Tod im Heu: Liebesroman (German Edition)

Fluchtgefahr“, protestiert Gassner.
    „Unsinn, der Mann flüchtet nicht.“
    Osterkorn lässt sich das nicht zweimal sagen. Draußen vor der Tür sitzt er lieber als hier drinnen. Vielleicht kommt er ja doch noch davon. Osterkorn schließt die Tür und der Dicke drinnen strafft sich.
    „Mein lieber Herr Gassner. Ich weiß Ihren Scharfsinn se hr zu schätzen. Nun sagen Sie mir bitte, wenn Sie selbst ihr Haus anzünden, um die Versicherungssumme zu kassieren, dann würden Sie doch alles unterlassen, was die Sache unnötig kompliziert, nicht wahr? Also ich meine, ein Brand muss dann auch ein Brand sein. Ein einfacher lupenreiner Brand und nichts weiter.“
    „Ich verstehe S ie nicht. Worauf wollen Sie hinaus?“
    „Nun, was wäre zum Beispiel, wenn plötzlich noch eine Leiche auftaucht. Das würde doch die Sache unnötig komplizieren, nicht wahr?“
    „Herr Staatsanwalt, ich verstehe immer noch nicht.“
    „Mein lieber Herr Gassner“, ruft der Dicke jetzt. „Ich appelliere an Ihren Scharfsinn. Sie ermitteln wegen Versicherungsbetrug. Dann taucht eine Leiche auf. Handelt es sich dann noch um Versicherungsbetrug?“
    „Natürlich nicht … Mord oder Totschlag, ja.“
    „Na bitte, Sie sind eben doch ein großer Denker“, seufzt der Staatsanwalt. „Bei den Aufräumarbeiten wurde heute eine Leiche gefunden. In der Lagerha lle. Der Gerichtsmediziner glaubt, dass der Mann schon tot war, bevor der Brand ausbrach. Schlag auf den Hinterkopf.“
    „Das bedeutet ja …“ Gassner stottert. „Dann hat der Osterkorn …“
    „Vergessen Sie doch endlich den Osterkorn“, sagt der Dicke ärgerlich. „Der wäre vielleicht der passende Versicherungsbetrüger. Aber ein Totschläger, ein Mörder … Nein.“
    Er streichelt zufrieden seinen Bauch. „Vielleicht setzen Sie sich noch einmal in Ruhe hin und werfen Ihre Denkmaschine an. Immerhin gibt es nun eine völlig neue Wendung. In der Familie vom Osterkorn fehlt niemand. Er lebt seit Jahren allein mit seiner Tochter. Also geschah das Unglück vielleicht außerhalb der Familie. Schauen Sie sich das Umfeld an. Ganz normale Kriminalarbeit. Ein Kinderspiel, Herr Gassner, für einen harten Schnüffler wie Sie.“ Und er klopft ihm auf die Schulter. „So, nun befragen wir kurz den Osterkorn, und wenn er so reagiert, wie ich glaube, dann schicken wir ihn nach Hause. Und Sie fangen dann einfach noch mal von vorn an, nicht wahr?“
    „Wie Sie meinen, Herr Staatsanwalt.“
    Osterkorn wird also hereingeholt. Natürlich ist er nicht geflüchtet. Der Stuhl war hart. Er wäre gern verschwunden. Aber wo soll te er hin? Und jetzt steht der Dicke vor ihm und schaut ihm prüfend ins Gesicht.
    „Herr Osterkorn, wir sind uns nun einig. Sie sind kein Versicherungsbetr üger.“
    Osterkorn nickt erleichtert. „Das stimmt. Danke, Herr Staatsanwalt.“
    Nun wird der Dicke plötzlich laut. „Wir haben in Ihrer Lagerhalle einen Mann gefunden. Er wurde erschlagen. Das Feuer wurde gelegt, um Spuren zu verwischen. Was wissen Sie davon?“
    Osterkorn glotzt blöde. Tausend Dinge stürzen auf ihn ein. Gerade hatte er sich befreit geglaubt. Er verstand kein Wort. „Was denn noch …“ , stottert er. „Haben Sie wirklich … Was für ein Mann …“ Verwirrt sieht er von einem zum Andern.
    Der Dicke klopft ihm jovial auf die Schulter. „Sehen Sie Gassner, der Mann weiß von gar nichts.“ Und zu Osterkorn: „Gehen Sie jetzt nach Hause Mann. Und sobald ihnen etwas zur Sache einfällt, darf ich mit ihrem Anruf rechnen, nicht wahr, Herr Osterkorn?“
    „Natürlich“, s agt Osterkorn leise und lässt sich zur Tür hinausschieben. Der Gang kommt ihm nun gar nicht mehr so gefährlich vor.
     
    Kapitel
     
    Am selben Vormittag im Eingangsbereich der Pension Osterkorn.
    Mansfeld sitzt abseits in einer Sitzgruppe. Neben sich ein gepackter Koffer. Gäste sind keine da. Die Frühstückszeit ist vorüber. Alle sind nun in der Umg ebung unterwegs. An der Rezeption steht Antonio. Mansfeld telefoniert. Er spricht sehr leise.
    „… Nein, Liebes. Ich hab mir ein Taxi gerufen. Ich verschwinde hier. Stell Dir vor, die Halle ist vorgestern abgebrannt. Bis auf die Grundmauern … Ja, uns ere Lagerhalle, die wir kaufen wollten … Jammerschade ist das. Das wäre so ein tolles Geschäft geworden. Ich hatte den Osterkorn ja schon fast soweit. Der hätte mir die Halle zum halben Preis verkauft. Und dann fackelt das Ding einfach ab … Nein, nichts mehr zu retten. Ich habe mir das angesehen. Sieht aus wie