Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Mainz weggegangen?«
    »Als Becker sein Geschäft schloß und wegging.«
    »Wann war das?«
    »Vor mindestens vierzehn Jahren.«
    »Sind sie zusammen weggegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist zuerst weggegangen, aber das besagt überhaupt nichts.«
    »Und Ihre Schwiegertochter?«
    »Sie war schon seit einem knappen Jahr weg.«
    »Weil Sie sich mit ihr wegen Becker stritten?«
    »Wegen eines solchen Menschen streite ich nicht. Ich hab e nu r mein e Ansichte n geäußert . Si e werde n verstehen, daß unter meinem Dach, im Hause meines Sohnes...«
    »Wer hat nach dem Tod Ihres Sohnes den Haushalt geführt?«
    »Ich natürlich, davor und danach. Mein Sohn war ein ordentliches Haus gewöhnt.«
    Der Hauptmann erinnerte sich an das Gesicht auf dem Paßfoto. Hatte sie auch ihre Schwiegermutter mit jener distanzierten Ironie ansehen können? Höchstwahrschein lic h nicht . Si e wa r damal s u m viele s jünge r gewesen , eine Witwe unter der Fuchtel dieser strengen Frau, ohne aus reichend e Mittel , u m z u fliehen , u m überhaup t irgendwo hin zu gehen. Die Geschichte, sie wolle zu ihrem Vater, hatte sie womöglich aus Stolz erfunden. Oder wollte sie verheimlichen, daß sie damit rechnete, Becker würde ihr folgen? Jedenfalls hatte Becker nichts dergleichen getan. Wovo n hatt e si e als o gelebt ? Vo n we m stammte n di e Geld überweisungen aus Genf? Und wo war Becker jetzt?
    »Da Sie sagen, Becker sei mit Ihrem Sohn befreundet gewesen, haben Sie zufällig ein Foto von ihm dabei?«
    »Nein.«
    »Ihr Sohn und er sind nie zusammen fotografiert worden? Auch bei der Hochzeit nicht? War er denn nicht dabei?«
    »Doch, gegen meinen Wunsch.«
    »Dann wird er doch auf ein, zwei Fotografien abgebil de t sein.«
    »Schon. Aber nach dem Tod meines Sohnes wollte ich nicht s meh r aufbewahren , wa s mic h a n sein e unglückselige Eh e erinner n könnte.«
    »Sie haben die Fotografien vernichtet?«
    »Ja.«
    Ob Hilde Vogel das gleiche getan hatte? Unter ihren Sachen war keinerlei Hinweis auf ihr früheres Leben ge funde n worden.
    »Wie alt ist Becker jetzt?«
    »Ich schätze Mitte fünfzig.«
    »Was für ein Typ ist er, von seinem Verhältnis zu Frauen ma l abgesehen?«
    »Arrogant . Wen n ic h Ihne n sage , da ß sei n Lieblings spruch lautete: ›Neunundneunzigkommaneun Prozent a l ler Menschen sind Idioten.. .‹ Es machte ihm Spaß, Menschen zu manipulieren.«
    »Auch Ihren Sohn?«
    »Mein Sohn war ein sehr intelligenter, dabei grundan ständige r Mensch . Becke r ha t imme r gesagt , e r se i der einzige Schachpartner, den er respektiere. Sie hatten seit de r Studentenzei t miteinande r Schac h gespielt . Abe r ich glaube, er hatte ihn einfach gern als Publikum um sich.«
    »Als Publikum wofür?«
    »Man könnte sagen, für seine derben Witze, nur daß sie nich t witzi g waren . E s macht e ih m Spaß , di e Leut e zum Narren zu halten und ihnen dann zu erzählen, wie einfältig sie doch seien.«
    »War er in irgendwelche illegale Sachen verwickelt?«
    »Streng genommen nicht, aber mein Sohn hat ihn oft genug gewarnt, er würde mit dem Feuer spielen.«
    »Hat er die Warnung beherzigt?«
    »Ich bezweifle es. Er hat andere Menschen zutiefst ver achtet.«
    »Wurde er nach seinem Weggang jemals wieder in Main z gesehen?«
    »Nein. Gott sei Dank!«
    »Aha. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick!«
    Der Hauptmann wollte ins Nebenzimmer, fand aber, als er die Tür öffnete, daß der Wachtmeister den Durchgang mit seinem breiten Rücken versperrte. Sweeton saß zusammengesunken auf einem Stuhl, die Hände tief in den Taschen, das Gesicht bleich und düster. Die beiden Männer gingen nach draußen und schlossen hinter sich ab.
    »Ich glaube«, sagte der Hauptmann, »wir wissen jetzt, wer Hilde Vogels grauhaariger Besucher war.« In knappen Worten berichtete er, was er über Becker gehört hatte. »Es paßt zu Quercis Darstellung, daß sie einen Liebhaber hatte, in dessen Leben es noch eine zweite Frau gab.«
    »Denken Sie an eine Eifersuchtsgeschichte?« Der Wachtmeister blickte skeptisch drein.
    »Nein, nein. Ich glaube, sie könnte ihn erpreßt haben, obwohl das schwer zu beweisen sein wird, wenn ich nicht weiß , wa s e r vorhatte...«
    Der Wachtmeister sah ihn noch immer skeptisch an.
    »Was soll ich mit dem Jungen machen?«
    »Lasse n Si e ih n mi t seine m Vate r telefoniere n un d be sorgen Sie ihm dann was zu essen. Danach fahren wir ins Gerichtsmedizinisch e Institut.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Ja... Das heißt ... Sie

Weitere Kostenlose Bücher