Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
zurücklehnte, die Arme in die Luft warf und ausrief: »Mein lieber Soundso, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst , ic h nehm e Ihne n ab , da ß ...« Da , scho n wieder!
    »Mein lieber Querci, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, ich nehme Ihnen ab, daß Sie nicht der Liebhaber dieser Frau gewesen sind!?«
    Querc i ga b kein e Antwort . Wi e sollt e e r auch , wen n die Frage, so es überhaupt eine war, derart formuliert war? In der kurzen Zeit, die er in der Untersuchungshaft verbracht hatte, war er dünner geworden, besonders am Hals. Sein Blick war verschwommen, als wollte er gar nichts mehr genau erkennen.
    Der letzte, den Maestrangelo auf diesem Stuhl hatte sitzen sehen, war ein alter Knastbruder gewesen, der sich mit seiner scharfen florentinischen Zunge zur Wehr gesetzt und damit dem Staatsanwalt ein großes Vergnügen bereitet hatte. Daß Querci sich weigerte, das Spiel mitzumachen, ihm die Stichworte für seine brillanten Stegreifformulierungen zu liefern, reizte ihn allmählich. Ab und zu erteilte er mit übertriebener Höflichkeit dem Verteidiger das Wort, und nie unterbrach er ihn oder widersprach, sondern saß, nachdem der junge Mann aufgehört hatte zu reden , noc h lang e Zei t einfac h d a un d strahlt e ih n schwei gend und erwartungsvoll an, als wollte er sagen, da muß doch noch etwas Klügeres oder Bedeutsameres nachkommen! Und wenn nichts kam, dann legte sich ein leises Lächeln der Verwunderung auf sein Gesicht, und mit ern ster , gequälte r Mien e setzt e e r di e Vernehmun g fort , als se i di e Unterbrechun g ein e einzig e Zeitverschwendun g für all e Beteiligte n gewesen . Dies e Method e klappt e i m mer, selbst bei erfahrenen Anwälten, die mit ihr zu rec h nen gelernt hatten. Doch diesmal hatte der unglückliche junge Mann bereits nach zehn Minuten sich selbst und sein Konzept verloren.
    Der Hauptmann spürte sehr viel stärker seine eigene Müdigkeit als das, was im Raum passierte, der für seine Begriffe überheizt war. Aber vielleicht hatte auch das mit seiner Müdigkeit zu tun. Er hatte in der Nacht, nachdem Guarnaccia gegangen war, noch lange weitergearbeitet, hatte viereinhalb Seiten über den Fall Querci getippt sowie die Grundzüge eines weiteren Berichts, über den er mit niemand außer dem deutschen Kollegen und dem Wachtmeister gesprochen hatte. Bald darauf war der erst kürzlich verhaftete Dealer hereingebracht worden, und er hatte sich mehr als eine Stunde mit ihm beschäftigt. Unnöti g z u sagen , da ß Gall i lang e vo r de n andere n Re portern aufgekreuzt war, er platzte förmlich aus allen Nähten vor Essen und Wein, Meinungen und guten Ratschlägen, und schließlich hatten sie, zu Gott weiß welcher Stunde, im Büro des Hauptmanns noch einen Whisky zusamme n getrunken . A n de r leichte n Benommenheit , die er gegenwärtig verspürte, war gewiß auch der Whisky schuld.
    »In der fraglichen Nacht haben Sie allein Ihren Dienst versehen?«
    »Ja...«
    »Bitte sprechen Sie etwas lauter.«
    »Ja. Allein.«
    »Um wieviel Uhr sind Sie hinaufgegangen, um die Ver storben e z u besuchen?«
    »Ich bin nicht... ich habe sie nicht gesehen. Ich habe nicht s gesehen.«
    »Wi r wissen , da ß Si e dies e Fra u regelmäßi g i n ihrem Zimmer besucht haben. Sie haben bereits zugegeben, eine Beziehun g z u ih r gehab t z u haben , di e sic h kau m i n der Eingangshalle entwickelt haben kann. Ich zitiere: ›Wenn sie Kopfschmerzen hatte, habe ich ihr den Nacken massiert.‹ Bestreiten Sie diese Aussage?«
    »Ich habe sie in dieser Nacht nicht gesehen.«
    Der Staatsanwalt neigte den Kopf ein wenig nach links.
    »Avvocato, würde n Si e di e Güt e haben , Ihre n Mandan te n darau f hinzuweisen , da ß e r z u antworte n hat , wenn ihm eine Frage gestellt wird.«
    Der junge Anwalt flüsterte etwas in Quercis Ohr, der abe r nich t z u erkenne n gab , o b e r ih n gehör t ode r verstan den hatte. Als die Frage wiederholt wurde, antwortete er allerdings mit einem »Nein, ich bestreite es nicht.«
    »Und haben Sie ihren Nacken im Foyer massiert? Hinter Ihrem Tresen vielleicht?«
    »Nein.«
    »Vielen Dank. Einer Aussage des Empfangschefs zu folg e hatte n Si e de n Hun d de r Fra u liebgewonnen . Das Tier durfte in den von der Öffentlichkeit benutzten Räu men , besonder s i m Foyer , nich t herumlaufen , d a Haus tier e i m Hote l normalerweis e nich t erlaub t sind . Si e haben i n de r Nach t Diens t getan . Sol l ic h Ihne n etw a glauben, da ß si e mitte n i n de r Nach t mi t de m

Weitere Kostenlose Bücher