Tod im Jungfernturm
an ihnen entlang, hinauf zu dem weißen Hügel. Ließ den Blick dort ruhen. Im Bauchnabel hatte sie eine kleine weiße Perle. Er wollte ihren Nabel küssen und … die Brust … jetzt war es wieder soweit. Sie spürte seinen Blick und lächelte frech, denn sie sah, was sie sehen mußte. Na und? Er hatte wieder einen Ständer. Das war ja auch kein Wunder, verdammt, wenn er sie so verlockend in seiner Nähe hatte, aber wegen der Kinder nicht rankommen konnte. Nicht jetzt, sie können uns hören! Nein, sie können uns sehen. Später. Und das nannte man nun Urlaub!
Matti drehte seine flatternde Hosenpartie zur Reling. Verdammt, war das blöd! Im Augenwinkel sah er, wie sie die Sonnenbrille abnahm und zu ihm rüberblinzelte. Er vermied, sie anzusehen, und betrachtete statt dessen die Aussicht auf den Hafen von Visby: die mittelalterlichen Speicherhäuser mit ihren modernen Straßencafés, der Fahrradverleih, das alte gelbe Gefängnis. Von den vier Mühlen auf der Anhöhe war eine bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Die Türme des Doms und die vielen Ruinen, die die Silhouette von Visby bestimmten, wenn man auf den Hafen zusegelte, verschwanden fast völlig, wenn man am Kai angekommen war.
Matti wandte den Kopf und starrte in Richtung Högklint über das Meer. Das phantastische Licht spiegelte sich in der Klippe. Trotz der großartigen Schönheit sehnte er sich nach Hause. Noch eine Woche. Sieben höllische Tage mit Hüpfburgen, Kindertheater und Happy Meal. Nie wieder würde er sich von jemandem das Segelboot ausleihen, um dann in dessen Schuld zu stehen. Nie wieder! Matti hatte Anja nicht kommen hören und erschrak, als er den leichten Druck ihres sonnenwarmen Körpers gegen seinen Rücken spürte. Sie umarmte ihn von hinten. Die Hände glitten über seinen Bauch und weiter nach unten. Ganz leicht und vorwitzig massierten ihre Fingerspitzen seine Haut. Er konnte ihre Nägel durch den Stoff fühlen.
»Jetzt«, flüsterte sie. »Ich will, jetzt.«
Der Körper reagierte, noch ehe der Gedanke richtig durchgedrungen war. Er warf einen raschen Blick auf Lauri und Juho. Sie saßen einander im Schneidersitz gegenüber und sezierten Quallen, die sie in einem roten Plastikeimer gefangen hatten. Keine nette Beschäftigung, aber unter den herrschenden Umständen wollte ihm keine Alternative einfallen. Er stellte fest, daß beide eine Schwimmweste trugen. Sie würden ja nicht lange weg sein. Anja verschwand kichernd im Niedergang. Ihre Hüften schaukelten. Der Stringtanga war winzig. Mit einer Willensanstrengung drehte er sich noch einmal um, um zu kontrollieren, ob die Jungs noch da saßen. Sie waren mit ihren Dingen beschäftigt und bemerkten ihn nicht.
Die Gardinen waren zugezogen, und als sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah er, daß sie sich von Kopf bis Fuß ins Bettuch gewickelt hatte. Sie liebte Verkleidungsspiele. Das hier würde länger dauern, als er gedacht hatte, aber die Not kennt kein Gesetz.
Lauri nahm eine Qualle auf vier Finger, und drückte mit der anderen Hand, bis die Finger auf der anderen Seite der Gallertmasse herauskamen.
»Schleimig.« Er zielte auf das Boot nebenan und warf die Qualle weg. Sie kam gerade eben bis über die Reling und landete mit einem kleinen Platsch im Wasser.
»Ich muß mal.« Er schaute sich um, aber Anja war nicht zu sehen.
»Ich kann viel weiter pinkeln als du!« sagte Juho. »Sieben Meter!« Er war ein Jahr älter und ganz sicher, aus diesem Wettkampf als Sieger hervorzugehen. Sie stellten sich an die Reling, zogen die Badehosen herunter und konzentrierten sich so lange, bis Juho klar wurde, daß er gar nicht sonderlich nötig mußte und deshalb wohl kein sicherer Gewinner sein würde. Er versuchte ein Ablenkungsmanöver.
»Sieh mal, die Qualle! Wie komisch die aussieht. Wir holen sie wieder raus.«
»Das geht nicht! Das ist nur noch Glibber!«
»Jetzt holen wir die Qualle raus, hab ich gesagt«, meinte Juho entschlossen.
»Das geht nicht.«
»Klar geht das!« Juho war schon auf der Suche nach der Angel. Er schwang sie in einem Bogen über die Reling. Der Schwimmer landete mit einem Plopp neben der wabernden durchsichtigen Masse, die größtenteils unter der Wasseroberfläche lag.
»Der Haken wird nirgendwo festhängen können, ist doch klar!« Lauri spuckte ins Wasser, wie er es bei Matti gesehen hatte. Das verlieh dem Gesagten einen gewissen Nachdruck.
»Jetzt, sieh, ich hab ihn!« Juho zog triumphierend die Schnur ein.
»Das ist doch nur eine
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