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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Augen verschwanden fast hinter den hohen Backenknochen. Er blickte von einem zum andern, aber er war klug genug, den Mund zu halten. Das einzige Geräusch kam aus der anderen Ecke des Rau m es, wo die Frau die Artischocken spaltete und in eine gro ß e Plastikschüssel warf. Ein großes Sche i t rutschte Funken sprühend ins Feuer und begann heftig zu lodern, so daß der Raum heller wurde und d i e Schatten dunkler .
    »Es wird ein Mädchen ver m ißt . «
    Keiner der drei sagte etwas oder sah die anderen an. Die Frau drehte ihnen m i t verschlossener Miene wieder den Rücken zu und begann m it einem geschälten Stab, der am einen Ende, wo man kleinere Zweige abgeschlagen hatte, Stacheln hatte, kräftig die Milch zu schlagen .
    » Vielleic h t hat sie sich auch aus Versehen hierher verirrt « , fuhr der Brigadiere fort, entschlossen, eine Antwort zu provozieren .
    » Das wissen Sie doch genau, daß das nicht stimmt « , m u r m elte der Schäfer .
    » Na gut, ich weiß es. Wir kennen alle Ihre Tricks, und Entführungen gehören nicht dazu… Nur, bei Ihrem Sohn sind wir uns da nicht so sicher. «
    Piladu warf einen schrägen Blick zu seiner Frau hinüber, die ihm im m er noch den Rücken zukehrte. Sie hatte die Artischockenblätter in einen Ei m er geworfen und schlug und rührte jetzt wieder in der Milch heru m .
    » Hat er Arbeit in Florenz gefunden ? « fragte der Brigadiere unschuldig .
    » Florenz! «
    Piladu spuckte das Wort aus, und als wollte er sie ablenken, schnauzte er seine Frau an: » Wann essen wir endlich ? «
    Die Frau sagte, m ehr zu sich als zu ih m : » Ich k a nn schließlich nicht alles auf ein m al m a c hen. Maria! «
    Ein Mädchen kam aus dem Nachbarrau m . Sie war nicht älter als dreizehn oder vierzehn, aber ihr Gesicht war dick gesch m inkt, und sie trug bunte, aufreizende Kleider. Ein langer, glitzernder Schal war um ihren Hals drapiert. Sie fing an, Teller und Gläser zu decken, und ging um die beiden Carabinieri heru m , als wären sie nicht vorhanden. Ihr billiges, starkes Parfüm ver m ischte sich m i t dem Ge r uch von saurer Milch und Holzrauch. Als der Tisch gedeckt war, füllte sie e i nen tiefen Topf m it Wasser und stel l te ihn auf den Herd. Ihre Bewegungen waren langsam und geziert, im Gegensatz zu denen ihrer Mutter, die energisch Olivenöl in eine große schwarze Bratpfanne goß, die Artischocken hineinwarf, sie zudeckte und Hände und Ar m e abspülte, bevor s i e sich einen Stuhl zu einem der Kessel heranzog und die Ar m e bis zu den Ellbogen in den Quark gleiten ließ .
    » Dieser Esel«, beharrte der Brigadiere .
    »Ich hab Ihnen doch gesagt – «
    » J a ja, er kam aus Versehen hierher. Aber es hat hier so viele kleine Versehen gegeben, daß wir gezwungen waren, einen Haftbefehl ausstellen zu lassen. «
    » H i er . «
    Ohne die Ar m e aus dem Quark zu neh m en, nickte die Frau ihrem Sohn zu und wies dann m it einer Kopfbewegung auf den Ei m er m i t den Schalen. Der Junge stand auf, nahm den Ei m er und ging hinaus, um die Kaninchen zu füttern. » Und du. Setz die Pasta auf und dann verschwinde . «
    Während sie ihre Anweisungen gab, sah sie ihren Mann finster an, und der wütende Bl i ck in ihren sch m alen schwarzen Augen wollte ganz und gar nicht zu der sanften Bewegung ihrer Ar m e passen, m it der sie den Quark langsam zu sich heranzog .
    »Wir sind natürlich nicht verpflichtet, diesen Haftbefehl zu vollstrecken«, fuhr der Brigadiere m i t ruhiger Stim m e be h arrlich fort. Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: » Gestern ha b en wir drüben bei Scano eine Dosis Hero i n gefunden. «
    Selbst in dem flackernden Halblicht konnte m an sehen, wie sich die Schultern des Schäfers ein wenig entspann t en und dann wieder vers t eiften .
    »Was wollen Sie ? «
    »Wissen, wo das Zeug herkom m t . «
    Es war jetzt der Capitano, der sprach .
    »Woher soll ich das denn wissen ? «
    » Scanos Junge ist m it Ihrem Sohn befreundet. Sie gehen zusam m en runter nach F l orenz. «
    » Die m achen sich nicht die Mühe, mir zu sagen, wo sie hingehen. «
    » Nein. Aber Sie könnten es herausbekom m en . «
    » Mein Sohn ist nicht drogensüchtig. «
    »Woher wollen Sie das wissen ? «
    »Was soll das heißen ? «
    »Woher wissen Sie denn, daß er ' s nicht is t ? Kennen Sie etwa die S y m ptome? Haben Sie s i ch je m als seine Ar m e angesehen? Wenn Ihr Sohn Heroin nim m t, ist er nicht m ehr Ihr Sohn. Er gehört der Droge, an der er hängt, und er wird alles m achen, um

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