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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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was?«
    Als die Bilder auf dem Tisch ausgebreitet lagen, war es mehr als alles andere das bunte Durcheinander, das ihnen Rätsel aufgab. Der Hauptmann war vor allem an jenen Fotos interessiert, auf denen Hilde Vogel mit ihrem kleinen Sohn abgebildet war. Eines war offensichtlich nach de r Tauf e aufgenomme n worden , den n da s Bab y steckt e in eine m altmodisc h wirkenden , lange n weiße n Kleid . E s gab auch Hochzeitsfotos auf Büttenkarton mit Silberrand, aber nur vom Brautpaar selbst. Auffällig war, daß die ältere Signora Vogel ebenso fehlte wie das ironische Lächeln, das für Hilde Vogels spätere Jahre so charakteristisch geworden war. Und die anderen Aufnahmen...
    man konnte sie nicht pornographisch nennen, eher erotisch, auch künstlerisch. Maestrangelo war kein großer Fotoexperte , erkannt e abe r sofort , da ß Beleuchtun g und Kompositio n wirklic h originel l waren , un d e r wär e jede Wett e eingegangen , da ß Becke r di e Aufnahme n selbs t ent wickelt hatte. Es wurde immer deutlicher, daß dieser Man n i n allem , wa s e r tat , ein e seh r geschickt e Han d hatte. Kei n Wunder , da ß e r sein e Mitmensche n s o seh r verach tete.
    Der Hauptmann breitete die Fotos aus und betrachtete sie ein e Weile . De r Hintergrun d wa r meh r ode r wenige r immer der gleiche, zerwühlte Seide oder Samt in einer strahlenden Farbe.
    »S o kan n ma n auc h ei n paa r Juwele n fotografieren... « In diese m Fal l wa r e s freilic h ei n menschliche r Körper , mit funkelnde n Edelsteine n dekorier t ode r manchma l vo n s o weit obe n aufgenommen , da ß ma n tatsächlic h glaube n konnte , es handl e sic h u m ein e winzige , juwelenbesetzt e Statuette , die zwecks größerer Wirkung auf kostbaren Stof f gelegt worde n war . Danebe n ga b e s Nahaufnahmen , ein e weiße Kurv e kontrastiert e mi t schwarze m Samt , gli t zernde Diamante n mi t eine r tie f geschwungene n Schatten linie . Der langsame , gleichmäßig e Ate m de s Wachtme i sters war das einzig e Geräusc h i n de m hal b erleuchtete n Raum. Maestrangel o sagt e sich , vo n seine m Schreibtisch aufblickend , da ß e s zwecklo s wäre , Guarnacci a z u fragen, wa s e r vo n de n Foto s hielt , den n e r würd e bestimm t ant worten , da ß e r davo n nicht s verstünde . Stat t desse n fragt e er ih n also : »Waru m ha t Querc i diese s Zeu g woh l einge steckt?«
    Der Wachtmeister suchte umständlich in einer anderen Tasche . »Ic h dachte , e s könnt e verlorengehen , als o habe ic h e s mitgenomme n ... es ist so klein ... hier!«
    Klein , geradez u winzig . Ei n Fot o vo n Querci , offensichtlic h au s eine r Gruppenaufnahm e herausgeschnitten. Höchstwahrscheinlich waren seine Frau und seine Tochter, wenn nicht noch andere Familienangehörige, auf dem Fot o gewesen , un d vermutlic h hatt e e r einig e Müh e ge habt, das Foto aus dem Familienalbum zu entfernen, ohne vo n seine r Fra u dabe i erwisch t z u werden.
    »Wissen Sie, es kann unmöglich ein Vorwand gewesen sein, als er damals wegen seiner Schuhe in das Hotel zurückkam. Niemand wußte, daß die Siegel entfernt worden waren.« Er blickte auf seine Uhr. »Ich glaube, das ist wohl alles . Ic h mu ß wiede r zurück . Lorenzin i könnt e schon längst Feierabend machen, und der Staatsanwalt wird von mi r bestimm t eine n schriftliche n Berich t übe r Sweeton haben wollen.«
    »Wen n Si e noc h ein e halb e Stund e bleibe n könnten, dann gehen wir die ganze Akte durch. Wir können davon ausgehen , da ß Querc i morge n vo m Staatsanwal t verhört wird.«
    »Schon?«
    »Ja , un d wen n di e Anklag e au f Mor d lautet , mi t Habgier als Tatmotiv, dann bedeutet das lebenslänglich.«
    Sie schauten beide auf die Halskette.
    »Ich rufe Lorenzini an«, sagte der Wachtmeister.
    Al s si e endlic h ferti g waren , wa r e s drauße n vo r dem Fenster völlig dunkel, nur ein zartrosa Schein lag über der Stadt, und gelbe Lichtpunkte schimmerten durch den Re gen. Maestrangelo stand da und sah hinaus, während der Wachtmeiste r seine n Regenmante l zuknöpft e un d sic h die Mütze zurechtsetzte. Das wertlose Schmuckstück lag noch immer auf dem Schreibtisch.

11
    E s wa r nich t di e Schul d de s Hauptmanns , da ß alle s s o kam, wie es kam. Dennoch empfand er eine gewisse Befriedi gung . Di e ganz e Sach e war , wa s ih n betraf , absolu t korrekt gelaufen . Gleic h a m nächste n Morge n hatt e e r de m Staats anwal t mitgeteilt , wa s sic h a n neue n Entwicklunge n erge be n hatte ,

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