Tod im Heu: Liebesroman (German Edition)
aus der er den Schuss gehört hatte.
Einige hundert Meter entfernt stehen zwei Männer. Der größere von beiden stemmt gerade die Hände in die Hüften und schüttelt den Kopf.
„Du bist ein Depp“, schimpft Piller. „Ich hab Dir doch gesagt, Du sollst vor dem Schuss ausatmen. So triffst Du nie.“ Damit nimmt er dem kleinen Thiel die Pistole aus der Hand und gibt ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
„Muss ich das überhaupt lernen? Wir haben ja doch nur eine Pistole. Und die hast Du immer bei Dir“, jammert Thiel.
„Rede nicht“, raunzt Piller. „ Wenn die Polizei Dich verfolgt, musst Du auch schießen können. Vielleicht müssen wir einen Polizisten entwaffnen. Dann haben wir schneller zwei Pistolen, als Du gucken kannst.“
„Aber auf jemanden schießen werde ich doch nicht“, sagt Thiel leise.
„Wenn es nottut, dann wirst Du auch das“, sagt Piller. Er geht die paar Meter zum Baumstumpf und stellt die drei Büchsen wieder auf, die sie eben beschossen hatten. Allerdings hatte nur er selbst getroffen. Der Thiel hatte alle Kugeln weit daneben in den Wald gejagt.
„Was soll ich mit so einer Trantüte nur anfangen“, seufzt Piller zu sich. „Aber ich kann das Ding nicht allein drehen. Leider.“
Piller stellt sich wieder an die Schusslinie. „Pass auf“, sagt er ungeduldig zu Thiel. „Erst hebst Du die Pistole über das Ziel. Dann senkst Du sie ganz langsam herab. So. Dann ausatmen und die Luft anhalten. Und dann Schuss. Kapiert? Und jetzt Du.“
Thiel zuckt mit den Achseln. Noch ehe er Piller die Pistole aus der Hand nehmen kann, fährt ihm ein riesiger Schreck durch die Glieder.
„Was machen Sie denn hier?“ Oliver war hinter ihnen aus dem Wald auf die kleine Lichtung getreten und sah sich um. Er sah die Büchsen auf dem Baumstumpf, die Pistole in Pillers Hand. Weiter hinten parkte ein Auto. „Schießübungen, ja? Sie befinden sich hier in gesperrtem Gebiet. Es besteht Waldbrandgefahr. Sie dürfen mit dem Auto nicht hier hineinfahren. Bitte fahren Sie sofort wieder zurück zur Straße.“
Piller stand reglos und beobachtete Oliver aus den Augenwinkeln. Er sagte kein Wort. Die Pistole baumelte scheinbar ziellos an seinem rechten Arm.
„Wir haben kein Verbotsschild gesehen“, stottert Thiel.
„Aber sicher“, antwortet Oliver. „Das ganze Waldgebiet ist komp lett abgesperrt.“
„Und doch haben wir keins gesehen.“
„Was bist Du denn für einer“, fragt Piller plötzlich aggressiv.
Oliver wendet sich nun Piller zu. „Der zuständige Forstbeamte. Und nun fahren Sie bitte. Das ist doch ihr Auto, nicht wahr? Ich notiere mir das Ken nzeichen. Sie hören dann noch von uns. Um ein kleines Bußgeld werden Sie nicht herumkommen.“
„Du notierst hier gar nichts“, presst Piller hervor. Dabei richtet er die Pistole auf Oliver.
Erst jetzt bemerkt Oliver, in welcher Gefahr er sich befindet. Er wird bleich. „Schon gut. Sie können gehen. Ich schreibe Sie nicht auf.“ Und mit Blick auf die Pistole „Sie werden doch nicht … Es sind Kollegen von mir im Wald.“
Auch Thiel wird es ungemütlich. Er zupft Piller am Ärmel. „Los komm, wir hauen ab“, bittet er.
Doch Piller rührt sich nicht. „Er wird unsere Nummer doch aufschreiben“, sagt er leise. „Das lasse ich nicht zu.“
„Was willst Du denn machen. Du kannst ihn doch nicht abknallen“, bittet Thiel.
„Ich mache was ich will“, raunzt Piller.
Thiel hebt die Schultern. Ihm wird die Sache entschieden zu heiß. Er geht langsam in Richtung Auto.
Oliver deutet hinter sich. „Ich kann einfach in die Richtung verschwinden, ok?“
Piller antwortet nicht. Er schaut kurz zum Wagen, dann wieder zu Oliver. Dann drückt er ab.
Oliver stößt einen leisen Schrei aus und bricht zusammen.
Nun schlendert Piller gemütlich zum Wagen.
Thiel ist auße r sich. „Du hast ihn abgeknallt! Du hast ihn abgeknallt! Bist Du verrückt?“ Er stöhnt und jammert laut.
„Reiß Dich zusammen !“, ruft Piller. „Ich hab ihm nur ins Bein geschossen. Los, wir fahren.“
Piller stößt Thiel in den Wagen. Dann fahren sie davon.
Oliver presst vor Schmerz die Lippen aufeinander. Das linke Bein kann er nicht bewegen. Das hat keinen Zweck. Auf keinen Fall wird er es so bis zur Straße schaffen. Er muss Hilfe holen. Mit zitternden Fingern holt er das Handy aus der Innentasche seiner Jacke. Glücklicherweise hat er die Nummer der Forstverwaltung eingespeichert. Nie im Leben hätte er sich jetzt an die erinnern
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