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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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langsam im Zimmer herumging, sich dabei nur umsah, nichts anfaßte und die Sonnenbrille an einer Hand schlenkern ließ.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Schon länger her.«
    »Wie lange?«
    »Ich weiß nicht. Warum sollte ich...«
    »Wie lange? Ein Monat? Zwei Monate?«
    »So in dem Dreh. Ich hab’s vergessen.«
    »Ein Monat oder zwei?«
    »Ich würde sagen, eher zwei.«
    Der Wachtmeister hatte unter dem Bett ein Exemplar der Nazione gefunde n un d blättert e e s langsa m durc h Im Zimmer roch es stark nach Ölfarbe und Terpentin
    Der Junge hatte sich vor der in der Mitte des Zimmers aufgestellten Staffelei postiert; durch das Fenster fiel ein Sonnenstrahl voll auf die Landschaft, die noch immer auf de r Staffele i stand . De r Wachtmeiste r fan d di e gesuchte Seite, faltete die Zeitung und zeigte sie dem Hauptmann. Der überflog bloß die Schlagzeile und gab das Blatt ohne Kommenta r de m Wachtmeiste r zurück »Sie haben gar nicht gefragt, warum wir hier sind«, bemerkte der Hauptmann. »Interessiert es Sie nicht?«
    »Ich hab nichts damit zu tun.«
    »Woher diese Sicherheit 5 «
    »Weil ich nichts getan habe «
    »Und vermutlich wissen Sie auch nichts «
    »Stimmt.«
    De r Wachtmeiste r öffnet e ein e Schublad e un d schloß sie wieder, ohne den Inhalt überprüft zu haben Er schien völlig ziellos im Zimmer herumzuwandern. Jedesmal, wenn er sich der Stelle näherte, wo der Junge stand, verstärkte sich dessen Nervosität. Er hatte die Hände in den Jackentasche n vergraben , u m gelasse n z u erscheinen, doch seine Hände waren zu Fäusten geballt. Der Wachtmeister verzog sich in eine Zimmerecke, steckte seine Sonnenbrille in die Tasche und beobachtete die Szene.
    »Wa s habe n Si e genommen? « fuh r de r Hauptmann fort »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Aber der Haupt mann sah ihm direkt in die winzigen Pupillen, und der Jung e merkt e es.
    »Dieser Zeitungsmensch hat Sie nervös gemacht, was?«
    »Er hatte kein Recht, hier herumzuschnüffeln!«
    »Was hat er Sie denn gefragt?«
    »Ich wußte nicht, warum ich Ihnen das erzählen sollte Fragen Sie ihn doch selbst!«
    »WashaterSiegefragt?«DieStimmedes Hauptmanns hob sich nur ein wenig.
    »Dasselbe wie Sie – nach der Frau, der dieses Haus gehörte.«
    »Aber ich habe doch nicht nach der Besitzerin dieses Hauses gefragt, sondern nach Ihrem Freund Christian.«
    »Er ist nicht mein Freund.«
    »Was hat er mit der Besitzerin zu tun?«
    »Nichts. Ich habe keine Ahnung.«
    »Wieso haben Sie dann angenommen, ich interessiere mich für die Besitzerin, wo ich doch nach Christian gefragt habe? Wachtmeister!«
    Da der Wachtmeister sich nicht mehr umsah, mußte er wohl gefunden haben, wonach er gesucht hatte Guarnaccia kam schweren Schritts naher und ging direkt auf den Jungen und die Staffelei hinter ihm zu. Der Junge erschrak, zog in einer reflexhaften Bewegung die Han d au s de r Tasch e un d stie ß dabe i gege n di e Staffelei , so daß ein Malkasten mit Pinseln und Farben herunterfiel und Tuben und Flaschen verstreut auf dem Boden lagen.
    »La ß liegen« , sagt e de r Wachtmeister , al s de r Jung e sich anschickte, die Sachen aufzuheben. »Laß alles liegen, Junge, ich heb’s für dich auf.« Doch er hob nur den farb verschmierte n Kaste n au f un d begann , ih n gena u z u unter suchen. Er war in verschieden große Fächer unterteilt. In einem dieser Fächer steckte ein kleines, in Packpapier eingewickelte s Päckchen . De r Wachtmeiste r nah m e s vor sichtig heraus, entfernte das Einwickelpapier und brachte ei n Plastikröllche n zu m Vorschein . E s wa r ei n en g aufge rollte s Tütche n vo n höchsten s fün f Quadratzentimetern Fläche . De r Wachtmeiste r entnah m ih m mi t de r Finger kuppe ein paar der winzigen Kristalle und probierte, wie si e schmeckten . Dan n rollt e e r da s Tütche n wiede r zusam men und steckte es in seine Brusttasche.
    »Gibt’s hier noch mehr davon?« fragte der Hauptmann den Jungen.
    »Nein. Ich habe es nur für meinen eigenen Gebrauch gekauft. Sie können mich nicht...«
    »N a schön . D u weiß t j a besten s Beschei d übe r di e italie nischen Gesetze. Aber du liest doch Zeitung, nicht? Wir werden uns jetzt mal das Zimmer deines Freundes Chri stia n anschauen.«
    Der Junge führte sie hin, er sagte kein Wort, doch sie konnten seinen schnellen, flachen Atem hören.
    Im Zimmer des anderen Jungen ging der Wachtmeister sofort zum Nachttisch und untersuchte die vertrockneten

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