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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gleic h a n zu regnen.«
    Der Deutsche lachte schallend. »Euer mickriger Arno mu ß doc h irgendwan n ma l ansteigen . Trinke n Si e fü r mich eine gute Flasche Chianti und sagen Sie mir Bescheid, wenn sich was tut. Alles Gute!«
    Fast im selben Moment fing es an zu regnen, zuerst leicht , dan n stärker , i n gleichmäßige m Rhythmus . Regen tropfen rollten, von kurzen Windstößen getrieben, zic k zackförmig die Scheibe hinunter und legten sich wie ein Schleier vor das hohe Fenster im Büro des Hauptmanns. Er stand auf, um hinauszuschauen, aber es war praktisch unmöglich, etwas zu sehen. Er verfolgte den Weg eines dicken Tropfens, der schräg hinunterrann und sich mit einem kleineren Tropfen vereinte. Sämtliche Fakten waren in chronologischer Abfolge aufgeschrieben, doch es kam darau f an , de n Berich t s o z u formulieren , da ß de r Staatsan walt überzeugt wurde. Wahrscheinlich würde er Tage dafür brauchen. Dieser Regen würde nicht so schnell aufhören, er würde die Bäume entlauben, die die Alleen rings um die Stadt säumten und den ruhigen, grünen Arno zu einer braunen Flut anschwellen lassen. Die Stadt selbst würde wochenlang in dichten Nebel eingehüllt daliegen, nur die goldene Kugel auf der Kuppel des Domes würde klar zu erkennen sein. So würde es bis Mitte November weitergehen, und wenn es dann aufhörte, würde Winter sein. Maestrangelo fröstelte bei dem Gedanken, obwohl es warm in seinem Zimmer war.
    Er erkannte das Türklopfen sofort: »Kommen Sie rein, Maresciallo!«
    Guarnaccia steckte in einem mächtigen schwarzen Regenmantel. Auf den Schultern und auf der Mütze, die er vor sich in Händen hielt, saßen einzelne Tropfen. Er wirkte ein wenig atemlos, doch sein Gesichtsausdruck verrie t wi e üblic h nichts . Nachde m e r sein e Mütz e au f den Tisch gelegt und den Mantel ausgezogen hatte, knöpfte er al s erste s di e Brusttasch e auf , nah m etwa s herau s un d legte es vor den Hauptmann auf den Tisch. Dann erst setzte er sich hin, noch immer heftig atmend.
    »Wo war es?« fragte Maestrangelo.
    »Hinter dem Badezimmerschränkchen.«
    »Hmmm...« Der Hauptmann strich mit einem Finger leicht über die Halskette. »Und wenn man daran denkt, daß sie eigentlich wertlos ist...« Als der Wachtmeister nicht s erwiderte , fuh r e r fort : »Is t Ihne n de r Umstand , daß die Frau nackt war, aber noch diese Kette trug, jemals merkwürdig vorgekommen?«
    »Darüber habe ich nicht nachgedacht. In solchen Dingen kenne ich mich nicht aus.«
    »Aber Sie sind doch verheiratet?«
    Der Wachtmeister guckte nur verlegen.
    »Tja, ich bin kein Experte, was Frauen und Juwelen angeht , abe r ic h würd e doc h sagen , da ß si e unte r normalen Umstände n zuers t di e Kett e abgeleg t un d sic h dan n ausge zogen hätte.«
    »Ja.«
    »Nur, die Umstände waren wohl nicht so normal. Wahrscheinlich wird Querci uns weiterhelfen. In dem Zimmer war sonst nichts?«
    »Nein. Aber hier habe ich was anderes.« Aus einer größeren Tasche zog Guarnaccia das Päckchen, das Signora Querci ihm gegeben hatte. »Ich bin in Quercis Wohnung gewesen.«
    »Und haben das da mitgenommen? Ohne Durchsu chungsbefehl?«
    »Habe ich nicht gebraucht«, sagte Guarnaccia ruhig.
    »Ich habe bloß mit seiner Frau gesprochen. Sie hat das Päckchen gefunden und es mir gegeben.«
    Natürlich. Und wenn Guarnaccia schon beim ersten Mal mit ihr gesprochen hätte... Naja, solche Gedanken ware n jetz t sinnlos . E r hatt e sic h selbs t vo n diese m blöden Staatsanwal t unte r Druc k setze n lassen , e s wa r gan z allein sein e Schuld.
    »Hat sie reingeschaut?«
    »Kein e Ahnung . Ic h glaub e nicht . Ic h glaub e nicht , daß sie Bescheid wissen will. Ich glaube, sie wird sofort die Scheidung einreichen.«
    Der Hauptmann sah ihn überrascht an. »Sie schien ihn sehr gern zu haben, trotz allem.«
    »Stimm t schon . Ma n kan n e s kau m al s ihr e eigen e Ent scheidung bezeichnen, eher die der Eltern und des Hoteldirektors, der irgendein Cousin ist. Anscheinend ist die ganz e Trupp e mi t eine m Rechtsanwal t be i ih r gewese n und ha t mi t ih r geredet . Si e wir d au f Hilf e angewiese n sein , und sie haben ihr klargemacht, daß sie ihr nur dann helfen, wenn sie sich scheiden läßt.«
    »Vielleicht überlegt sie es sich noch mal, wenn sie über de n Schoc k hinwe g ist.«
    »Wie denn? Sie muß doch für das Kind sorgen.«
    »Wahrscheinlic h habe n Si e recht. « De r Hauptman n ta stete das Päckchen ab, ehe er es öffnete. »Fotos,

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