Tod im Heu: Liebesroman (German Edition)
Und er hat wohl schon einige Beschwerden abgefertigt.
„Sie möchten etwas vorbringen?“, fragt er und faltet die Hände vor dem Bauch.
„Das kann man wohl sagen“, beginnt Christian. „Der Tortenboden hier ist viel zu hart.“
„ Nun, das lässt sich reparieren. Ich bringe Ihnen gern ein anderes Stück.“
„Nein danke. Mein Bedarf ist gedeckt. Ich will keine Ware von gestern.“
„Lieber Mann. Wir tauschen die Ware täglich komplett. Es gibt hier nichts Altbackenes.“
„Offenbar doch. Der B oden ist knochenhart, und was oben drauf ist, schmeckt wie von gestern.“
„Gut, dann darf ich wohl kassieren.“
„Ich habe keine Ware von gestern bestellt.“
„Sie wollen nicht zahlen?“
„Doch, hier haben Sie 5 € für den Kaffee.“
„Für die Torten bitte noch 3 €.“
„Ich zahle nichts für eine Torte, die gestern schon im Schaufenster lag.“
„Dann darf ich Sie bitten, das Lokal zu verlassen.“
„Natü rlich, was sollen wir noch hier“, sagt Christian, steht auf und schiebt Sarah zum Ausgang.
Der Inhaber folgt ihnen .
„Ist der Pfannkuchen auch von gestern?“ , fragt Christian, während sie die Auslagen an der Theke passieren.
„Auf Wiedersehen . Und beehren Sie uns bitte nicht wieder“, sagt der Inhaber und schiebt ihn bestimmt zur Tür hinaus. „Mein Hausrecht endet erst hinter dem Vorgarten. Wenn Sie sich also bitte bis zum Bürgersteig begeben wollen. Danke.“ Dann schließt er die Tür.
Ein Rentnerehepaar hat den Streit mitbekommen. Der Mann möchte auf den Zug aufspringen. „Es stimmt doch Ilse. Der Croissant schmeckt altbacken. Ich werde den auch nicht bezahlen.“
„Das lässt Du schön sein Herbert“, zischt die Frau .
Der Inhaber bemerkt die beiden. „Die Herrschaften wollen sich anschließen?“, fragt er süffisant.
Die Frau wehrt ab . „Nein, nein. Wir zahlen“ und mit Blick auf ihren Mann „Alles.“ Der Mann hat sein kurzes Gefecht verloren, sackt in sich zusammen und wird ganz still.
Draußen findet Sarah ihre Sprache wieder. Christian dagegen knickt ein. Er weiß, dass er überzogen hat, und bittet Sarah um Verzeihung. Sie kann ihm nicht böse sein.
Kapitel
Dr. Bach fährt auf der Straße nach Schönau. Er ist ein ruhiger Fahrer. Sein weißer Volkswagen Passat gleitet dahin. Nach einer Biegung sieht er einen alten Mann am Wegesrand auf einem Stein sitzen. Er hat einen Golden Retriever bei sich und spricht mit ihm. Dr. Bach parkt den Passat, steigt aus, geht auf den Mann zu und setzt sich neben ihn.
„Hallo Anglhuber“, sagt Dr. Bach.
„Hallo Doktor.“ Der Anglhuber hat eine alte Fistelstimme.
„W as treibst Du hier? Alles in Ordnung?“
„Sicher. Wir ruh en uns aus. Ich kann nicht mehr so wie früher.“ Und dann mit Blick auf seinen Hund: „Felix könnte, aber ich kann nicht.“
„ Ich kann Euch mitnehmen. Bis zu Deinem Haus sind es noch gut anderthalb Kilometer.“
Anglhuber blinzelt zum Wagen hinüber . „In Deinem schönen weißen Auto? Wir machen Dir nur die Sitze dreckig.“
„ Unsinn“, sagt Dr. Bach und schaut zum Retriever. „Ist mit Felix alles in Ordnung?“
„Sieh ihn Dir an. Er ist das blühende Leben .“
Dr. Bach streicht Felix über den Kopf. „Das linke Auge ist entzündet. Das kann nicht so bleiben. Ich geb ihm ein paar Tropfen.“
„ Lass gut sein Doktor. Er ist das blühende Leben. Du willst doch nur Rechnungen schreiben.“
„Unsinn. Du bekommst keine Rechnung.“
Dr. Bach gibt dem Golden Retriever einige Augentropfen.
„ Und sonst? Kommst Du zurecht?“
„Mein Go tt. Meine Elisa ist nun schon fünfzehn Jahre tot. Ich komme zurecht.“
„Du könntest Dir wieder jemanden suchen.“
„Wer will mich alten Mann denn haben.“ Anglhuber blinzelt durch sein faltiges Gesicht.
„ Nun, es gibt genug ältere Damen, die auch allein sind. Da würde sich bestimmt eine finden.“
„Ich will keine alte Frau. Ich will eine Junge.“
„Mensch Anglhuber. Eine Junge. Wie alt soll sie denn sein?“
„So alt wie meine Elisa, als sie damals von mir gegangen ist.“
„Verstehe.“
„Ja Do ktor. Auch ein Mann mit sehr tiefen Falten sehnt sich nach Zuneigung. Es ist bitter, wenn man so allein ist. Und alle denken, man braucht nichts mehr. Glaube mir.“
„Deine Einkäufe schaffst Du noch?“ , fragt Dr. Bach.
Anglhuber winkt ab. „Ich h ab eine Hilfe aus dem Dorf.“ Dann schaut er hoch. „Und Du?“, fragt unvermittelt. „Lebst Du glücklich mit Deiner Maria?“
Dr. Bach
Weitere Kostenlose Bücher