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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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hielt.
    Doch Bertha sprach für ihn: „War ein Kinderspiel. Hoffentlich sind die jetzt alle tot.“
    Maria: „Das werden wir bald wissen.“
    Am Eisernen Steg bog Ferdi links ab. Links, nicht rechts – nur mal so nebenbei. Niemand folgte ihnen.
    Schwer atmend zog Herr Schweitzer seine Uniform aus und die von Maria mitgebrachte Zivilkleidung an. Wegen seiner Korpulenz und der Enge im Taxi zog sich die Aktion in die Länge und war erst am Oberforsthaus abgeschlossen. Bis dahin hatte er geschwiegen. Allmählich beruhigte sich sein Puls. Seinen Kopf hatte Herr Schweitzer nun auf Marias Schulter gebettet, die Augen geschlossen.
    „Was ist denn mit dem los? Soll ich dich mal beim Frankford-Marathon anmelden?“ kam es gewohnt burschikos vom Beifahrersitz.
    Oh nein, dachte Herr Schweitzer, Bertha lernt wohl nie, wann man einfach mal die Klappe zu halten hat. Er wünschte sich, es wäre Zeit für ein dringend zu erledigendes Mittagsschläfchen. Doch daraus würde vorerst nichts werden. An der Universitätsklinik stieg er aus und wechselte in ein anderes Taxi. Maria und Bertha sollten an der Stresemannallee die Straßenbahn nehmen, während Ferdi als sei nichts gewesen zum Flughafen weiterfuhr, um auf Fahrgäste zu warten. Diese Vorsichtsmaßnahmen waren nötig, falls doch irgendein Zeuge genauer hingesehen hatte.
    Dem neuen Taxifahrer, dem Dialekt nach ein Sochse, nannte er das Fahrtziel. Bevor er in den Frühzecher ging, wo sich alle versammeln sollten, mußte er noch einen Umschlag beim Sachsehäuser Käsblättche in den Briefkasten werfen. Am Städel kamen ihnen zwei mit Blaulicht fahrende Krankenwagen entgegen. Herr Schweitzer erinnerte sich wieder an den einzigen Lapsus, der ihm unterlaufen war – die verlorene Browning. Scheiße, dachte er, hoffentlich wird uns das nicht zum Verhängnis.
    „Hobn Se schon gehört, was auf der Obermainbrücke los ist?“ fragte der Sochse aus Sochsen.
    „Nein, was denn?“
    „Im Ebbelwei-Expreß gaab’s ne Schießeroi.“
    „Sie machen Witze …“
    „Nö, kam graade ne Dorchsage von der Zentraale. Wir sollen nach einem grünen BMW suchen. Damit sind die wohl geflüchtet.“
    Um es mit Jorge Luis Borges zu sagen: Über die Zukunft wissen wir nur, daß sie sich von der Gegenwart unterscheidet. So gesehen machte sich auch keiner Gedanken darüber, was der morgige Tag bringen würde.
    Als Herr Schweitzer den heute für den Publikumsverkehr gesperrten Frühzecher durch den Hintereingang betrat, waren bereits alle da. René, Albert, Earthquake-Werner, Buddha Semmler, Weizenwetter, der bei Karins Anblick weiterhin in hormonelle Entzückung geriet, Karin, Bertha und Maria saßen an zwei zusammengeschobenen Tischen und hatten schon Erfrischungsgetränke vor sich stehen. Tatjana bediente. Ein Kopfende hatten sie für Herrn Schweitzer reserviert, wo er sich auch niederließ. Er stemmte den Bembel und füllte ein Apfelweinglas. Niemand brauchte ihn dazu aufzufordern, Herr Schweitzer wußte auch so, was allgemein von ihm erwartet wurde. Es folgte ein skizzenhafter Bericht der Geschehnisse, soweit sie ihn betrafen. Er vergaß auch die verlorene Browning nicht und wie er es bedauerte, damit eine zusätzliche Gefahr geschaffen zu haben, was aber von René sofort dahingehend umgedeutet wurde, das dies doch ganz prima sei, die Waffe stammte schließlich von den Russen und wenn die Bullen halbwegs so clever waren, wie sie immer taten, müßten sie doch den Werdegang der Waffe ans Licht zerren können. Daraus folgte, daß sie dann ganz zwingend davon ausgehen mußten, der Ebbelwei-Expreß sei von einem vom Tatort geflüchteten Mafiarussen gesteuert worden, das sei gar nicht mal so abwegig, wurden im Westen ausgediente Straßenbahnen doch heute noch in den Osten verkauft und die Suche nach dem Schaffner, der einen Ebbelwei-Expreß fahren konnte, würde sich ausschließlich auf alle osteuropäischen Gemeinden konzentrieren, wo diese Art von Triebwagen jemals zum Einsatz gekommen waren. Herr Schweitzer war also voll aus dem Schneider, was ihn, Herrn Schweitzer, ungemein erleichterte.
    Es folgte Berthas Zusammenfassung der Ereignisse. Da das Spiel mit dem Feuer den gewünschten Ausgang genommen hatte, verschwieg die alte Wirtin tunlichst ihren im Gefechtseifer verschollengegangenen Satz „Why did you kill Fjodor Alenichev?“. Ganz tief in ihrem Inneren war nämlich selbst Bertha auf ihren Ruf bedacht. Abschließend meinte sie noch, alles sei nur deswegen so ein Pipifax gewesen, weil die Blender

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