Tod im Herbst
»Ic h ge h mal weg.«
Vielleich t u m sic h nich t gleic h vo m Zimmermädchen durcheinanderbringe n un d ärger n z u lassen , beschlo ß er, zuers t mi t de m Hoteldirekto r z u sprechen , de r nervö s im Foye r herumlief , al s Guarnacci a da s Bellariv a betrat.
»Hier entlang, bitte.«
»Ich möchte lieber hier mit Ihnen sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Der Wachtmeister hatte das dumpf e Gefühl , da ß di e Empfangshall e de r Schlüsse l zu diese r ganze n Geschicht e war ; wen n e r blo ß herausfinden könnte , inwiefern.
Es war offenkundig, daß der Hoteldirektor es vorgezo gen hätte, den uniformierten Eindringling von den Gästen fernzuhalten . De r Wachtmeiste r klappt e de n Holzdeckel hoch und trat hinter die Rezeption. Dort setzte er sich schwerfälli g au f de n Stuh l un d sa h sic h schweigen d um . Er wa r sic h fas t sicher , da ß jeman d e s fertiggebrach t hatte , mit eine r nu r i n eine n Pelzmante l gekleidete n Leich e da s Hotel zu verlassen. Von seiner Position aus konnte er direkt in de n Frühstücksrau m sehen . Etwa s weite r link s wa r der Aufzug , desse n Tü r mi t eine r Glasscheib e versehe n war, daneben der Personalaufzug und das breite, blau ausgelegte Treppenhaus. Der einzige Ausgang war die Drehtür rechts . Vie r älter e Touriste n entstiege n de m Lif t un d gin gen hinaus, beladen mit Reiseführern und Fotoapparaten.
»Wo ist der Empfangschef?« fragte Guarnaccia nach eine r Weile.
»In meinem Büro, mit dem Zimmermädchen und der Putzfrau . E r warte t au f Sie . Ic h seh e hie r solang e nac h dem Rechten. Ich nahm an, Sie wollten mit ihm sprechen.«
»Ja.« Aber er rührte sich nicht. Seine großen Augen wanderte n weiter , registrierte n alles , wa s i n seine m Blickfel d lag . De r Gedanke , jeman d könnt e versuch t haben , mit dieser schweren Last durch die Drehtür zu gehen, auf die Gefah r hin , drauße n sofor t eine m Passante n übe r de n Weg zu laufen, war absurd. Dann also der Lift. Direkt hinunter in die Tiefgarage, zu einem wartenden Auto? Er konnte jedoch mühelos die beiden Aufzüge einsehen, und der Lärm, den ein Aufzug machte, müßte in den frühen Morgenstunden, in denen es im Hotel völlig still war, deutlich zu hören gewesen sein. Mario Querci, der Nachtportier, bestand darauf, nichts gesehen und gehört zu haben, obwohl er genau an dieser Stelle gesessen hatte.
»Wohin geht er«, sagte der Wachtmeister, mehr zu sich selbst, »wenn er mal muß?«
»Pardon?«
»Der Nachtportier, er kann doch nicht die ganze Nacht hier sitzen, ohne mal auszutreten. Wohin geht er dann?«
»Ach so. Hinter Ihnen, im selben Korridor, in dem auch mei n Bür o un d di e Buchhaltun g liegt . Dazwische n is t die Personaltoilette.«
»Hmmmh.« Trotzdem, wer da oben auf eine günstige Gelegenheit gewartet hat, um mit der Leiche aus dem Hotel zu verschwinden, konnte unmöglich wissen...
Nachde m de r Direkto r ein e Weil e mi t sichtliche r Unge duld gewartet hatte, sagte er knapp: »Ich verstehe nicht ganz , wa s da s alles...«
»Was? « De r Wachtmeiste r unterbrac h ihn , al s e r plötz lich wieder aus seinen Gedanken auftauchte.
»Ich wollte sagen, daß Ihre Frage mit dem, was hier passiert ist, wohl nicht viel zu tun hat.«
Zumindest hätten sie mit der Aufklärung dieses Falles einen aufgeweckteren Polizisten betrauen können!
»Tja...« , räumt e de r Wachtmeiste r langsa m ein , »..
.wahrscheinlich nicht.«
Zum ersten Mal sah er sich den Hoteldirektor, der auf der anderen Seite des Tresens stehengeblieben war und jetzt ärgerlich aussah, genau an. Er war groß, imposant, hatte graue Haare und einen durchdringenden Blick.
»Sie sind aus Norditalien...?« Es war mehr eine Fest stellun g al s ein e Frage.
»Aus Mailand.«
»Richtig... Hauptmann Maestrangelo hatte so etwas erwähnt. Und der Besitzer dieses Hotels ...«
»Ist ebenfalls aus Mailand. Er hat dort oben noch ein zweites . Wolle n Si e i n mei n Bür o komme n ode r beabsich tigen Sie, das Personal hier zu befragen? Ich muß darauf hinweisen, daß es aus Rücksicht auf meine Gäste...«
»Schon gut«, sagte der Wachtmeister ruhig. »Schon gut. Ich werde die Befragung in Ihrem Büro durchführen, wenn Ihnen das lieber ist. Übrigens, was ist aus dem Hund geworden?«
»Welche r Hund ? Ac h so , de r Hun d vo n Signor a Vogel. Wir haben ihn einschläfern lassen.«
Die lebhafte Unterhaltung, die in vollem Gang war, als der Direktor die Tür zu seinem Büro öffnete,
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