Tod im Heu: Liebesroman (German Edition)
„Hier vorn auf den Fussboden. Ist doch Platz genug.“
Sie kippen also die Kiste aus. Der lockere Hafer fiel heraus. Und als die Kiste wieder am alten Platze steht, sehen Sie hinein.
„Sehen Sie Egerer. Unten am Boden klebt alter Hafer, grün und verschimmelt.“
Egerer glotzt in die Kiste. „Gottverdammich“, platzt es aus ihm heraus.
„Machen Sie denn die Kiste nie richtig sauber?“
„Das ist die Aufgabe von dem Kohler“, knurrt Egerer böse.
„Nun ich nehme an, er hat einfach immer frischen Hafer nachgefüllt, wenn die Kiste halb leer war. Aber unten nie gereinigt. Da blieb immer der alte Hafer drin und verschimmelte langsam. Und die Schimmelsporen gelangen natürlich auch nach oben in den frischen Hafer. Und als Ergebnis von dieser Nachlässigkeit hat der Hengst dann Sporen im Darm. Davon der Durchfall und die Schmerzen. Schauen Sie, das ist ja so, als ob sie immer aus einem Topf essen würden und unten im Topf ist altes verschimmeltes Essen drin.“
Egerer hat genug gehört. Nun brüllt er: „Kohler!“
Der Kohler kommt angerannt. „Was ist denn los?“, fragt er beflissen.
„Schau in die Kiste“, sagt Egerer wütend.
Kohler schaut in die Kiste und prallt zurück. „Was ist denn da passiert“, ruft er entsetzt.
„Kohler, Du bist ein fauler Hund“, sagt Egerer. „Ich habe Dich schon lange im A uge. Heute höre ich, Du verbreitest im Dorf, der Osterkorn hat sein Haus angezündet. Lass ihn, denke ich, wenn er seine Arbeit macht. Und jetzt diese Riesensauerei. Hatte ich Dir nicht aufgetragen, dass die Kiste einmal im Monat gereinigt wird?“
„Ja … ich dachte …“, stottert Kohler wieder.
„Ich bezahle Dich, damit die Tiere Pflege und Fütterung haben. Du bist hier nicht angestellt, um meinen besten Hengst von innen zu vergiften.“
„Ich habe es nicht mit Absicht getan“, sagt Kohler bockig.
„Das weiß ich, Kohler“, sagt Egerer. „Aber Du bist ein fauler Hund. Und andere haben den Schaden davon. Also ich sage Dir jetzt Folgendes: Ich werde Dich weiter im Auge behalten. Und wenn ich noch einmal höre, dass Du Gerüchte über Osterkorn verbreitest, statt Dich hier um Deine Arbeit zu kümmern, dann schmeiße ich Dich auf der Stelle raus. Hast Du verstanden?“
„Ja, natürlich , Chef“, sagt Kohler leise und verschwindet.
Dr. Bach hat dem Ausbruch vom Egerer ruhig zugesehen.
„Sagen Sie, Egerer. Das Gerücht, der Osterkorn hat sein Haus angezündet. Ist das wirklich rum im Dorf?“
„ Klar. Verstehen Sie, Dr. Bach. Osterkorn ist mein Freund. Er hat sein Lagerhaus ganz bestimmt nicht angezündet. Aber ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Die Leute zerreißen sich das Maul. Und der Kohler ist einer der Schlimmsten davon. Wenn das so weiter geht, dann ist der Osterkorn hier im Ort erledigt.“
Dr. Bach nickt. „Wissen Sie was, Egerer. Ich werde mich mal umhören. Vie lleicht kann man was herauskriegen.“
„ Tun Sie das, Herr Doktor. Vielleicht ist es was Anderes, wenn Sie sich da reinhängen. Außerdem kommen Sie viel rum. Es würde mich jedenfalls freuen, wenn Sie sich der Sache annehmen. Am meisten tut mir ja die Sarah leid, die Tochter vom Osterkorn. Die Mutter ist tot. Und seitdem hat den Osterkorn das Glück verlassen. Sarah sollte ins Kino gehen, mehr lachen, sie verstehen? Stattdessen nun das Gerede der Leute und kein Ende in Sicht. Das arme junge Ding wird ja noch ganz wirr im Kopf.“
Dr. Bach klopft Egerer auf die Schultern. „Seien Sie unbesorgt, Egerer. Ich tue, was ich kann.“
Kapitel
Oliver ist lange vom Weg abgekommen. Das muss er auch. Denn heute ist es seine Aufgabe, die Fichten dieses Gebietes auf den Befall mit Borkenkäfern zu untersuchen. Die kleinen Viecher bohren sich durch die Rinde und legen dort Brutgänge für die Nachkommen an. Dabei hinterlassen sie ihre Spuren, nämlich das feine Bohrmehl, was nach unten rieselt und meist am Stammfuß der Fichte liegenbleibt. Man muss nur ein Auge dafür haben. Oliver hat wieder eine befallene Fichte gefunden. Dort unten liegt eine Menge feines Bohrmehl. Auch weiter oben hat sich etwas Bohrmehl in einem Spinnennetz verfangen. Oliver kennzeichnet den Baum mit Markierungsspray und trägt ihn auf der Befallskarte ein.
Euch werden wir ausräuchern, denkt er.
Plötzlich hallt ein peitschender Schuss durch den Wald.
„Wo gibt es denn so etwas“, ärgert Oliver sich. „Hier im Wald einfach herumballern. Dem gehen wir mal auf den Grund.“ Und er geht zügig in die Richtung,
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