Tod im Herbst
wollt e nu r ih r Geld . Si e sagte, er würde sie hassen, weil sie ihn alleingelassen hatte. Am Ende hatte sie Angst vor ihm. Er hatte eine große Summe vo n ih r verlang t un d gesagt , e r würd e verschwinden , wenn sie ihm das Geld gebe.«
»Hat sie ihm geglaubt?«
»Vermutlich nicht. Jedenfalls hatte sie Angst.«
»Hat sie Ihnen erzählt, daß sie von ihm erpreßt wurde?«
»Erpreßt? Nein, bloß daß er Geld haben wollte. Das ist nich t dasselbe.«
»Nicht dasselbe, als mit Drohungen Geld zu fordern? Nein. Aber genau das hat er getan. Sie hatte Angst, sagen Sie, also hat sie Becker doch wohl davon erzählt, als er eintraf.«
»Si e beschloß , ihre m Soh n da s Gel d z u geben , wei l sie hoffte, daß er dann tatsächlich gehen würde.«
»Aber sie hatte Angst vor ihm und ließ an ihrer Stelle Becker zu dem vereinbarten Treffen gehen?«
»Ja. Er nahm Bargeld mit. Das war das Ende. Von dem Jungen hat sie nie wieder gehört. Hilde hat sich damit abgefunden, das alte Leben weiterzuführen.«
»Wo war in dieser Nacht die Halskette? Auf dem Bett?«
»Auf dem Fußboden.«
»Sie hatten doch noch nie in Ihrem Leben einen Diebstahl begangen, oder?«
»Nein.«
»Was wollten Sie denn um Himmels willen damit an stellen?«
»Ic h hab e nich t darübe r nachgedacht , nich t i n de m Mo ment. Ich sah sie bloß dort liegen.., Später kam mir der Gedanke, sie bei einer dieser Versteigerungen zu verkaufen, die von den privaten Fernsehsendern organisiert wer den , abe r ic h wußt e nich t einmal , wi e ic h e s hätt e anstellen sollen.«
»Sie ist wertlos, wissen Sie das?«
Querci sah ihn nur verständnislos an.
»Sie ist wertlos«, wiederholte der Wachtmeister. »Billiger Schund!«
Eine Weile war Schweigen. Der Protokollant und Querc is Verteidiger schrieben rasch irgendwelche Notizen . Querc i selbs t beendet e da s Schweigen . Vielleicht wollt e e r die Sache hinter sich bringen.
»Mir war klar, daß Sie die Fotos nicht gefunden hatten, sonst hätten Sie... Als ich an diesem Tag wegen meiner Schuhe noch einmal zurückkam und hörte, daß die Siegel entfernt worden waren, ging ich hinauf. Ich wußte, sie hatte die Fotos irgendwo versteckt, aber ich wußte nicht genau , wo.«
»Niemand hat Sie hinaufgehen sehen?«
»Niemand hat mich bemerkt. Der Empfangschef ging nach hinten, vermutlich auf die Toilette, und ich verabschiedete mich von ihm, ging aber nicht hinaus, sondern stieg die Treppe hoch. Ich wollte bloß das Foto von mir holen, doch dann kam jemand herein. Schließlich nahm ich das ganze Päckchen und rannte weg.«
»Und dann kam Ihnen der Gedanke, sich von der Halskette wieder zu trennen?«
»Später. Ich dachte daran, sie in den Arno zu werfen, aber wenn mich jemand gesehen hätte... Ich wollte sie in da s Zimme r zurückbringen , u m mein e Ta t ungeschehe n zu machen. Und ich wußte, Sie konnten nicht in ihrem Versteck nachgesehen haben, sonst hätten Sie die Fotos ja entdeckt . Jedenfall s hatt e ic h vie l z u groß e Angs t davor , sie zu verkaufen. Weiß meine Frau davon?«
»Ja.«
»Ohn e mic h wir d e s ih r besse r gehen. « Da s klein e Mäd chen erwähnte er nicht.
Al s ma n ih n abführte , stan d de r unsicher e jung e Vertei diger auf und sah sich verlegen um, als überlegte er, ob er einigen der Anwesenden die Hand geben sollte. Da aber nur der Wachtmeister sein Zögern sah, ging er mit einem undeutlich gemurmelten Gruß, der niemand galt und von niemand gehört wurde, aus dem Zimmer.
Der Staatsanwalt schickte seinen Sekretär hinaus, wies dem Hauptmann und Guarnaccia die beiden Stühle vor seine m Schreibtisc h z u un d guckt e si e an , da s Kin n au f die zusammengelegte n Händ e gestützt . Maestrangel o hatt e es nicht eilig, etwas zu erklären. Er ließ sich Zeit. Zuerst studierte er die erhobenen Augenbrauen, dann die ein wenig geschürzten Lippen und sagte sich, daß der Staatsanwalt wohl eher amüsiert als verärgert war. Was ihn ärgerte, war Dummheit und Einfallslosigkeit, nicht Gewitztheit, und er wußte sehr genau, wie clever er, Maestrangelo , gewese n war . De r Hauptman n wa r sich ziemlich sicher. Er hatte ja nicht nur für die Lösung des Falle s Querc i gesorgt , sonder n di e Sach e s o geschick t ein gefädelt, daß er den Staatsanwalt ausgetrickst hatte, und er hatte Guarnaccia in den Vordergrund geschoben, um ihn, falls Sweetons Vater protestierte, besänftigen zu können.
Die beiden Männer sahen einander an. Der Wachtmeister betrachtete seine
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