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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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belohnt, auf der jedweder erdenkliche Luxus herrschte, nach dem sie mit ihrem blutsaugerischen Charakter von jeher strebten. Das sei vom Kostenpunkt her eine zu vernachlässigende Komponente, im Vergleich zum momentanen Schaden, den diese Menschen an der Gesellschaft anrichteten. Dann sei das Paradies nicht mehr stets anderswo, sondern mitten unter uns. Das ist natürlich nur ein Tagtraum, dachte Herr Schweitzer, aber ein schöner.
    Doch war es exakt diese Vorgehensweise, die eine mögliche Vertreibung der Mafia aus Sachsenhausen beinhaltete. Klar, es war absurd, sich auch nur in Gedanken auszumalen, die Mafiabanden begäben sich zur gegenseitigen Ausrottung freiwillig in die Wüste. Aber wenn man es irgendwie schaffte, sie gegeneinander auszuspielen, könnte man schon einen kleinen Sieg verbuchen. Ob damit schon der Krieg, oder doch nur eine Schlacht gewonnen wäre, sei mal dahingestellt. Dies in die Wege zu leiten, wer wäre dafür wohl besser geeignet als der Teufelskerl Schweitzer, dachte der Teufelskerl Schweitzer. Zeit, endlich Butter bei die Fische zu machen. Ihn dürstete nach Rache. Das passierte ihm als harmoniebedürftigen Zeitgenossen nicht oft. Auch verbarg sich darin die nicht ganz abwegige Hoffnung auf ein grandioses Comeback seinerseits. Renés heutige Handhabungsweise offenbarte eine auf den ersten Blick erkennbare Lösungsmöglichkeit. Den Russen erzählen, man zahle bereits an die Italiener, und den Italienern erzählen, man zahle bereits an die Russen, das war genial. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Deppen das Spiel durchschauten, und dann wäre die Kacke aber ganz schön am Dampfen, dachte Herr Schweitzer noch. Der Geschichte mußte folglich eine Endgültigkeit verliehen werden, die jedem Mafioso über Generationen hinweg allein schon das Wort Sachsenhausen das Blut in den Adern gefrieren ließe. Für jedes Problem, sei es auch scheinbar noch so unüberwindlich, gab es eine Lösung, das war schon immer so. Herr Schweitzer fand seine Vision von der Sahara gar nicht mal so übel, doch, wie gesagt, kam diese riesige Wüste allein schon aus geographischer Sicht nicht in Frage. Vielleicht herrschten da auch gerade Sandstürme und die Mafiosi konnten sich nicht richtig ins Visier nehmen, verschossen wertvolle Munition, ohne daß einer ins Gras biß. Herr Schweitzer, das Dope hatte mächtig an Fahrt gewonnen, suchte nach Alternativen. Die Sahara hatte er endgültig ad acta gelegt. Öffentliche Sachsenhäuser Plätze und Parks boten sich auch nicht an, zu viele unschuldige, zufällig vorbeikommende Passanten konnten dabei hops gehen. Nein, das war alles nicht der Weisheit letzter Schluß. Irgendwo im Verborgenen lauerte eine Lösung, die sich ihm partout nicht zeigen wollte. Seine Überlegungen waren noch nicht ausgegoren genug. Herr Schweitzer war nicht der Mann für übereilte Schnellschüsse.
    Der Kommodität wegen schob er die Kopfkissen zur Seite und legte sich flach. Im Liegen wollte er noch ein wenig daran arbeiten, wie man der Mafia eine unvergeßliche Lektion erteilen könnte. Doch dazu kam es nicht mehr. Der Körper forderte sein Recht. Nicht einmal das Licht schaffte er noch zu löschen.
    Und derweil die Sonne unbelästigt von Wolken, die der Sturm der letzten Stunden nach Polen und in die baltischen Staaten getrieben hatte, langsam über den Horizont kroch, ging in einer Gartenhütte unweit des Goetheturms bereits die Post ab. Ohne Eile widmeten sich Albert, Earthquake-Werner und René ihrem einsamen Gefangenen Fjodor Alenichev, der bislang noch Zuversicht ausstrahlte. Earthquake-Werner und René waren ziemlich übernächtigt, tiefe Augenringe legten davon Zeugnis ab. Earthquake-Werner hielt sich nicht mit langen Einleitungen auf: „Rede, du Pisser.“ Wie man sieht, war man auch weiterhin per Du.
    „Nein.“
    Diese Widerspenstigkeit war allgemein erwartet worden. René und Albert schauten mit verschränkten Armen zu. Mit alttestamentarischer Härte in der Stimme fuhr Earthquake-Werner fort: „Du redest jetzt, sonst erlebst du den Abend nicht mehr.“ Zum Aufwärmen erhielt Fjodor einige saftige Ohrfeigen.
    „Im Leben nicht“, zeigte sich der Russe mehr denn je unkooperativ.
    „Na gut, dann wollen wir doch mal sehen.“ Earthquake-Werner streckte die Hand aus und René überreichte ihm ein Blatt Papier, das er vor nicht ganz zwei Stunden ausgedruckt hatte. Earthquake-Werner spielte den Charming-boy und hielt Fjodor das Blatt unter die Nase. „Was sagst du

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