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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Nu r vo n ihre r Jugend.«
    »Hat sie mal von einem Kind gesprochen?«
    »Nein, nie. Ich hatte den Eindruck, daß sie entweder geschieden oder schon bald Witwe geworden war. Sie hat sic h imme r seh r nebulö s ausgedrückt , un d ic h hab e si e nie bedrängt. Trotzdem... Ich habe dem Wachtmeister hier gesagt , da ß i n ihre m Lebe n siche r ei n Man n vorgekommen ist, aber ich bin überzeugt, daß es nicht ihr Ehemann gewesen sein konnte.«
    »Sie haben auch eine andere Frau erwähnt.«
    »Ja. Aber ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, was ich dem Wachtmeister schon gesagt habe. Sie sprach immer nur in Andeutungen. Und vieles von dem, was ich jetzt sage, beruht auf meinen Vermutungen. Ich glaube beispielsweise , da ß si e eine n ziemlic h reiche n Man n gehei ratet hat, denn das Bellariva ist teuer.«
    »Und daß ihr Vater im Krieg umgekommen ist, haben Sie das geraten oder hat sie es Ihnen selbst erzählt?«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß sie es erwähnt hat.«
    »Hat sie Ihnen gegenüber von einer Villa geredet? Von einem Haus in der Nähe von Greve in Chianti?«
    »Nein, nie.«
    »Es gehörte ihrem Vater, er ist erst vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Aha.«
    Nicht einmal jetzt war er zornig. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und wahrscheinlich hatte er nicht mehr richtig geschlafen seit dem Tag, als der Hauptmann zu ihm in die Wohnung gefahren war, um eine Frage zu stellen, die er durchaus als Vorwand empfunden haben mochte. Man konnte sich unschwer ausmalen, wie er vor mittag s i n eine m abgedunkelte n Schlafzimme r lag , schlaf los, nebenan das Geklapper der Schreibmaschine seiner Frau , un d hinte r de n dünne n Wände n di e Auseinanderset zungen der Nachbarn.
    »Sie hatte vielleicht ihre Gründe, mir nichts davon zu erzählen«, sagte er sanft. »Schließlich habe ich ihr nie etwas von der Geschichte in Mailand erzählt.«
    »Trotzdem, wenn sie einen Menschen suchte, dem sie sich anvertrauen konnte, dann wäre es doch nicht plausibel gewesen, Sie anzulügen.«
    »Jede r Mensc h lügt , soga r diejenige n lüg t e r an , di e ihm am nächsten stehen, meinen Sie nicht? Jedenfalls glaube ic h nicht , da ß e s daru m ging , jemande n z u haben , de m sie sich anvertrauen konnte. Ich habe schon mal gesagt... Es is t nich t s o leich t z u erklären , abe r ic h hab e allei n gelebt , in Mailand, bevor ich meine Frau kennenlernte. Es sind die kleinen Dinge, die ein Gefühl von Einsamkeit bewirken können. Man hat niemand, an dem man nach einem miesen Tag seinen Ärger auslassen kann, niemand, der einem wa s Heiße s z u trinke n macht , wen n ma n erkälte t ist . Wenn si e Gripp e hatt e ode r Kopfweh , bi n ic h fü r si e i n die Apothek e gegangen , solch e Sachen . E s gib t j a auc h die Sehnsuch t nac h Zärtlichkeit . Ic h mein e jetz t nich t Sex, sondern ganz normale Zärtlichkeit, eine Art körperlichen Kontakt...«
    »Und zwischen Ihnen und Signora Vogel bestand diese Art körperlicher Kontakt? Sie haben gesagt, sie war nicht Ihre Geliebte?«
    »Ic h hab e Ihne n doc h gesagt , mi t Se x hatt e e s nicht s zu tun . Wi r habe n manchma l darübe r gesprochen , abe r das wa r auc h alles . S o entstan d ein e Ar t Intimität , di e völlig harmlos war, und im Laufe der Jahre haben wir uns daran gewöhnt.«
    »In all den Jahren haben Sie sie also nicht berührt?«
    »Ic h hab e manchma l ihre n Nacke n massiert , wen n sie Kopfschmerze n hatte . O b Sie’ s glaube n ode r nicht , wir ware n ehe r wi e Brude r un d Schwester . D a si e allein lebte...«
    »Ich vermute, es war ihre Entscheidung, allein zu le ben.«
    »Das glaube ich nicht. Ich nehme an, daß sie enttäuscht war, daß sie etwas Besseres erwartet hatte, vielleicht von diese m Mann , de n ic h erwähn t habe , abe r Jah r fü r Jah r war es dann so weitergegangen.«
    »Und dann haben Sie ihr unten in der Empfangshalle de n Nacke n massiert? « sagt e de r Hauptman n langsam.
    »Wie...?«
    »Dem Wachtmeister haben Sie erzählt, daß Ihre kleinen Plaudereien dort stattgefunden haben. Daß sie oft nicht schlafen konnte und dann herunterkam, um sich mit Ihnen zu unterhalten. Sie haben natürlich Ihren Arbeitsplatz nicht verlassen.«
    Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre im Zimmer.
    Bi s dahi n mocht e e s ein e freundlich e Unterhaltun g gewese n sein . Jetz t trate n wiede r di e Schweißperle n au f Quercis Oberlippe, aber er sah gleichgültig drein. Als er nicht antwortete, fuhr der Hauptmann fort: »Sie sind auf ihr

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