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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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tot und kann uns nichts darüber erzählen. Und auch nicht jemand anders. Wenn du irgendetwas wissen solltest, wärst du gut beraten, auszupacken, andernfalls müßten wir nämlich annehmen, daß du es warst, hm?«
    »Ich werde meinen Vater anrufen.«
    »Ic h ha b di r j a scho n gesagt , da ß e s ratsa m wäre , deinen Vate r anzurufen . Da s kanns t d u vo n meine m Bür o au s tun. Ich möchte ebenfalls mit ihm sprechen. Ich werde ihn beispielsweise fragen müssen, wieviel Geld er dir jährlich geschickt hat. Gehen wir?«
    Der Junge wurde hinten auf den Rücksitz neben den Wachtmeister gesteckt. Sie fuhren auf ockerfarbenen We ge n durc h Weinberge , durc h Grev e mi t seine r beschaulich betriebsame n Piazz a un d hinunte r nac h Florenz , bi s z u den alten Stadttoren, durch die sich eine Blechlawine quälte. Die ganze Fahrt über sagte der Junge kein einziges Wort.
    Als sie das Hauptquartier Borgo Ognissanti erreichten, kam einer der Wachhabenden herausgelaufen und berichtete dem Hauptmann, daß er erwartet werde.
    »Ich hab jetzt keine Zeit für Journalisten!«
    »Es ist eine Frau, Capitano!« E r sa h au f eine m Zettel nach. »Eine Signora Vogel. Sie sitzt im Wartezimmer. Wenn Sie möchten, daß sie mit Ihnen hinaufgeht...«

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    »Sie ist nicht allein«, fügte der Wachhabende hinzu. »Ein Anwalt ist bei ihr. Möchten Sie, daß ich...«
    Doch der Hauptmann war schon aus dem Wagen gesprungen, er winkte den Chauffeur weiter und lief rechts um die Ecke, auf den Warteraum zu. Unvernünftigerweise rechnete er halb damit, die dünne, blonde Frau zu sehen, dies e blaue n Auge n mi t de m ironische n Blick . Al s e r i n der Tür stehenblieb, sah er jedoch eine Frau von gut sechzig Jahren, die stocksteif auf der abgenutzten Holzbank saß, neben ihr ein großer, stämmiger Mann. Der Mann stand auf und stellte sich vor: »Hauptmann Maestrangelo? Ich bin Avvocato Heer. Ic h glaube , wi r habe n miteinande r telefoniert . Die s hie r ist Signora Vogel, die Schwiegermutter meiner Mandantin.«
    »Wi r gehe n liebe r i n mei n Büro. « De r Hauptman n ging voran, den Innenhof entlang, die Treppe hinauf, ohne einen weiteren Kommentar von sich zu geben. Er wollte sich ganz schnell darüber klar werden, ob er die Frau warten lassen sollte, während er Sweeton verhörte, oder ob sie ihm etwas Nützliches sagen könnte, was ihm ermöglichen würde, den Jungen noch stärker unter Druck z u setzen . Al s si e sei n Bür o erreichten , w o de r Wachtmei ster und Sweeton schon an der Tür warteten, hatte er seine Entscheidung getroffen.
    Er gab Guarnaccia ein Zeichen, den Jungen in ein Ne benzimme r z u bringen , un d lie ß di e beide n Besuche r ein treten.
    »Bitte, nehmen Sie Platz!«
    Der Rechtsanwalt wandte sich auf Deutsch an die Frau. Sie setzte sich, ohne etwas gesagt zu haben, und hielt ihre große Handtasche, mit der sie die Knie bedeckte, fest umklammert. Dem Hauptmann wurde klar, daß sie wahrscheinlich viel älter war als er zuerst geschätzt hatte, aber ihr Gesicht, überzogen mit unzähligen Fältchen, war mit einer dicken Schicht Puder bedeckt. Ihre hellen, kleinen Augen sahen ihn kalt an.
    »Sie sind die Schwiegermutter von Hilde Vogel?« be gan n er.
    Sie wandte sich dem Rechtsanwalt zu, der die Frage übersetzte. Sie antwortete mit einem knappen Ja.
    Während des ganzen Gesprächs wahrte sie diese Hal tung. Sie würdigte den Hauptmann keines weiteren Blickes und starrte zum Fenster hinaus, wenn er und der Rechtsanwalt auf italienisch miteinander sprachen, als ging e dies e fremd e Sprach e si e überhaup t nicht s an . Nach dem der Anwalt ihren Namen mit Hannah Kiefer Vogel und als ihren Wohnsitz Mainz angegeben hatte, unterbrach sie ihn plötzlich und begann, von sich aus eine Erklärung abzugeben, wobei sie nur gelegentlich und mit offenkundigem Unwillen innehielt, um Avvocato Heer dolmetschen zu lassen.
    »Als ich vom Direktor meiner Bank über den Vorfall hier informiert wurde, habe ich mich sofort auf den Weg hierher gemacht. Ich möchte von vornherein klarstellen, daß meine Schwiegertochter seit dem Tag, an dem mein Sohn sie törichterweise heiratete, nichts als Probleme in die Familie gebracht hat. Die Art und Weise ihres Todes hat mich daher auch nicht überrascht. Sie verstehen mich bestimmt, wenn ich sage, daß sie nicht zu uns paßte, ganz und gar nicht. Die Vogels sind eine angesehene Mainzer Familie. Mein Mann und mein Schwiegervater sind Bür germeiste r de r Stad t gewesen . Mei n Vate r wa r

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