Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
Lippen. Sie sollte ihm auch sagen, daß Insulin nicht direkt ins Blut gespritzt wird, aber es war, als würde sie das nichts mehr angehen. Das Herz war so unruhig in der Brust, sie schwitzte und mußte kurz die Augen schließen.
    Dann war sie allein im Zimmer. Es gab keinen Schmerz. Vielleicht war er gar nicht da gewesen, sie konnte ihn nicht mehr sehen. Nahm nur einen Geruch wahr … wovon? Svea merkte, daß es ihr schlecht ging, aber sie wollte die genervten Hände nicht mehr rufen. Also mußte es so gehen. Sie wollte nicht, daß sie von denen berührt wurde, wo die sie so ekelhaft fanden. Wie komisch es in den Beinen zuckt, war ihr letzter bewußter Gedanke.
    »Ob man sie obduzieren wird?« fragte Iris bei der morgendlichen Übergabe.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte die Nachtschwester.
    »An irgendwas muß man ja wohl sterben dürfen. Sie hatte nun wirklich alles: Asthma, Herzschwäche, Nierenkrebs und Diabetes. Wenn Dr. Gunnarsson sie obduzieren lassen will, dann muß er die Überweisung in die Pathologie selbst ausstellen. Ein Totenschein muß reichen.«
    »Hast du die Angehörigen angerufen?« Iris studierte den Block mit den morgendlichen Temperatur- und Blutzuckermeßwerten. Unvollständig ausgefüllt, aber das hatten sie wohl nicht geschafft, da sie sich um einen Todesfall hatten kümmern müssen.
    »Ich glaube, sie hatte keine. Ich habe die Telefonnummer von einem Nachlaßverwalter und von der Tochter einer Cousine. Die Telefonnummer ist gestrichen, vielleicht ist sie umgezogen.« Die Nachtschwester gähnte verstohlen. Ihr Kittel war zerknittert, als hätte sie darin geschlafen.
    »Ich glaube, die arbeitet jetzt als Krankenschwester in Saudi-Arabien. Svea hat das mal erzählt, aber genau weiß man es nicht. Das kann sie ebensogut im Fernsehen gesehen haben.«
    »Auf jeden Fall gibt es niemanden, der bei nächtlichen Notfällen angerufen werden wollte«, sagte die Nachtschwester und stand gähnend auf.

19
    Vega begegnete ihnen in der Küchentür.
    »In der Thermoskanne auf dem Gartentisch ist Kaffee«, murmelte sie mit dem Mund voller Stecknadeln und verscheuchte den Hund, der quer über der Treppe lag. Tjelvar erhob sich schwerfällig und schleppte sich in den Schatten der Stadtmauer. Dort entdeckte er eine Katze und wurde ob des unerwarteten Besuches plötzlich ganz munter. Die Katze lächelte frech und leckte sich die eine Pfote, als würde sie Tjelvars Gegenwart gar nicht bemerken. Der Hund patrouillierte derweil an der Reviergrenze auf und ab, um zu demonstrieren, daß territoriale Verletzungen nicht ohne Folgen, und zwar spürbare Folgen, bleiben würden.
    »Ihr müßt mich entschuldigen, ich muß noch einen Saum umnähen, ehe ich euch Gesellschaft leisten kann. Ein Brautkleid.« Vega lächelte ein strenges Stecknadellächeln und verschwand.
    »Dann fangen wir schon mal an mit dem Kaffee«, sagte Hartman. »Ihr wollt also schon morgen zu den Höhlen fahren? Ich kann nicht umhin zu hören, wenn du telefonierst, nur daß du es weißt. Wenn du etwas Privates zu besprechen hast, dann mußt du mich bitten, mal um den Block zu spazieren. Es ist sehr hellhörig hier.«
    »Es ist ja kein Geheimnis, daß Krister und ich gerade Probleme haben.«
    »Ich wollte dich schon danach fragen. Wie sieht es eigentlich aus?« fragte Hartman.
    »Ich weiß nicht.« Maria legte den Kopf in die Hände, fuhr sich langsam über das Gesicht und hing dann eine Weile ihren Gedanken nach, ehe sie antwortete.
    »Mit jemandem zusammenzuleben ist immer eine Paketlösung, das Schlechte ist sozusagen inklusive. Momentan befinden wir uns in einer Talsohle. Im vergangenen halben Jahr haben wir nie richtig Zeit füreinander gehabt. Wir haben nebeneinanderher gelebt, jeder hat seinen Teil der gemeinsamen Arbeit geleistet, wie haben einander wie gute Freunde geholfen. Wir haben uns nicht gestritten, aber auch nicht geliebt. Krister fällt es schwerer als mir, ohne Leidenschaft zu leben. Er hat ein großes Bedürfnis, bewundert und bestätigt zu werden. Da genüge ich wohl nicht.«
    »Ich kenne das gut, was du beschreibst«, sagte Hartman gedankenverloren. »Marianne und ich hatten so eine Phase, als die Kinder klein waren. Ich bin in meiner Arbeit aufgegangen, ohne zu merken, daß wir uns voneinander entfernten. Ich habe Überstunden gemacht, damit wir uns zwei Autos leisten, das Badezimmer renovieren und Ferien im Ausland machen konnten. Ich dachte, das sei wichtig für sie, aber sie wollte mich. Das ging so weit, daß sie

Weitere Kostenlose Bücher