Gartenhütte herrschte eine bedrückende Stille.
    Fjodor hörte bereits die Todesglocken läuten, nicht für sich, sondern für seine Familie. Ein Blick in die Gesichter reihum verriet ihm den Ernst der Lage. An seinen fünf Fingern konnte er sich ausrechnen, womit bei einem weiteren Schweigen seinerseits alles zu rechnen war. Dementsprechend war sein Redefluß kaum zu bremsen. René hatte richtig spekuliert, mögen die Russen nach außen hin auch noch so den starken Mann markieren, wenn es um die Familie geht, ist die melancholische russische Seele durchaus verwundbar. Lauthals verriet der Halunke nun Detail um Detail, Hintermann um Hintermann, so daß Albert, mit der Aufgabe betraut, die Informationsflut schriftlich zu fixieren, mehrmals darum bitten mußte, doch bitteschön langsamer zu sprechen, er sei schließlich keine Fremdsprachensekretärin, woraufhin Earthquake-Werner meinte, er könne schon verstehen, daß Deutsch für ihn, Albert, eine Fremdsprache sei, so wie er sich manchmal ausdrücke. Albert wollte daraufhin auf Earthquake-Werner losgehen, sagte auch, daß er noch eine andere Sprache spreche, die der lächerliche Sonnenbrillen-Knirps bestimmt verstünde, doch René sah keinen Nutzen darin und stellte sich schlichtend zwischen die zwei Streithähne. Der Knoten bei Fjodor war inzwischen dergestalt geplatzt, daß er sogar anfing, von seiner Kindheit zu erzählen, was jedoch niemanden interessierte, er, Albert, sei doch nicht Fjodors Geograph. „Biograph. Das heißt Biograph“, korrigierte Earthquake-Werner, und abermals mußte René eingreifen, denn Albert hatte nun sogar die Pistole gezückt, um Earthquake-Werners Seele Gott zu überantworten. „Jetzt reicht’s“, gebot er Einhalt, man hatte genug erfahren.
    „Hast du alles?“ fragte er.
    „Ja.“
    Earthquake-Werner: „Was machen wir jetzt mit dem?“
    Albert, von einer fixen Idee besessen: „Abmurksen, was sonst?“
    Fjodors Gesichtsfarbe unterlag einem erneuten Wandel. Diesmal ging’s vom Tiefrötlichen in ein zartes Hellgrün. „Aber ich hab euch doch alles erzählt, was ich weiß.“
    Earthquake-Werner: „Das schon, aber wenn wir dich freilassen, wissen deine Kumpels, daß wir auch wissen.“
    „Nein, ich verrat nichts.“
    „Du hast doch eben auch alles verraten. So einem können wir doch nicht trauen. Das mußt du verstehen“, brachte Earthquake-Werner die Sache auf den Punkt.
    Mit ausgebreiteten Beinen, die Hände waren nämlich gefesselt, versuchte Fjodor seinem Versprechen Ausdruck zu verleihen: „Nein, echt, ich sage nichts.“
    René: „Darauf wollen wir uns mal besser nicht verlassen.“
    Bedächtig zog er eine Heroinspritze auf und jagte sie Fjodor in die Armbeuge.
    Zu der Zeit, als die Hells Angels in der Gartenlaube zugange waren, wüteten unten in Sachsenhausen finstere Mächte. Zwei dubiose Gestalten, einer davon in einem hochgeschlossenen Schaffellmantel, der andere mit leichter Cordjacke und Turnschuhen eher juvenil gekleidet, standen in einer Toreinfahrt und beobachteten den Frühzecher.
    Zwei Minuten, nachdem Tatjana das Lokal durch den Hinterausgang verlassen hatte, überquerten sie die Straße. Gesprochen wurde nicht, man war ein eingespieltes Team. Bei dieser unwirtlichen Wetterlage war niemand uff de Gaß, wie man hier zu sagen pflegt. Voller Arglist wurde der Rolladen mittels Stemmeisen aufgebrochen. Im Handstreich ward die Scheibe eingeschlagen und ein mit viel Fingerspitzengefühl entzündeter Molotowcocktail ins Innere geworfen. Dem Augenschein nach handelte es sich bei dieser Aktion um eine zur Mehrung der Einschüchterung unumgängliche Kampfansage an alle, die nicht willens waren, eine friedliche Zusammenarbeit mit der ein oder anderen Mafia zu akzeptieren. So schnell, wie es gekommen war, verschwand das Duo auch wieder. Der einzige Zeuge, einen Zwergpinscher Gassi führender Knabe im zarten Alter

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