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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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    Sie flüsterten – einzig und allein, weil das schum m rige Licht und das Bewußtsein, wach zu sein, wo alles andere schlief, es nahelegten .
    »Ich kann ja wieder einschlafen . «
    Sie sprach gut Englisch, nur m it ei n er Spur von Akzent. Der Offizier widerstand dem Drang, ein Notizbuch zu zücken und Fragen zu s t ellen. Sie wirkte zwar vollkom m en r uhig, aber der Anfall, den sie beim ersten Erwachen gehabt hatte, war ihm noch frisch im Gedächtnis. Das Krankenpersonal wäre nicht begeistert, wenn er einen zweiten provozierte. Außerdem m ußte jegliche Befragung dem Capitano überlassen werden, der die nötige Erfahrung besaß, um die Halbwahrhe i ten von den Lügen trennen zu können. Die Wahrhe i t kam im m er erst heraus, wenn die Angst nachgelassen hatte. Also saß er still da und ließ sie reden, m u r m elte Antworten auf die wenigen Fragen, die sie i h m stellte, und versuch t e sich Einzelheiten einz u prägen, die von Bedeutung sein könnten. Die Hand, die auf der weißen Decke lag, u m klam m erte im m er noch die Telefon m arke, aber keiner von beiden erwähnte es. Sie redete in k urzen Schwällen, zwischen denen ihr Blick glasig wurde – wahrscheinlich ei n e Wirkung des Medika m ents, das m a n ihr gegeben hatte. Seltsa m erweise schlossen s i ch ihre Augen nicht in einer von diesen Pausen, sondern während sie redete, und ihre flache At m u n g wurde tiefer. Er beobachtete sie genau, aber sie schien wieder fest zu schlafen. Doch als er geräuschlos seine Position wechsel t e und sich in seinem St u hl zurücklehnte, m u r melte sie, o f fensichtlich i m Schlaf: » Sie gehen nicht weg ? «
    » N e in . «
    » Gut … «
    » S ignor Capitano? Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu früh gestört… ? «
    » Ach was. Schießen Sie los. «
    »Es gibt nicht allzuviel, weil sie bald wieder eingeschlafen ist, aber wenigs t ens kennen wir jetzt ih r en Na m en. Sie heißt Nilsen und ist Norwegerin . «
    » Und das andere Mädchen ? «
    » Maxwell. Deborah Maxwell. Sie haben wahrscheinlich beide eine Aufenthaltsgenehmigung, da sie an der Universität Italienisch studieren. «
    » S ind sie als reguläre Studentinnen immatrikuliert? «
    » Nicht für einen Fachkurs, sondern am Kulturzentrum für Ausländer, das sie seit letztem September besuchen. «
    » Und sie wohnen… «
    » Sie hat von ›Debbies Wohnung‹ geredet, nicht von ›unser e r Wohnung‹. Ich neh m e also an, daß sie nicht zusam m enwohnen. Ihre Adresse habe ich noch nicht, we i l ich nur zugehört habe, was sie m ir erzählt hat. Ich dachte, ich stelle lieber keine Fragen, bevor Sie… «
    » Das war richtig. Weiter. «
    » Über das, was tatsächl i ch passiert i st, hat sie wenig erzählt. Aber soweit ich verstanden habe, hatte sich der Entführer hinten in ihrem Wagen versteckt, als sie eingestiegen sind. Zu dem Zeitpunkt war es nur einer. Sie weiß nicht, wie er durch das Haupttor und ein elekt r onisch gesichertes Tor auf dem H of gelangen konnte, wo der Wagen i mm er unabgeschlossen steht. Ich habe den Eindruck, daß der Wagen dem a m erikani s chen Mädchen gehört, aber ich bin mir nicht sicher. Der Mann m u ß ja wohl bewaffnet gewesen sein, um alleine zwei Erwachsene entführen zu können. Aber dazu hat s ie nichts gesagt. Ich hielt es für besser, s i e nicht zu drängen. «
    » Gut. Eins der Mädchen hat also den Wagen aus Florenz hinausgefahren ? «
    » Ja, die Maxwell. Irgendwo hinter Pontino, dem letzten Dorf, an das sie sich erinnert, mußten sie in eine sch m ale Nebenstraße einbiegen, wo sie von einem Lieferwagen erwartet wurden. S i e wurden gezwungen, sich hinten auf d en Boden zu legen. Derselbe Lieferwagen brachte das Mädchen dann später zu der Stelle, wo sie abgesetzt wurde, am Dorfrand von Pontino. Die Verletzung am Knie hat sie sich selbst zugefügt, als sie im Dunkeln gegen einen Baum stieß . «
    »Wie schl i mm ist die ? «
    » Der Arzt sagt, daß es eine tiefe Wunde ist, die eine ganz ordentliche Narbe hinterlassen wird. Es ist aber nur eine Fleischwunde, und sie wird in zehn Tagen oder so verheilt sein. Ich denke mir, daß es eine Z y presse gewesen se i n m uß, weil bei denen die unteren Äste gestutzt werden, und übrig bleiben dann schwertähnl i che Spitzen. Und was ihre Kopfverle t zung betrifft, ist die un m ittelbare Gefahr vorüber, aber ihr Sehver m ögen und ihr Gleichgewichtssinn m üssen noch m al überprüft werden, wenn sie wieder aufs t ehen kann. Das wird, glaube ich, heute der Fall sein.

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