Tod im Heu: Liebesroman (German Edition)
zwingen ihn dazu. Als er Mansfeld entdeckt, strafft er seinen Oberkörper und versucht ihn jovial zu begrüßen. Das gelingt nur halb. Er hat das Gefühl, dass Mansfeld ihn umlauert und nach Schwächen sucht. Nun, da braucht er nicht lange zu suchen, sagt sich Osterkorn.
Mansfeld beginnt das Gespräch, als wär en beide auf einer Schulversammlung. „Schön, dass Sie sich eingefunden haben, Herr Osterkorn. Da wollen wir auch gleich beginnen. Wir sind ja zusammengekommen, um über den Kaufpreis zu reden, für das bekannte Objekt.“
„Herr Mansfeld“, unterbricht Osterkorn. „Über den Kaufpreis gibt es eigen tlich nichts zu verhandeln. Das stand ja schon in der Anzeige, dass es keine Verhandlungsbasis ist, sondern ein Festpreis.“
„Lieber Herr Osterkorn, wie Sie wissen, habe ich heute das Objekt in Augenschein genommen. Der von Ihnen anvisierte Preis scheint mir doch ein wenig hoch zu sein, angesichts der Tatsachen.“
„Welcher Tatsachen ?“, fragt Osterkorn entgeistert, während ein Kloss langsam von seinem Magen zum Hals hinaufsteigt.
„Also , da wäre zuerst die Elektrik. Die ist ja nun doch nicht im ganzen Gebäude vorhanden, obwohl das ganz anders beschrieben war.“
„Wir sprechen doch von einer Lagerhalle, oder?“, fragt Osterkorn bissig. „Glauben Sie, dort finden Sie alle vier Meter eine Steckdose? Suchen Sie vielleicht noch einen Anschluss für Ihr Fernsehgerät?“
„Sie brauchen nun nicht ironisch zu werden , Herr Osterkorn. Ich sage nur, dass es da gewisse Differenzen gibt, zwischen der Darstellung im Exposé und der Wirklichkeit. Zum Beispiel gibt es auch keine sanitären Anlagen. Das heißt, die müssten völlig neu geschaffen werden. Und auch die Form der Dachdeckung ist so, dass ich die für ein Sommerhaus völlig ungeeignet halte.“
„Das Dach ist in tadellosem Zustand und völlig dicht“ , protestiert Osterkorn.
„Sicher, sicher , Herr Osterkorn, aber aus Wellblech. Ich bitte Sie, da kriegt man Alpträume in jeder Regennacht, wenn das Wasser da drauf prasselt. Und ich müsste wieder in Ihre Pension kommen, um schlafen zu können. Nein, nein. Das Dach muss in jedem Fall neu gedeckt werden.“
„Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?“ , fragt Osterkorn erschöpft.
„Sehen Sie, jetzt sprechen wir vernünftig. Also , in Anbetracht der Tatsache, dass die Wirklichkeit vom Exposé dermaßen abweicht, kann von 200.000 € natürlich nicht die Rede sein. Ich sehe zwar ein, dass das Land einen gewissen Wert hat. Aber die Halle? Nun ja, womöglich wäre es billiger die Halle abzureißen und dann neu zu bauen. Die 1000 Quadratmeter Land müssen natürlich bezahlt werden, deshalb biete ich Ihnen jetzt sofort einen fairen Preis. Sagen wir 90.000 € und wir sind uns handelseinig.“
„Sind Sie wahnsinnig. Sie wollen, dass ich Ihnen mehr als die Hälfte vom Kaufpreis erlasse? Das kommt überhaupt nicht infrage. Warum sollte ich das tun?“
„Nun , lieber Herr Osterkorn. Auch darauf habe ich eine schlüssige Antwort: weil Sie selbst auf das Wenige angewiesen sind, was ich Ihnen biete. So einfach ist das.“
„Woher wollen Sie wissen …“
„Man macht sich so seine Gedanken, lieber Herr Osterkorn. Da sitze ich in München und lese, dass ein Bauer am schönen Königssee seine Lagerhalle verkaufen will. Warum nur, frage ich mich. Und wenn ich mich das frage, dann will ich auch was wissen. Da nehme ich dann auch ein wenig Geld in die Hand. In diesem Fall war es einfach. Ich habe da einen alten Freund, der verdingt sich als Privatdetektiv. Kein sehr einträglicher Job, das kann ich Ihnen sagen. Jedenfalls war er sehr froh über meinen Auftrag, sich doch mal umzuhören, was den Verkauf der Lagerhalle betrifft. Es war wohl auch kein großer Aufwand zu betreiben. Zwei bis drei Lokale hat er besucht und siehe da, die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Osterkorn braucht Geld. Die Ernte im vergangenen Jahr war schlecht. Der Kartoffelkäfer war wohl schuld. Lieber Herr Osterkorn, verstehen Sie mich richtig. Ich will Ihnen ja nur helfen. Aber bleiben Sie realistisch. Sie bekommen sofort Ihre 90.000 €, und dann sind sie wieder flüssig.“
Osterkorn ist ganz grau geworden , während der Mansfeld sich ausgelassen hat. Nun hat er gleich gar keine Kraft mehr. Da reden die Bauern in der Umgebung also schon über ihn. Das wurmt ihn am meisten, dass er davon nichts mitbekommen hat. Mitleid erwartet er nicht. Nein. Er war ja selber schuld. Wollte das Geld für die Schädlingsbekämpfung
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