Tod im Herbst
hauptsächlic h di e Sach e mi t Hild e Vogel s Testa ment und das Auffinden der Halskette und der Fotos, und zum ersten Mal hatte es ausgesehen, als sei der Staatsanwalt, wenn auch widerwillig, zufrieden mit ihm gewesen. Wa s de n Res t anging , s o wa r da s meist e ohnehi n Spekula tion, und obgleich alles in seinem schriftlichen Bericht behandelt würde, hatte es keinen unmittelbaren Bezug zum Fall Querci, der das einzige war, was den Staatsan wal t i m Momen t interessierte . Wa s sic h zwische n ih m und de m englische n Richter , de r a m selbe n Morge n eingetrof fen war, abgespielt hatte, würde der Hauptmann ohnehin nicht erfahren. Im nächsten Herbst würde John Sweeton, brav in die Fußstapfen seines Vaters tretend, an irgendeiner englischen Universität Jura studieren. Falls er je als Zeuge geladen würde, dann nicht bei Quercis Prozeß, sonder n be i eine m anderen , de r höchstwahrscheinlic h nie stattfinden würde.
Die Besprechung war auf halb vier im Büro des Staatsanwalts anberaumt worden. Maestrangelos Forderung, daß auch Wachtmeister Guarnaccia zugegen sein sollte, war zunächst auf Ablehnung gestoßen.
»Offen gesagt, ich wüßte nicht, warum.«
»Er hat schließlich die Halskette und die Fotografien gefunden.«
»Wir haben doch seinen schriftlichen Bericht, oder?«
»Ja. Aber wir haben keine Beweise. Wenn wir Querci mit der Halskette erwischt hätten, dann wäre es etwas anderes. So kann er behaupten, sie habe schon immer dort gelegen. Nicht einmal vernünftige Fingerabdrücke gibt es. Wi r könne n nu r hoffen , da ß Querc i ei n Geständni s ablegt, wenn er sieht, daß wir die Kette gefunden haben, ansonsten können wir uns nur auf Guarnaccias Theorie stützen, und für den Fall möchte ich, daß er anwesend ist.«
Und damit hatte Maestrangelo sich durchgesetzt.
Di e Folg e war , da ß e s i m Bür o de s Staatsanwalt s ziem lich voll war. Hinter einem wuchtigen, antiken Schreibtisch saß der Staatsanwalt, davor Querci, bewacht von jeweils einem Carabiniere rechts und links hinter ihm, seitlic h davo n de r Beamte , desse n Aufgab e e s war , mitzu stenografieren, und neben Querci der junge Verteidiger, der ihm zugeteilt worden war, nervös in den Papieren blätternd , di e e r au f de n Knie n balancierte , sei n Aktenköf f erchen als Unterlage benutzend. Hinter dem Stuhl des Staatsanwalts stand Maestrangelo, eingerahmt von einem monumentalen Ölschinken mit schwerem Goldrahmen an der Wand hinter ihm. Guarnaccia hatte sich, wie es seine Gewohnhei t war , i n ein e Eck e zurückgezogen , vo n w o aus er , i m Schatte n eine s bi s unte r di e Deck e reichende n Bücherregals , mi t seine n großen , etwa s hervortretende n A u gen alles beobachten konnte und wo jedermann, außer Maestrangelo , sein e Anwesenhei t vergesse n konnte.
Ma n hätt e meine n können , all e Persone n spielte n ein Theaterstück ; de r Unterschie d wa r nu r der , da ß all e zwar dasselb e Manuskrip t benutzten , abe r jede r ein e völli g an dere Vorstellun g vo m Ergebni s hatte.
Au f diese n Gedanke n ka m Maestrangelo , währen d die formelle n Präliminarie n abgewickel t wurden . Z u diesem Zeitpunk t hatt e e r noc h ga r nich t vor , de n Staatsanwal t zu unterbrechen , de r di e Szen e mi t jene r wichtigtuerischen und selbstbewußten Art beherrschte, der er seine steile Karrier e verdankte . De r Hauptman n vermutet e nämlich, da ß Querci , sobal d e r mi t de m Beweismateria l konfron tiert wurde , da s i n de n zwe i beschriftete n Umschläge n au f dem Tisc h lag , vo n sic h au s un d ohn e weiter e Umständ e ein volle s Geständni s ablege n würde . Da ß e s dan n ander s kam, la g zweifello s a m Staatsanwal t selbst , desse n arro gante Brillan z vielleich t vo r Gerich t beeindrucke n mochte , einen arme n Teufe l wi e Querc i abe r nu r i n ve r ängstigtes Schweige n trieb . E r besa ß di e fü r Maestrangel o irritierende Angewohnheit , mi t de n Hände n i n dramat i schen , eleganten Geste n herumzuwedeln , al s trag e e r sein e Rob e mi t den weitgeschnittenen Ärmeln. Heute trug er eine n grauen Anzu g mi t Weste , un d Maestrangelo s Blic k fie l immer wiede r vo n hinte n au f di e blütenweiße n Man schetten , die bei m Gestikuliere n mi t de n schmalen , bra u ne n Händen kontrastierten.
Ein e ander e irritierend e Angewohnheit , di e de r Haupt mann schon bei früheren Gelegenheiten bemerkt hatte, war, daß er sich gerne mit einer plötzlichen Bewegung
Weitere Kostenlose Bücher