Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
verstummte urplötzlich beim Anblick der breiten uniformierten Gestalt hinter ihm.
    »Ich werde zuerst mit dem Zimmermädchen sprechen«, sagte der Wachtmeister mit einem fast hörbaren Seufzer. E r wartete , bi s sic h di e Tü r hinte r de n andere n geschlossen hatte , eh e e r sic h schwe r au f de n Chefsesse l setzt e un d der jungen Frau einen Blick zuwarf, der besagen sollte: keine Ausflüchte! Wie sich herausstellte, war seine Befürchtung umsonst. Das Mädchen war ein schwächliches Geschöpf mit einem dünnen, farblosen Gesicht, und sie drehte nervös an einer kraftlosen schwarzen Haarsträhne, die unter einem Stirnband hervorgerutscht war.
    »Hat Sie erschreckt, was?« fragte der Wachtmeister, nachdem er sie eine Weile beobachtet hatte.
    »Und wie! Gino sagt, er hätte mich ja auch überfallen oder umbringen können.«
    »Ha t Gin o da s gesagt , ja ? Abe r Si e habe n nich t gesehen, wer es war?«
    »Nein.«
    »Dan n brauche n Si e sic h auc h kein e Gedanke n z u ma chen. Erzählen Sie mir, was passiert ist, und lassen Sie nichts weg, auch Nebensächlichkeiten nicht.«
    »Tja , heut e vormittag , kur z vo r de m Mittagesse n wa r es, da kam jemand zum Direktor und sagte, daß das Zimmer vo n Signor a Voge l wiede r vermiete t werde n kann . E s wa re n zwe i Männer , un d si e entfernte n di e Siege l vo n der Tür.«
    »Wissen Sie, um wieviel Uhr das genau war?«
    »Nicht genau, aber so gegen zwölf, weil sie noch oben waren , al s ic h zu r Küch e ging , u m dor t etwa s z u essen.«
    »Haben Sie mit Ihrem Freund Gino gegessen?«
    »Nein, er muß um elf essen, weil er als Kellner Tischdienst hat. Anschließend bin ich weggegangen und habe einen Kaffee getrunken.«
    »Mit wem?«
    »Mi t meine r Mama . Si e is t Putzfra u i n eine r Schul e hier i n de r Nähe , un d wi r gehe n imme r Kaffe e trinken , wenn sie fertig ist.«
    »Immer am selben Ort?«
    »Fast immer. Es ist die einzige Bar hier in der Gegend, wo es keine Touristen gibt und man nicht extra bezahlen muß , wen n ma n sic h hinsetzt.«
    »Und Sie haben Ihrer Mutter nicht von den aufgebro chene n Siegel n erzählt?«
    »Doch, natürlich. Es hat mir ja niemand verboten.«
    »Ja, ja, schon gut! Haben Sie es noch jemand erzählt?«
    »Ic h wa r mi t nieman d sons t zusammen . All e wußten hier Bescheid, haben Witze gerissen, daß ein Fluch über diesem Zimmer liegt. Der Direktor hat sich aufgeregt. Er hatt e woh l Angst , da ß di e Gäst e wa s mitbekommen.«
    »Un d wa s is t dan n passiert , al s Si e wiede r zu r Arbeit zurückgekommen sind?«
    »Der Direktor hat gesagt, ich soll das Zimmer fertig herrichten, und ich bin zur Wäschekammer gegangen, um Bettwäsche und Handtücher zu holen.«
    »War jemand im Schlafzimmer, als Sie hineingingen?«
    »Nein ... Ich meine, ja. Ich hab zwar niemand gesehen, abe r trotzdem...«
    »Beschreiben Sie, was passiert ist, als Sie hineingegangen sind!«
    »Ich bin durch den Salon direkt in das Schlafzimmer gegangen und hab die Bettwäsche auf das Bett gelegt. Da fiel mir auf, daß eine der Schubladen des Frisiertischs ein weni g herausgezoge n war . Ic h rie f nac h Dina , di e i m Bade zimmer war – ich meine, ich hab geglaubt, daß sie dort war. Stellen Sie sich mal vor, ich wäre da reingegangen und...«
    »Wieso haben Sie geglaubt, daß die Putzfrau im Badezimmer war?«
    »Ic h ha b si e gehört . Jedenfall s ha b ic h Geräusch e gehört von jemand, der sich dort bewegte, und ihr Eimer stand gegen die offene Tür gelehnt.«
    »Was haben Sie gerufen?«
    »Ich weiß nicht mehr .. . ob sie Carabinieri spielen wollte oder so...« Das Mädchen wurde rot. »Wegen der offenen Schublade hatte ich angenommen, sie hätte das Zimmer von Signora Vogel durchsucht.«
    »Ach so. Und vermutlich hat niemand geantwortet.«
    »Ich hab nicht auf eine Antwort gewartet. Ich hatte schon angefangen, das Kissen zu beziehen, und merkte, daß eine Naht aufgerissen war. Ich ging los, um einen Bezug zu holen. Das war der Moment, wo ich Dina gese he n habe . Si e ka m au s de r Kammer , i n de r Seif e un d so Zeugs aufbewahrt wird, mit einer Flasche Spiritus in der Hand.«
    »Wo liegt diese Kammer?«
    »Im fünften Stock, neben der Wäschekammer.«
    »Und Signora Vogels Zimmer liegt im dritten, richtig?«
    »Ja, also kann Dina nicht im Badezimmer gewesen sein, oder? Ich erzählte ihr, daß ich jemand gehört hatte, und sie meinte , wi r sollte n e s de m Direkto r sagen.«
    »Sie sind nicht sofort zurückgegangen in das

Weitere Kostenlose Bücher